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Indonesien: Der Westen verliert das Rohstoff-Rennen gegen China

Veröffentlicht am 26.09.2024, 08:26
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Der Westen bemüht sich nur halbherzig um das Rohstoff-Schwergewicht Indonesien. Dies spielt China in die Hände, das den Bergbau des aufstrebenden Landes ohnehin schon in weiten Teilen dominiert.

Großbritannien und Indonesien haben am 18. September eine Absichtserklärung zur Gründung einer strategischen Partnerschaft für kritische Mineralien unterzeichnet. Dabei geht es um politischen Dialog und den Austausch von technischem Wissen.

Auf den ersten Blick sieht dies nach einer Annäherung eines weiteren westlichen Staates an Jakarta aus. Im Juli hatten die USA bereits einen Vorstoß unternommen und einen Beitritt Indonesiens zur Mineral Security Partnership (MSP) ins Spiel gebracht. Die MSP ist ein Format mit 14 Ländern (darunter USA und UK) und der EU.

USA wollen MSP statt Handelsabkommen

Bei genauerem Hinsehen zeigt sich jedoch die Zurückhaltung westlicher Regierungen.

Indonesien hatte im vergangenen Jahr in Washington Gespräche über ein Handelsabkommen für kritische Mineralien mit den USA ins Spiel gebracht. Ein solches Abkommen würde etwa Rohstoffe aus dem südostasiatischen Land für Begünstigungen des Inflation Reduction Acts (IRA) qualifizieren.

Wenn die USA nun einen Beitritt zur MSP vorschlagen, kann dies als Ablehnung eines Handelsabkommens mit IRA-Qualifizierung verstanden werden. Dabei wäre ein solches Abkommen weitaus substanzieller als die MSP.

Deshalb stellt sich die Frage, wie ernst die westlichen Bemühungen um Indonesien als Rohstoffpartner wirklich sind.

Das britische Abkommen wurde nicht durch den Premierminister, sondern durch Entwicklungsministerin Anneliese Dodds unterzeichnet – und war nur einer von diversen Programmpunkten einer mehrtätigen Reise. Außerdem sind keinerlei konkrete Details des Abkommens bekannt.

US-Arbeitsministerium stuft indonesisches Nickel als problematisch ein

Wie "The Diplomat" meldet, hat das US-Arbeitsministerium Nickel aus Indonesien am 10. September auf die Liste der durch Kinder- oder Zwangsarbeit hergestellten Waren gesetzt. Dies sei ein "weiterer Rückschlag" für Indonesien im Hinblick auf das gewünschte Handelsabkommen.

Fraglich ist diese Listung zumindest im Hinblick auf die zuvor vorgeschlagene MSP-Mitgliedschaft. Die MSP hat sich hohe ESG-Standards auf die Fahnen geschrieben. Eine Mitgliedschaft Indonesiens erscheint mit der Einstufung des US-Arbeitsministeriums deshalb kaum vereinbar.

Einerseits gibt es Kritik an den Arbeits- und Menschenrechtsstandards in Indonesien sowie an den Maßnahmen zum Umweltschutz im Bergbau des Landes. Diese Kritik gilt auch als ein Grund dafür, dass sich BASF (ETR:BASFN) und Eramet im Sommer von den Plänen zum Bau eines Nickel-Kobalt-Raffineriekomplexes in Weda Bay verabschiedeten.

ESG Kriterien und diversifizierte Lieferketten: Ein unlösbarer Zielkonflikt?

Unternehmen müssen ab 2029 in ihren gesamten Lieferketten Maßnahmen zum Schutz der Umwelt und der Menschenrechte ergreifen – dies schreibt die "Richtlinie zur Sorgfaltspflicht von Unternehmen in Bezug auf die Nachhaltigkeit" vor.

Andererseits benötigt der Westen viele Rohstoffe – die in Indonesien zu finden sind. Insbesondere für die angestrebte Dekarbonisierung muss der Bergbau weltweit erheblich hochgefahren werden, um die steigende Nachfrage nach Kupfer, Lithium und Co. zu decken. Ohne das Potenzial ressourcenreicher Schwellen- und Entwicklungsländer wird dieses Ziel verfehlt.

Indonesien ist einer der weltweit größten Produzenten von metallischen Rohstoffen wie Gold, Kupfer, Nickel und Kobalt. 2023 entfiel mehr als die Hälfte des globalen Nickelangebots auf das Land – Tendenz steigend. Zudem ist Indonesien  der zweitgrößte Kobaltproduzent nach der DR Kongo.

China sieht sich beim Griff nach den indonesischen Rohstoffvorkommen keinem Zielkonflikt mit ESG-Kriterien ausgesetzt und ist im Bergbau des Landes stark vertreten. Ein Großteil der indonesischen Nickelprojekte operiert mit einer chinesischen und einer indonesischen Beteiligungsbasis.

Macht der Westen das Geschäft nicht, macht es China

Üblich sind indonesische Eigentümer im Bergbau und chinesische Eigentümer in der Schmelz- und Raffinierungsphase. Unter anderem Tsingshan Holdings, CNGR Advanced Material, Huayou Cobalt und Lygend Resource Technology aus der Volksrepublik sind in Indonesien vertreten.

Auch diese chinesische Dominanz kollidiert mit den Plänen der westlichen Länder zum Aufbau sicherer Lieferketten. Die FEOC-Definition des IRA schließt etwa Lieferanten aus, die sich zu mehr als 25 % in chinesischem Besitz befinden.

In Indonesien wird deutlich: Machen westliche Länder und ihre Konzerne das Geschäft nicht, macht es China. "Durch ihre Abwesenheit überlassen die USA das Feld Geschäftsinteressen, die eine entschieden andere Herangehensweise an Menschenrechtsstandards und -praktiken haben", kommentierte "The Diplomat".

Der Ausschluss von Schwellen- und Entwicklungsländern aus den Bemühungen um eine Diversifizierung der Lieferketten ist deshalb ein riskantes Unterfangen. Am Ende könnte der Rohstoffabbau in Indonesien und andernorts ganz ohne die im Westen hochgehaltenen ESG-Kriterien stattfinden – und der Westen auf genau diese Lieferungen dennoch angewiesen sein.

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