Der Goldpreis hat im November deutlich nachgegeben. Vor allem seit den US-Präsidentschaftswahlen geht es kräftig abwärts (siehe roter Pfeil im folgenden Chart).
Ist das nur eine Gegenbewegung nach einer zuvor extrem starken Rally oder wird gerade das Ende des Aufwärtstrends eingeläutet? Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, werfen wir einen Blick auf die möglichen Gründe für die Goldverkäufe.
Unsicherheit beseitigt, sicherer Hafen weniger gefragt
Ein möglicher Grund ist die Auflösung von Absicherungspositionen, die vor der US-Wahl eingegangen worden waren, um sich unter anderem gegen eventuelle Ausschreitungen abzusichern. Diese wurden von zahlreichen Politikexperten für möglich gehalten, vor allem bei einer Wahlniederlage Donald Trumps. Weil Trump aber die Wahl klar gewonnen hat, ist nun eine große Unsicherheit aus dem Markt, so dass Gold als sicherer Hafen dafür nicht mehr benötigt wird.
Für diese Theorie spricht ein Bericht des World Gold Council, wonach globale Gold-ETFs in der ersten Novemberwoche schätzungsweise 809 Mio. US-Dollar verloren, wobei es die meisten Abflüsse nach Nordamerika gab.
Diese Abflüsse wurden teilweise durch starke Zuflüsse aus Asien ausgeglichen, was darauf hindeutet, dass sich die Anleger in Asien auf US-Zölle und eine Wiederaufnahme des Handelskriegs zwischen den USA und China vorbereiten.
Steigender Dollar verteuert Goldkäufe für andere Währungsräume
Ein weiterer Grund ist der seit der Wahl stark steigende US-Dollar (siehe roter Pfeil im folgenden Chart).
Denn Gold wird in US-Dollar gehandelt. Und daher müssen Anleger aus anderen Währungsräumen für den Kauf des Edelmetalls nun tiefer in die Tasche greifen. Die Korrelation der Kursentwicklungen zwischen dem (steigenden) US-Dollar und dem (fallenden) Goldpreis ist eindeutig.
Es wäre daher denkbar, dass die dynamischen Kursverluste beim Goldpreis enden, wenn auch die zunehmende Dollarstärke zu Ende geht. Dann bleibt allerdings noch die Problematik, dass die Unsicherheit bezüglich der US-Wahl beseitigt ist und Trump durch eine Mehrheit im Kongress von den Wählern sogar mit einem sehr soliden Mandat ausgestattet wurde.
Letzteres könnte auch dazu führen, dass Kryptowährungen eine zunehmende Konkurrenz für den Goldpreis werden, da Trump als Bitcoin-Befürworter gilt und davon sogar eine Staatsreserve bilden möchte.
Bislang nur eine harmlose Gegenbewegung
Bislang macht die aktuelle Abwärtsbewegung des Goldpreises nur etwa 38,20 % der Aufwärtsbewegung seit dem Korrekturtief vom 7. Juni aus. Dieses Ausmaß gilt als Mindestziel für eine normale Gegenbewegung. Der Rücksetzer ist also noch harmlos.
Aber vielleicht ist Ihnen im ersten Chart oben bereits aufgefallen, dass ich den Goldpreis aus Sicht der Elliott-Wellen am Ende eines 5-gliedrigen Aufwärtstrends sehe.
Diese Marken sollte der Goldpreis nicht unterschreiten
Ich erinnere in diesem Zusammenhang an meine Gold-Analyse vom 20. August (siehe „Gold bleibt eine Trading-Alternative“). Darin war bereits zu lesen, dass am Ende der Welle 5 mit einem Rücksetzer zu rechnen ist. Jetzt könnte das Ende der Welle 5 gefunden worden sein. Und damit gilt es jetzt auf Folgendes aus der damaligen Analyse zu achten:
„Und wenn der Goldpreis nun in die Dreiecksformation bzw. die Seitwärtsspanne zurückfällt, muss man von einem Ende der Welle 5 ausgehen.“
Das gilt aus heutiger Sicht umso mehr, weil der Goldpreis bei einem Rückfall in die Dreiecksformation (blaue Linien im Chart) auch mehr als 61,80 % der Welle 5 korrigiert hätte, was schon ein deutliches Signal der Schwäche wäre.
„Bestätigt wird dies, wenn das Tief der Dreiecksformation unterschritten wird“, hieß es noch in der Analyse vom 20. August. Und: „Eindeutig beendet ist die Welle 5 aber erst, wenn ihr Ausgangspunkt unterschritten wird, also das Tief der Welle 4“. Dazu gab es folgenden Rat: „Je nach Risikoneigung kann man also nun den jeweiligen Stop-Loss zu den in den vorangegangenen Gold-Analysen beschriebenen Long-Positionen bis unter die genannten Chartmarken nachziehen“.
Dies kann man weiterhin beherzigen. Wobei man auch durchaus dazu neigen könnte, die Long-Positionen sofort zu beenden, den damit erzielten Gewinn zu realisieren und nun auf die Short-Seite zu wechseln, mit einem Stop-Loss auf dem Trendhoch bei rund 2.790 USD.
Man könnte auch einen etwas tieferen Stop-Loss setzen. Denn Entwarnung ist bereits angesagt, wenn die Kursverluste aufgeholt werden können, die seit der Wahl in den USA entstanden sind. Ein Stop-Loss bei ca. 2.727 USD würde den möglichen Verlust etwas kleiner halten.
Damit wünsche ich Ihnen weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus