Die Wall Street konnte am Freitag feiern - immerhin ging der S&P 500 Index, die populärste Benchmark für US-Aktien, zum ersten Mal seit mehr als zwei Jahren wieder auf einem Rekordhoch aus dem Handel. Grund zum Jubeln gab es allerdings nur bedingt, denn der Rest der großen Anlageklassen notiert weiterhin in unterschiedlichem Umfang unter früheren Höchstständen, wie ein Blick auf eine Reihe repräsentativer ETFs bis zum Handelsschluss am 19. Januar zeigt.
Nachfolgend einige Highlights (und Lowlights) aus dem aktuellen Drawdown-Ranking. Werfen wir zunächst einen Blick auf US-Aktien, repräsentiert durch den Vanguard Total (EPA:TTEF) Stock Market Index Fund ETF Shares (NYSE:VTI), der die Woche ebenfalls auf einem Rekordhoch beendete.
Und das war dann auch - zumindest für den Moment - der einzige Grund zur Freude: Wie die folgende Abbildung zeigt, weisen sind übrigen Märkte nach wie vor von leichten bis starken Drawdowns gekennzeichnet.
Junk Bonds liegen im Drawdown-Klassement nur knapp hinter US-Aktien, während US-Bonds im Drawdown-Klassement liegen. Der SPDR® Bloomberg High Yield Bond ETF (NYSE:JNK) ging am Freitag rund 2 % unter seinem bisherigen Höchststand aus dem Handel.
Zum Vergleich: Mehrere Fonds weisen derzeit noch zweistellige Verluste auf. Spitzenreiter im Minus: Staatsanleihen der Industrieländer ohne USA (VEA) mit einem satten Minus von 26 %.
Zum Vergleich: Der Global Market Index (GMI) beendete die vergangene Woche mit einem vergleichsweise moderaten Minus von 3,2 %. Der GMI ist ein von CapitalSpectator.com veröffentlichter, nicht gemanagter Vergleichsindex, der alle wichtigen Anlageklassen (mit Ausnahme von Cash) marktwertgewichtet über ETFs abbildet und eine wettbewerbsfähige Benchmark für Multi-Asset-Class-Portfolios darstellt.
Woher kommen die jüngsten Kursgewinne am US-Aktienmarkt? "Offensichtlich herrscht Konsens darüber, dass die Inflation unter Kontrolle ist und wir auf eine weiche Landung zusteuern", erklärt Doug Fincher, Portfoliomanager beim Hedgefonds Ionic Capital Management. "Das ist sicherlich möglich - aber ein Großteil dieser Annahme ist bereits eingepreist."
Ed Yardeni von Yardeni Research prognostiziert drei "denkbare historische Ereignisse für die zukünftige Entwicklung der Wirtschaft, der Fed und des Aktienmarktes". Das wahrscheinlichste Szenario (60%) ist seiner Meinung nach ein "Roaring 2020s"-Szenario.
"Wir gehen davon aus, dass der chronische Fachkräftemangel die Unternehmen dazu zwingt, technologische Innovationen zu nutzen, um ihr Produktivitätswachstum zu steigern, das sich laut den von der Regierung veröffentlichten Quartalsdaten seit dem letzten Jahr wieder erholt hat. Dadurch bleibt die Inflation gedämpft, während das reale BIP-Wachstum, die Reallöhne und die Gewinnmargen steigen. Die Fed wird ihre Geldpolitik wahrscheinlich lockern, ohne jedoch die Leitzinsen deutlich senken zu müssen. Aktienanleger werden davon profitieren.
Im Moment scheint die breite Masse dieser Interpretation zuzustimmen. Die übrigen Märkte der Welt befinden sich dagegen in unterschiedlichen Stadien der Unsicherheit über das, was auf sie zukommt.