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JP Morgan übernimmt die strauchelnde First Republic Bank (NYSE:FRC) und verspricht sich davon mehr Geschäft in der Vermögensverwaltung. Die Pleite von First Republic ist Resultat eines zu spät realisierten Refinanzierungsproblems.
Es ist der zweitgrößte Bankenzusammenbruch in der Geschichte USA nach 2008: Wie zahlreiche Medien berichten, beschlagnahmten die Aufsichtsbehörden die First Republic Bank (WKN: A1C7VF, ISIN: US33616C1009) und trafen zugleich eine Vereinbarung zum Verkauf eines Großteils der Bank an J.P. Morgan Chase (WKN. 850628, ISIN: US46625H1005).
JP Morgan übernimmt Einlagen, Kredite und Wertpapiere
Die Behörden wollten damit einen chaotischen Zusammenbruch der First Republic im Hinblick auf eine Neuauflage der Bankenkrise verhindern. Wie J.P. Morgan mitteilte, wird das Institut sämtliche Einlagen der Bank – Volumen zuletzt: 92 Mrd. USD - übernehmen. Die Übernahme bezieht sich auf durch die Einlagensicherung abgesicherte sowie nicht abgesicherte Einlagen.
Auch die meisten Assets der First Republic Bank - darunter ca. 130 Mrd. US-Dollar an ausstehendem Kreditvolumen und 30 Milliarden USD in Wertpapieren - werden übernommen. Die Vereinbarung sieht zudem vor, dass die Federal Deposit Insurance Corp (FDIC) einen Teil der Verluste aus dem Kreditgeschäft der First Republic übernehmen wird. Die FDIC schätzt den ihr dabei entstehenden Schaden auf 13 Milliarden USD. Ein weiterer Teil der Vereinbarung sieht eine Finanzierung der FDIC für J.P. Morgan in Höhe von 50 Milliarden USD vor.
Warum kollabierte die First Republic Bank?
Der Zusammenbruch der Bank wird in der Branche auf Auswirkungen der Zinswende zurückgeführt. Die First Republic Bank zählt viele vermögende Kunden, die im Februar Geld abzogen – und damit noch vor der Beunruhigung der Anleger durch die Pleiten von Silicon Valley Bank (OTC:SIVBQ) und Signature Bank (OTC:SBNY).
Es gehörte zur Strategie des Instituts, auf vermögende Kunden zu setzen und diese mit überdurchschnittlich gutem Service zu halten. Doch gerade diese vermögenden Kunden zogen nach etlichen Zinserhöhungen der Federal Reserve Bank Geld ab, um es anderswo zu besseren Zinssätzen anzulegen.
First Republic musste deshalb ihre Zinsen erhöhen - und gleichzeitig dem Einbruch des Wertes seines Hypothekenportfolios mit ansehen. Im März – das Fahrwasser wurde durch die Pleiten der Konkurrenz zunehmend unruhiger – verlor die Bank innerhalb weniger Tage rund 100 Milliarden USD und damit mehr als die Hälfte ihrer Einlagen.
Bankchef im November: Modell funktioniert in allen Umgebungen
Zu diesem Zeitpunkt hatte Jim Herbert, der 78-jährige Gründer der Bank, bereits ein Notfallprogramm aufgelegt. Die Bank versuchte, den Abschluss von Einlagen durch höhere Zinssätze abzufedern. Im vergangenen November hatte er noch kein Refinanzierungsproblem - darum handelt sich im Kern – gesehen. Die Kunden blieben bei der Bank, sagte im vergangenen November gegenüber Investoren. Kunden erhielten Zinsen und zahlten Zinsen für Kredite und brächten neue Kunden mit. Es sei kein kompliziertes Modell und funktioniere in allen Umgebungen, so Herberts Einschätzung damals.
Lange Zeit schien die Strategie tatsächlich ein Erfolgsmodell zu sein. 2021 zahlte First Republic seinen Kunden im Durschnitt 0,12 % Zinsen - und verlieh das Geld für durchschnittlich 3,03 % über Immobilienkredite zurück. Durch die wohlhabende Klientel des Instituts war die Zahl notleidender Kredite gering. In den zehn Jahren bis 2020 hatte sich der Jahresgewinn des Instituts vervierfacht.
Dies funktionierte, weil die wohlhabenden Kunden auch andernorts keine Zinsen erhielten. Mit dem Zinserhöhungszyklus endete dieses günstige Umfeld. Auch der überdurchschnittliche Kundenservice konnte wohlhabende Kunden nicht davon überzeugen, der Bank Einlagen für Zinsen nahe 0 % zur Verfügung zu stellen. Ende 2022 vermeldete die Bank Einlagen in Höhe von 176,4 Mrd. USD - 68 % davon lagen über dem Limit der Einlagensicherung von 250.000 USD.
Welche Ziele verfolgt JP Morgan mit dem Kauf?
Nun funktioniert das Geschäftsmodell nicht mehr - viele wohlhabende Kunden zählt die Bank jedoch immer noch. Auf genau diese hat es JP Morgan offenbar abgesehen. Der Investmentbank geht es um das Geschäft mit der Vermögensverwaltung.
„Die Filialen, die wir von First Republic übernehmen, befinden sich an attraktiven Standorten und in wohlhabenden Märkten, was eine Gelegenheit ist, unsere Vermögensstrategie zu beschleunigen“, sagte Jeremy Barnum, Chief Financial Officer von JPMorgan (NYSE:JPM), am Montag in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Diese würden nun in Filialen von J.P. Morgan umgewandelt.
In der Vermögensverwaltung liegt J.P. Morgan mit einem Asset Under Management von 2,59 Billionen USD deutlich hinter der Bank of America (NYSE:BAC) (3,52 Billionen) und Morgan Stanley (NYSE:MS) (4,56 Billionen). Die beiden Konkurrenten hatten in der Finanzkrise gewichtige Übernahmen getätigt.
Andere Teile des Geschäftsmodells - insbesondere sehr günstige Hypothekendarlehen an wohlhabende Kunden zu vergeben – wird J.P. Morgan dagegen absehbar nicht fortsetzen.