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Kollaps der Yen Carry Trades: Was Anleger jetzt wissen müssen

Veröffentlicht am 08.08.2024, 07:05
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Montagmorgen erwachten die Anleger und stellten fest, dass die Aktienmärkte nach dem Platzen des "Yen Carry Trade" eingebrochen waren. Zwar suggerieren die Schlagzeilen in den Medien, dass der Ausverkauf auf Rezessionsängste, eine Verlangsamung des Beschäftigungswachstums oder Sorgen um Israel und den Iran zurückzuführen sei, aber das ist schlichtweg nicht der Fall. Bereits in der Vergangenheit haben wir darüber diskutiert - Schlagzeilen wie Wirtschaft, Beschäftigung oder geopolitische Konflikte werden von den Marktteilnehmern schnell bewertet und abgesichert. Aber wie wir am Montag wieder gesehen haben, ist der Auslöser für einen weltweiten Ausverkauf immer ein "unerwartetes, exogenes Ereignis". So heißt es in unserem Artikel:

"Es sind harmlose Zutaten, die für sich genommen keine wirkliche Gefahr darstellen. Aber Dynamit wird hergestellt, indem man genau diese Dinge miteinander verbindet. Aber auch Dynamit ist sicher, wenn es richtig gelagert wird. Gefährlich wird es erst, wenn das Dynamit mit dem entsprechenden Katalysator in Berührung kommt.

Bärenmärkte und Finanzkrisen sind das Ergebnis einer Kombination von Zutaten, die durch einen Katalysator ausgelöst werden. Wenn wir in der Geschichte zurückblicken, finden wir immer wieder ähnliche Elemente.

Wie bei Dynamit sind die einzelnen Komponenten relativ harmlos, in Kombination jedoch brandgefährlich.

Verschuldung + Bewertungen + Marktpsychologie + Besitz + Momentum = "Ereignisse, die eine Rückkehr zum Mittelwert auslösen.

Wichtig ist, dass diese spezielle Formel auf kurze Sicht höhere Asset-Preise sogar noch unterstützt. Je stärker die Preise steigen, desto optimistischer werden die Anleger natürlich.

Die Kombination der Inhaltsstoffe ist zwar gefährlich, aber sie bleiben "inert", also passiv, bis sie auf den richtigen Katalysator treffen.

Was die nächste "Verkaufswelle" auslöst, ist noch nicht bekannt. Es ist immer ein unerwartetes, exogenes Ereignis, das dann die 'panische Flucht' auslöst."

Am Montag war dieses unerwartete exogene Ereignis die erzwungene Auflösung des "Yen Carry Trade": Was genau ist das?

Der Carry-Trade auf den japanischen Yen

Der Yen Carry Trade existiert auf den Finanzmärkten seit Jahrzehnten und wird sehr aktiv betrieben. Für Hedgefonds war er schon immer ein wichtiger Faktor, um ihre Portfolios zu hebeln und so höhere Renditen zu erzielen. Ein einfaches Beispiel für einen Yen-Carry-Trade sieht wie folgt aus:

  • Leerverkauf japanischer Staatsanleihen: Ein Hedgefonds verkauft japanische Staatsanleihen im Wert von 10 Mio. USD leer. Diese Anleihen haben eine Verzinsung von 0 %. Durch diesen Verkauf erhält der Fonds 10 Mio. USD in bar, was bedeutet, dass er effektiv japanische Yen leerverkauft hat.

  • Kauf von US-Staatsanleihen: Der Hedgefonds verwendet die 10 Mio. USD, um US-Staatsanleihen zu kaufen, die eine Verzinsung von 4 % bieten. Der Fonds profitiert von der Zinsdifferenz (dem Spread) zwischen den beiden Bonds.

  • Hebelung der Investition: Der Hedgefonds hebelt die 10 Mio. USD auf 100 Mio. USD (10-fache Hebelwirkung). Mit diesen 100 Mio. USD investiert er in risikoreichere Anlagen, wie z.B. Kryptowährungen, Small-Cap-Aktien, Mega-Cap-Aktien und sogar den japanischen Markt.

Das Problem ist, dass der Yen in den letzten Wochen um mehr als 15 % gestiegen ist. Wenn der Yen steigt, verlangen die japanischen Banken Margin-Calls, also Nachschusszahlungen (und das ist der Auslöser). Wenn das passiert, müssen Hedgefonds, Pensionsfonds, Versicherungen und Investoren, die den "Yen Carry Trade" nutzen, entweder mehr Sicherheiten hinterlegen oder die auf Kredit gekauften - gehebelten - Vermögenswerte verkaufen. Die Kehrtwende des Yen und die erzwungene Auflösung der Positionen haben einen Teufelskreis in Gang gesetzt, der den Yen nach oben und die Risikoanlagen nach unten getrieben hat.

JPY Chart

Ein hervorragendes Beispiel für das, was der "Yen Carry Trade" bewirkt hat, ist der jüngste Höhenflug des Russell 2000 Index. Wir hatten bereits in unserem Artikel "Die Risiken des Russell-Index" vor Anlagen in schwachen Small Caps gewarnt - die Fundamentaldaten haben diese Umschichtung nicht unterstützt.

Russell 2000 ETF Tageschart

Michael Lebowitz und ich haben das Thema "Yen Carry Trade" in einem Video-Update, das wir am Montagmorgen an unsere Kunden verschickt haben, ausführlich diskutiert.

Wie geht es nun weiter?

Auflösung von Positionen im Markt - kommt da noch mehr?

Der wichtigste Rat für Anleger bei einem " unerwarteten, exogenen Ereignis": TUN SIE NICHTS.

Richtig, nichts. Wenn etwas passiert, wie z. B. eine starke Marktkorrektur, ist unsere erste emotionale Reaktion, etwas zu tun und Positionen zu liquidieren. Das scheint sicherlich eine logische Reaktion zu sein, doch in den meisten Fällen ist der richtige Zeitpunkt für den Verkauf von Positionen vor einem solchen Ereignis. In den letzten zwei Monaten haben wir wiederholt davor gewarnt, dass vor den Wahlen eine Marktkorrektur von 5 bis 10 % wahrscheinlich ist. So heißt es in unserem Artikel:

"Historisch gesehen gehen solche Ereignisse in der Regel kurz- bis mittelfristigen Korrekturen voraus, wenn der ROC der letzten 37 Wochen mehr als 30 % beträgt. Während die Bullen sehr selbstsicher sind, bleibt das Risiko einer Korrektur von 5 bis 10 % in den nächsten drei Monaten erhöht.

In unseren Non-Options-Models werden wir zu "defensiveren" Positionen übergehen, die Cash-Bestände erhöhen und uns bei Bedarf absichern. Nichts deutet auf eine Korrektur von mehr als 5-10 % bis November hin. Eine solche Korrektur wäre die gleiche wie im letzten Jahr und entspricht historisch gesehen dem Verlauf der Präsidentschaftswahlen. Während viele die Warnzeichen ignorieren, während die Märkte steigen, sind es oft dieselben, die in Panik verkaufen, wenn sie kaufen sollten." - 13. Juli 2024

S&P 500 vs ROC

Während die wichtigsten Märkte kurzfristig stark überverkauft sind und die Stimmung immer pessimistischer wird, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie sich in den nächsten Tagen oder Wochen wieder erholt. Wie wir im Folgenden zeigen werden, wurden jedoch viele Anleger durch den schnellen Ausverkauf an allen Märkten auf dem falschen Fuß erwischt. Diese "gefangenen Longs" werden auf eine Rallye warten, um zu verkaufen, insbesondere in den spekulativeren Marktsegmenten wie Small- und Mid-Cap-Aktien, Kryptowährungen oder auch Meme-Aktien.

Wie wir sehen, ist der S&P 500 seit gestern bis zu drei (3) Standardabweichungen unter den 50-DMA gefallen. Diese extremeren und stärkeren Einbrüche werden häufig von Käufern genutzt, die "bei fallenden Kursen“ kaufen wollen. Da der Markt jedoch in den letzten Sitzungen die Gaps nach unten geschlossen hat, werden viele dieser "gefangenen Longs" versuchen, näher an der 100-DMA auszusteigen.

Daher wäre ich nicht überrascht, wenn der Markt im nächsten Monat erneut die jüngsten Tiefstände anpeilt oder weiter in Richtung der 200-DMA fällt.

S&P 500 Chart

Entscheidend ist, dass dieses Ereignis vorübergeht und geduldige Anleger mit Gelegenheiten belohnt werden, interessante Vermögenswerte zu ermäßigten Preisen zu erwerben. Und genau das ist das Wesen des Investierens: "teuer verkaufen und billig kaufen" Doch zunächst gilt es, die Turbulenzen zu überstehen, bis sich neue Kaufgelegenheiten ergeben.

Geschickt durch den Abschwung navigieren

Auch wenn die aktuelle Baisse das Anlegervertrauen belasten wird, ist der "Yen Carry Trade" nur vorübergehend vom Tisch. Die Wall Street nutzt diese Strategie seit mindestens 20 Jahren. Die - durchaus erwartete - Abschwächung könnte uns aber noch eine Weile begleiten, zumal die Wirtschaft weiterhin Anzeichen einer Verlangsamung zeigt. Die Wirtschaft wird wahrscheinlich eine "tiefe Rezession“ vermeiden, aber die Wahrscheinlichkeit eines "No-Landing-Szenarios" ist gering. Daher sollten wir uns zumindest auf ein langsameres Gewinnwachstum einstellen, wenn die Wirtschaftstätigkeit nachlässt. Die folgenden Regeln sind einfach, aber wirksam.

  1. Nutzen Sie kurzfristige Erholungen, um die Cash-Position in Ihren Portfolios zu erhöhen.
  2. Reduzieren Sie das Aktienrisiko, insbesondere in Sektoren, die stark vom Wirtschaftswachstum abhängig sind.
  3. Erhöhen Sie die Duration duch das Hinzufügen von Bondpositionen, die das Risiko während rezessiver Phasen in der Regel ausgleichen.
  4. Reduzieren Sie Ihr Engagement in Rohstoff- und Inflationsanlagen, wenn sich das Wirtschaftswachstum verlangsamt.

Wenn der Markt weiter einbricht oder eine Rezession eintritt, können Sie die Auswirkungen überstehen, wenn Sie gut vorbereitet sind. Wenn Sie Ihr Kapital schützen, brauchen Sie weniger Zeit, um wieder die Gewinnschwelle zu erreichen. Alternativ ist es relativ einfach, Mittel in Aktien umzuschichten, wenn wir eine Rezession vermeiden und eine "weiche Landung“ erreichen.

Weitere Schritte, die zu besseren Ergebnissen im Portfolio führen:

  • Halten Sie immer genügend Ersparnisse für Notfälle bereit, damit Sie in einer Krise nicht plötzlich verkaufen müssen, um Ihre Ausgaben zu finanzieren.
  • Erweitern Sie Ihren Anlagehorizont auf 5 bis 7 Jahre.
  • Überprüfen Sie Ihr Portfolio nicht ständig.
  • In den USA bietet sich das "Tax-Loss-Harvesting" (Verkauf von Aktien mit Verlust) an, um diese Verluste mit zukünftigen Gewinnen zu verrechnen.
  • Bleiben Sie in jedem Fall diszipliniert.

Sollte ich mich jedoch irren und der Markt wieder nach oben drehen, ist es ein Leichtes, Cash in Aktien umzuschichten und die Portfolios nach Bedarf in Richtung Wachstum umzuschichten.

Das Wichtigste ist, dass man an seinem Anlageprozess festhält und die Nerven behält.

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