- Die veränderte wirtschaftliche Dynamik hat Home Depot in diesem Jahr zugesetzt
- Die Aktie des Unternehmens hat in diesem Jahr 32 % eingebüßt, während der S&P 500 um 20 % gefallen ist
- Dennoch ist Home Depot eine solide Dividendenaktie, die sich stark erholen könnte
Das Umfeld für Baumarktunternehmen war in diesem Jahr ziemlich dornig. Nach und nach haben sich die Katalysatoren, die ihre Aktienkurse während der Pandemie auf immer neue Höchststände getrieben hatten, zurückgebildet.
Hausbesitzer, die viel Geld in die Renovierung ihrer Häuser steckten, haben ihre Ausgaben auf andere Aktivitäten verlagert, die sie während der globalen Gesundheitskrise vermisst hatten, wie z.B. Reisen und Unterhaltung im Freien.
Die extrem niedrigen Zinssätze und die überschüssige Liquidität, die die Immobilienpreise in die Höhe trieben und einen einmaligen Boom auf dem Immobilienmarkt auslösten, sind von der Bildfläche verschwunden. So fehlt den Hausbesitzern die bisherige Zuversicht, ihr Geld auch weiter in ihre Immobilien zu stecken.
Die aggressiven Zinserhöhungen der US-Notenbank in diesem Jahr haben die Erschwinglichkeit von Eigenheimen für Käufer verschlechtert und den Verkauf von Wohnimmobilien und die Bautätigkeit gebremst.
Die Hypothekenzinsen stiegen letzte Woche zum ersten Mal seit 20 Jahren über 7 %, um anschließend wieder knapp unter diese Marke zurückzufallen. Vor einem Jahr lagen sie gerade einmal bei über 3 %. Die Hauspreise sind zwar immer noch hoch, Ökonomen warnen aber, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie spürbar sinken.
Quelle: Freddie Mac
Diese veränderte wirtschaftliche Dynamik hat dem Branchenprimus Home Depot (NYSE:HD) schwer zugesetzt. Die Aktie des Unternehmens ist in diesem Jahr um 32 % gefallen, während der S&P 500 nur um 20 % gefallen ist. Diese scharfe Korrektur wirft die Frage auf, ob der weltgrößte Baumarktkonzern auf diesem Niveau ein Kauf ist oder ob weiteres Abwärtsrisiko besteht.
Werfen wir zunächst einen Blick auf die Ertragslage des in Atlanta ansässigen Einzelhändlers in diesem Jahr, um zu analysieren, wie sich die derzeitigen ungünstigen Bedingungen auf sein Geschäft auswirken.
Überraschende Ergebnisse
Der Umsatz und der Gewinn übertrafen die Erwartungen der Börse. Im August meldete HD ein vergleichbares Umsatzwachstum von 5,8 % im Quartal zum 31. Juli und übertraf damit die durchschnittliche Analystenschätzung von 4,6 %. Trotz dieses Erfolgs sind die vergleichbaren Erlöse im Vergleich zu den zweistelligen Zuwächsen während der Pandemie erheblich niedriger.
Das Unternehmen räumte ein, dass sich der Gegenwind auf dem Wohnungsmarkt bemerkbar macht, erklärte aber, dass die Auftragsbestände nach wie vor hoch sind und sich der starke Umsatztrend im laufenden Quartal fortsetzt.
Damals bekräftigte die Einzelhandelskette auch ihre Prognose für den Rest des Geschäftsjahres, die ein vergleichbares Umsatzwachstum von etwa 3 % vorsieht. Im Rahmen einer Konferenzschaltung mit Analysten informierte das Unternehmen, dass es aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten einen konservativen Prognoseansatz wählt.
Quelle: InvestingPro
Auch wenn die HD-Aktie aller Voraussicht nach weiter unter Druck bleiben wird, solange sich der Konjunkturhimmel eintrübt, gibt es einige Besonderheiten, die das Unternehmen widerstandsfähiger machen als andere Händler in dieser Kategorie.
Die größte Stärke des Unternehmens ist die Konzentration auf gewerbliche Kunden. Während wir bei explodierenden Kosten vielleicht kein Geld für die Renovierung unserer Wohnungen ausgeben, müssen gewerbliche Bauunternehmer immer noch eine lange Liste von Projekten abarbeiten.
Home Depot hat in der Vergangenheit mehr Umsätze mit diesem lukrativeren und frequenten Kundenkreis gemacht. Etwa 45 % des Gesamtumsatzes von Home Depot stammen von gewerblichen Kunden, während es bei Lowe's (NYSE:LOW) nur etwa 20 bis 25 % sind.
Gewerblicher Kundenstamm
Seit Jahren positioniert sich Home Depot bei den gewerblichen Kunden als bequeme Alternative zur Bestellung bei Fachhändlern. Das Unternehmen hat seine Anstrengungen mit einer Investition in Höhe von 1,2 Mrd. USD in die Lieferkette, u. a. mit der Eröffnung eines Netzwerks von Verteilzentren für Tieflader in verschiedenen bevölkerungsreichen Zentren in den USA, darunter Dallas, Baltimore, Miami und Newark, verdoppelt.
Dank der frühzeitigen Eroberung eines größeren Anteils am Fachmarkt ist HD weniger anfällig für den E-Commerce-Angriff von Amazon (NASDAQ:AMZN). Baumaterialien und andere sperrige Artikel sind für den Online-Handel schlichtweg weniger geeignet.
Der zweite Faktor - der meines Erachtens den Umsatz auch in Zeiten der Krise auf dem Wohnungsmarkt weiter begünstigen wird - ist die dauerhafte Veränderung der Arbeitskultur, wenn immer mehr Arbeitnehmer von zu Hause aus arbeiten können, was langfristig eine größere Nachfrage nach Renovierungen und mehr Gründe für den Einkauf bei Home Depot schafft.
Und schließlich ist HD viel günstiger als noch vor einem Jahr. Die Aktie notiert mit dem 16-fachen ihres voraussichtlichen Gewinns. In den letzten fünf Jahren wurde das Unternehmen mit dem 25-fachen seines Gewinns gehandelt.
In einer aktuellen Studie bestätigte Citi Home Depot als "Buy" und erklärte, dass die langfristigen Chancen für die Aktien des Heimwerkerunternehmens zu attraktiv seien, um sie außer Acht zu lassen. Außerdem hieß es in der Notiz:
"Ungeachtet des makroökonomischen Hintergrunds sind wir nach wie vor der Meinung, dass HD die richtige Strategie hat, um die langfristigen Chancen zu nutzen."
Fazit
Der XXL-Aufwärtstrend der HD-Aktie ist im aktuellen Zyklus vorbei, zu sehr haben sich die Kaufgewohnheiten der Amerikaner nach der Pandemie normalisiert. Dennoch ist Home Depot eine solide Dividendenaktie, die sich dank ihres gesunden Geschäftsmixes kräftig erholen dürfte.
Offenlegung: Haris Anwar besitzt Aktien von Home Depot. Die in diesem Artikel dargelegten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des Verfassers wider und sind nicht als Anlageberatung zu verstehen.