Die FOMC-Sitzung ging am 22. September mit der eindeutigen Botschaft zu Ende, dass sich der geldpolitische Kurs von einem extrem dovishen zu einem fast völlig unerwarteten hawkishen Kurs verändert hat. Aus der Pressekonferenz ging glasklar hervor, dass die Fed, sofern die Arbeitsmarktdaten für September nicht massiv enttäuschen, wahrscheinlich im November mit dem Tapering beginnen wird.
Die eigentliche Botschaft der Fed war jedoch mehr als das, und vielleicht hat der Aktienmarkt diesen Punkt nicht ganz verstanden. Die Botschaft steckt in den Prognosen für die Federal Funds Rate, die auf mehr Zinserhöhungen hindeuten, und zwar früher als bisher angenommen. Und das alles, während die Fed auch das BIP-Wachstum für den Rest des Jahres 2021 nach unten korrigierte.
Die Botschaft der Fed ist unmissverständlich. Die Wirtschaft wächst langsamer als bisher angenommen, aber die Geldpolitik wird früher als erwartet gestrafft.
Die erste Zinserhöhung kommt früher als erwartet
Es gilt als fast sicher, dass das Tapering der Ankäufe auf der nächsten Sitzung eingeleitet wird und dass die Fed diese Drosselung der Wertpapierkäufe bis etwa Juni oder Juli nächsten Jahres abgeschlossen haben möchte. Überraschend war, dass die Fed nun das Potenzial für eine Zinserhöhung im Jahr 2022 sieht. Dabei soll die Federal Funds Rate auf 0,3 % steigen. Dies ist eine wesentliche Verschiebung gegenüber der FOMC-Sitzung im Juni, auf der keine Zinserhöhungen in Aussicht gestellt wurden.
Noch überraschender ist, dass die Dots nun insgesamt drei bis vier Zinserhöhungen bis Ende 2023 vorsehen. Das würde den Leitzins auf 1 % bringen. Gegenüber den Prognosen vom Juni, die den Zinssatz auf 0,6 % geschätzt hatten, stellt dies einen drastischen Anstieg dar. Das mag auf den ersten Blick unbedeutend erscheinen, aber zwei Zinserhöhungen mehr als bisher erwartet sind es ganz und gar nicht.
Langsameres Wachstum
Darüber hinaus hat die Fed das BIP-Wachstum für 2021 von 7 % auf 5,9 % herabgesetzt, was eine massive Revision im Vergleich zur Juni-Sitzung darstellt. Die Wachstumsprognose für 2022 wurde dagegen von 3,3 % auf 3,8 % angehoben, was den Wachstumsabschlag aus dem Jahr 2021 jedoch nicht wettmacht.
Die Reaktion der Märkte
Der Anleihemarkt hat auf diese veränderte Haltung der Fed angemessen reagiert. Am kürzeren Ende der Zinskurve sind die Renditen gestiegen. Am längeren Ende der Kurve kam es zu einem Anstieg der Zinssätze. Grund dafür ist, dass sich der Markt auf die Aussicht eingestellt hat, dass die Fed die Zinssätze längerfristig nach oben treiben wird. Da das QE-Programm jedoch im Wesentlichen Mitte nächsten Jahres ausläuft, dürften die Zinsen am kürzeren Ende der Kurve schneller steigen als die am längeren Ende, was zu einer Abflachung der Renditekurve führt.
Die interessanteste Reaktion auf all dies kam von den Aktienmärkten, die nach Bekanntwerden des Fed-Entscheids eine recht dramatische Rallye aufs Parkett hinlegten. Es sieht so aus, als hätte die Börse nicht gemerkt oder sich nicht darum gekümmert, dass die Zinsen früher als erwartet steigen könnten. Wenn man weiß, wie empfindlich der Markt in der Vergangenheit auf die Aussicht auf höhere Zinsen reagiert hat, erscheint es recht eigenartig, dass die Aktienkurse so positiv reagiert haben.
Freilich kann es auch sein, dass der Markt einfach das Gesamtkonzept nicht ganz verstanden hat. Sobald er die geänderte Haltung der Fed begreift, ändert der Markt möglicherweise seine Einstellung. Das wird natürlich nur die Zeit zeigen, aber ein schläfriger Aktienmarkt (S&P 500, Dow Jones, Nasdaq 100), der sich der Veränderungen nicht bewusst ist, könnte erhebliche und tiefgreifende Auswirkungen haben, wenn er endlich aufwacht und der Realität ins Auge sieht.