(DailyFX.de) Der Preisauftrieb in den wichtigsten Industrienationen - den Sonderfall Japan mal außen vor gelassen - geht weiter zurück. Von Inflationsgefahr kann aktuell schon gar keine Rede sein. Auch die heute für die Eurozone veröffentlichte Teuerungsrate lag mit lediglich 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr unter den Erwartungen, einen Monat zuvor stiegen die Preise noch um 0,7 Prozent. Damit notiert die Inflation in der Eurozone auf dem niedrigsten Stand seit 2009.
Kurzfristig bleibt der Abwärtstrend im Gold wohl intakt
Das belastet natürlich den Inflationsschutz Nummer Eins, den Goldpreis. Von seinem in diesem Jahr erreichten Hoch bei rund 1.380 US-Dollar ist dieser in den vergangenen Tagen rund sechs Prozent zurückgekommen und hat damit wichtige technische Marken durchbrochen. War Gold vor wenigen Tagen noch als sicherer Hafen im Zuge der Krim-Krise und der geopolitischen Risiken gefragt, verliert auch dieser Konflikt aktuell seinen drohenden Charakter.
Sollte die Lage hier in den kommenden Tagen nicht eskalieren, ist von weiter fallenden Notierungen im Goldpreis auszugehen. Ein Blick auf den Wochenchart erinnert an den „leidvollen“ Verlauf des Kurses in 2013. Erst ein Überwinden der 1.400er Region würde hier ein deutliches Signal für eine Beendigung des übergeordneten Abwärtstrends senden.
Zusätzlicher Druck kommt von der US-Notenbank
Bisher präsentierte sich der Goldpreis in 2014 solide, Großspekulanten erhöhten bis Mitte März in rasantem Tempo ihre Positionen. Noch liegt der Kurs auch rund 80 US-Dollar höher als zu Jahresbeginn. Zur sich abkühlenden „Risk Off“ Stimmung kam allerdings als belastender Faktor die Geldpolitik der US-Notenbank hinzu. Die neue Fed-Chefin, Janet Yellen, konkretisierte in überraschender Deutlichkeit, wann die Notenbank voraussichtlich den Leitzins anheben wird. Bereits sechs Monate nach dem Auslaufen der quantitativen Maßnahmen, was kurz vor Ende des Jahres eintreten sollte, könnte die Notenbank diesen restriktiven Schritt somit schon im zweiten Quartal 2015 gehen.
Professionelle Anleger nehmen erste Gewinne mit
Nach sechs aufeinanderfolgenden Wochen, in denen institutionelle Spekulanten (Vermögensverwalter, Fonds, Banken) ihre Position im Gold ausbauten, nahmen die ersten nun infolge des Zinsausblicks der Fed in der vergangenen Woche ihre Gewinne mit. Noch setzen sie zwar mit rund 117.000 Kontrakten (Netto-Größe) mehrheitlich auf Gold. Aber damit reduzierten sie ihre Kontrakte um rund 20.000 oder um 2,45 Mrd. US-Dollar im Vergleich zur Vorwoche.
US-Arbeitsmarktzahlen am Freitag im Fokus
Die US-Notenbank zeigte sich jüngst sehr zuversichtlich in Bezug auf die US-Konjunktur trotz der seit Anfang des Jahres gedrosselten US-Wirtschaftskennzahlen. Gerade in dieser Zuversicht der Notenbanker rührt die Chance für Gold, denn enttäuschende Daten könnten die Geldpolitiker auch zu einer Drosselung ihres Tempos hin zu einer restriktiveren Geldpolitik bewegen. Sollte die Ursache für die enttäuschen Daten zu Jahresbeginn nicht wie von der Fed thematisiert die Kältewelle der Vormonate sein und viel eher tiefgründige Faktoren zum Slowdown geführt haben, könnte der Trend der schlechten Nachrichten auch in den kommenden Wochen anhalten. Gerade in Bezug auf die am Freitag anstehenden US-Arbeitsmarktdaten ist das eine bedeutende Fragestellung, denn dem US-Arbeitsmarkt schenkt die Notenbank eine sehr große Beachtung.
Analyse geschrieben von Niall Delventhal, Marktanalyst von DailyFX.de