Der US-Dollar erreichte am Freitag neue Tiefstände gegenüber dem Euro, dem japanischen Yen und dem Kiwi-Dollar (Neuseeland-Dollar). Die US-Konjunkturberichte von vorgestern waren gemischt. Die Verbraucherstimmung verbesserte sich per Berichtsmonat September, aber das Leistungsbilanzdefizit schwoll im zweiten Quartal an. Der Stimmungsanstieg ist insofern eine Überraschung, als die Aktienmärkte korrigierten und die zusätzlichen Arbeitslosenleistungen für viele Amerikaner ausliefen. Dies deutet jedoch darauf hin, dass noch viel Hoffnung besteht, dass ein Impfstoff kurz vor der Tür steht und sich die Wirtschaftstätigkeit wieder normalisiert. Auch wenn die Aktienmärkte stagnieren, ist die Rallye des Dollars immer noch Ausdruck der Risikoaversion, schließlich erreichte der USD/JPY den fünften Tag in Folge ein Jahrestief. Laut Fed-Präsident Kashkari sollte die Zentralbank mit Zinserhöhungen warten, bis die Kerninflation etwa ein Jahr lang bei 2% liegt. Er ist eines der dovishsten Mitglieder des FOMC, aber sein Ausblick spiegelt den mangelnden Willen der Zentralbank wider, die Politik für die nächsten Jahre zu ändern.
Es ist diese beständige, auf lange Sicht ausgerichtete Haltung der Fed, die das Tauziehen am Devisen- und Aktienmarkt verursacht. Der globale Aufschwung verliert an Dynamik, in Europa nehmen die Virenfälle zu, und in den USA könnten sie bei der Wiedereröffnung der Schulen einen Höhepunkt erreichen, aber solange die Finanzierungsbedingungen lax sind, bleiben die Aktienkurse gut unterstützt. Irgendwann wird einer dieser Faktoren den anderen überschatten. Weniger als 7 Wochen vor den US-Präsidentschaftswahlen 2020 wird es für Aktien schwierig sein, ihre Gewinne zu behaupten.
Der Anstieg der Viruserkrankungen in Europa sollte für alle EUR/USD-Händler Anlass zur Sorge sein. Die EZB macht sich keine Sorgen über das Niveau der Währung, aber wenn neue Beschränkungen zu einer weiteren Verlangsamung führen, muss die Zentralbank möglicherweise ihre Haltung ändern. Im Moment zieht der Euro Käufer an, weil die Politik der EZB weniger taubenhaft ist als die der Fed und der BoE. Im Gegensatz zur Fed haben sie keine größeren Änderungen an ihrer Inflationsstrategie vorgenommen, und im Gegensatz zur BoE stehen sie nicht an der Schwelle einer Zinssenkung. Achten Sie auf die PMI-Berichte der Eurozone für die nächste Woche, da eine Verlangsamung der Dienstleistungs- und Produktionsaktivitäten der entscheidende Auslöser für eine Trendwende im EUR/USD sein könnte. Auch für das Pfund Sterling besteht das Risiko einer Korrektur. Obwohl die Einzelhandelsumsätze per August stärker als erwartet stiegen, bedeuten eine dovishe Bank of England und die gravierende Aussicht auf einen No-Deal Brexit, dass der GBP/USD näher bei 1,27 als bei 1,30 gehandelt werden sollte.
Unterdessen will uns die Tatsache, dass sich der australische Dollar trotz der robusten Arbeitsmarktzahlen dieser Woche nicht erholen wollte, wohl etwas sagen. Zwischen Risikoaversion, wachsenden Handelsspannungen zwischen den USA und China und den angeschlagenen Beziehungen zwischen China und Australien, könnte die Währung zum ersten Mal seit dem 9. September unter die 20-Tage-Linie fallen, was eine neue Schwächephase im AUD/USD einleiten könnte. Auch der kanadische Dollar verlor aufgrund der schwächeren Einzelhandelsumsätze an Wert. Der neuseeländische Dollar stieg dagegen den sechsten Handelstag in Folge auf ein 5-Monats-Hoch, nachdem die Regierung zum ersten Mal seit dem 10. August keine neuen COVID-Fälle gemeldet hatte. Neuseeland stand bei der Bekämpfung einer ersten und zweiten COVID-Welle an vorderster Front, und ihr Erfolg bei der Bekämpfung des Virus (zweimal!) ist einer der Hauptgründe dafür, dass der Neuseeland-Dollar eine der beliebtesten Währungen und zugleich ein Vorbild für viele andere Nationen ist.