Zu den wichtigsten Investmentthemen, die sowohl kurz- als auch langfristig orientierte Investoren im Jahr 2022 betrafen, zählte sicherlich der frustrierende Gleichlauf zwischen dem S&P 500 und Staatsanleihen.
Früher bot ein Portfolio aus Anleihen, meist in Form ausfallrisikofreier T-Notes und den Longbonds, einen Puffer gegen die Volatilität an den Aktienmärkten.
2022 war das nicht mehr so. Als die Kapitalmarktzinsen anzogen, gaben die Kurse der Aktien häufig nach. Heiße Inflationsberichte, eine hawkishe Fed, hartnäckig hohe Verbraucherausgaben und nominale Löhne sorgten immer wieder für Turbulenzen am Anleihemarkt.
Kürzlich bot der "40er"-Teil vieler Portfolios jedoch wieder etwas Ausgleich zum volatilen und fallenden Aktienmarkt. Handelt es sich dabei nur um ein kurzfristiges Phänomen oder um einen Trend, der sich fortsetzen könnte?
Quelle: Stockcharts.com
Viele Experten erwarten auf längere Sicht zunehmende Korrelationen zwischen Aktien und Staatsanleihen
Quelle: Blackrock
Während Blackrock ein neues Umfeld für Aktien und Anleihen heraufziehen sieht, glaube ich, dass sich der Fokus der Investoren auf dem Weg ins Jahr 2023 weg vom Thema Inflation hin zu den Gegebenheiten einer Rezession verschieben wird, was wiederum zu einer negativen Korrelation führen würde.
Schwache Industriedaten, eine rapide nachlassende Beschäftigung im privaten Sektor und milde annualisierte 3-Monats-Inflationswerte deuten darauf hin, dass die Fed keine weiche Landung herbeiführen, sondern die Wirtschaft im Jahr 2023 vorübergehend in eine leichte Kontraktion führen könnte.
Die Folge: niedrigere Zinssätze und zyklische Makro-Risiken, die schwerer wiegen als Inflationssorgen.
Für Investoren, die weiterhin in ein diversifiziertes Portfolio investieren, sollte das kommende Jahr erträglicher werden, sofern wir weiterhin eine Abkehr von einer starken positiven Korrelation zwischen Aktien und Anleihen erleben.
Eine Rückkehr zum alten Regime?
Quelle: BofA Global Research
Ob das Investmentumfeld eher dem der Jahre 1945 bis 1995 ähneln wird, als sich die beiden Assetklassen im Tandem bewegten, ist offen. Damals bewegten sich Anleihen und Aktien Hand in Hand, als die US-Wirtschaft im Allgemeinen ein höheres Wachstum bei gleichzeitig anhaltender Inflation aufwies.
Von Ende der 90er Jahre bis zu Beginn der Pandemie galt eine Deflation als größeres Risiko als eine unangenehm hohe Inflation - dieser Trend begünstigte die Diversifizierung zwischen Aktien und Staatsanleihen mit langer Duration.
GOVT: Abwärtstrend setzt sich fort
Quelle: Stockcharts.com
Das Chartbild des iShares US Treasury Bond ETF (NYSE:GOVT) lässt jedoch noch einiges zu wünschen übrig. Hier ist eindeutig kein Aufwärtstrend zu erkennen.
Erst zu Beginn des Monats wurden die Bullen im Bereich um 23,25 bis 23,35 Dollar zurückgedrängt. Ich würde es begrüßen, wenn der GOVT wieder über das Hoch von vor zwei Wochen steigen und seinen gleitenden 200-Tage-Durchschnitt zurückerobern würde.
Fazit
Während viele Sell-Side-Strategen die 60/40-Strategie immer noch für tot erklären, halte ich eine Diversifizierung im Jahr 2023 angesichts höherer anfänglicher Anleiherenditen, geringerer Inflationsrisiken und größerer Sorgen um das Wirtschaftswachstum für besser geeignet.
Disclaimer: Mike Zaccardi besitzt keine der in diesem Beitrag genannten Wertpapiere.