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Kupferpreis: Wie geht es weiter?

Veröffentlicht am 12.06.2024, 08:06
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AGLJ
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Eigentlich waren steigende Kupferpreise schon ausgemachte Sache: Anhaltend wachsende Nachfrage trifft auf ein eingeschränktes Angebot – und zwar dauerhaft. Die negativen Schmelzgebühren allerdings spiegeln keine Unterversorgung mit Kupfer, sondern eine Überversorgung mit Hüttenkapazitäten wider.

Der Kupferpreis erreichte gemessen am 3-Monats-Kontrakt an der Londoner Metallbörse (LME) am 20. Mai ein Allzeithoch von 11.104,50 USD pro Tonne. Aktuell notiert der Kurs bei 9.830 USD – ein Rücksetzer um fast 12 %. Auch, wenn der Kupferpreis seit Jahresbeginn noch immer um 17 % gestiegen ist: Viele Marktteilnehmer hatten eine länger andauernde Rallye erwartet.

Negative Schmelzgebühren für Kupfer: Ein Signal für Angebotsdefizit?

Ein Grund für die bullishe Haltung sind die Schmelzgebühren (TCs), die Hütten auf dem Markt für Kupferkonzentrat zahlen. Diese Schmelzgebühren sind negativ. Zuletzt fiel der Kupferkonzentrat-TK-Index des Branchendienstes Fastmarkets am 31. Mai auf -4.10 USD pro Tonne.

Zum Vergleich: Am 4. August 2023 hatte der Index mit 89,20 USD pro Tonne ein Fünfjahreshoch erreicht. Die Kupferpreise sind in den vergangenen Monaten also deutlich gestiegen, während die Schmelzgebühren rückläufig waren.

Die langläufige Interpretation der negativen Schmelzgebühren konzentriert sich auf das verringerte Minenangebot. Die Schließung der Mine Cobre Panama von First Quantum wird häufig als Hauptgrund dafür angeführt.

Cobre Panama produzierte im Jahr 2022 ca. 350 kt Kupferkonzentrat. Am 18. November 2023 wurde der Vertrag zum Betrieb der Mine vom Obersten Gerichtshof Panamas für verfassungswidrig erklärt und die Mine geschlossen. In der Zeit vom 17. November bis zum 26. Januar sank der Fastmarkets Kupferkonzentrat-TK-Index von 76,30 USD auf 22,70 USD.

Cobre Panama ist nicht das einzige Beispiel für eine Verknappung des Angebots. Los Bronces von Anglo American (JO:AGLJ) etwa wirft aufgrund "geplanter niedrigerer Erzgehalte und Erzhärte" eine geringere Produktion ab. Auch andere Bergbauunternehmen berichten von schwachen Produktionsergebnissen.

Doch ist das wirklich der Grund für die negativen Schmelzgebühren? Diese könnten auch auf eine deutliche Ausweitung der Hüttenkapazität zurückzuführen sein – Nachfrage in der Mitte der Wertschöpfungskette, die noch nichts über die tatsächliche Marktnachfrage nach Kupfer aussagt.

Hüttenkapazitäten wurden hochgefahren

Erweiterungen der Hüttenkapazitäten in Indonesien, Indien, der DR Kongo und China haben dazu geführt, dass mehr Konzentrat benötigt wird, um diese Kapazitäten in den Jahren 2024 und 2025 auszulasten.

Andrew Cole, leitender Analyst für Basismetalle bei Fastmarkets, hatte deshalb bereits im vergangenen Jahr prognostiziert, dass es "insgesamt zu viel Hüttenkapazität gebe, die einem zu geringen Konzentratangebot hinterherläuft".

Immer wieder wurde angeführt, dass Hütten nicht lange zu negativen Schmelzgebühren operieren könnten und deshalb ein weiterer Angebotsrückgang drohe. Theoretisch zahlen die Hütten mehr als den Wert des raffinierten Kupfers, um Kupferkonzentrat zu kaufen. Doch dies ist möglicherweise nicht das ganze Bild.

Preisindizes wie jener von Fastmarkets bilden ein Spotmarktgeschehen ab. Ein Großteil der Hüttenproduktion findet jedoch zu vertraglich festgelegten Preisen statt. So dient ein großer Teil der Nachfrage nach Konzentrat durch die Hütten der Erfüllung von Jahres- oder Langzeitverträgen.

Die Benchmark für Kupferkonzentrat 2024 wurde Mitte November auf 80 USD pro Tonne "festgelegt". Als Benchmark dient in diesem Jahr eine Vereinbarung wurde zwischen dem chilenischen Bergbauunternehmen Antofagasta (LON:ANTO) und dem chinesischen Hüttenwerk Jinchuan.

Hütten produzieren zu Benchmarkpreisen, nicht zu Spotmarktpreisen

Hütten kaufen einen großen Teil ihres Konzentrats also nicht zu den aktuellen Spotpreisen, sondern zu den vereinbarten Benchmark-Preisen ein. Diese sehen höhere Schmelzgebühren vor.

Fastmarkets rechnet vor: "Wenn Hütten 80 % ihres Bedarfs durch Jahres- oder Mehrjahresverträge zu Benchmark-Preisen decken, zahlen sie etwa 64 USD pro Tonne, wenn die Spot-TCs bei 0 USD pro Tonne liegen". Im Wesentlichen stütze das hohe Benchmark-Niveau die Hütten so weit, dass sie auch sehr niedrige TCs für Spot-Kupferkonzentrateinheiten verkraften könnten.

Dass die Hütten nicht einfach nur zu Benchmarkpreisen produzieren und auf Käufe von Konzentrat am Spotmarkt verzichten, liegt an der Kostenstruktur der Unternehmen. Fixkosten für Energie, Personal, Kredite etc. fallen auch bei einem nicht ganz ausgelasteten Betrieb ab. Hohe Einkaufspreise für einen kleinen Teil des eingekauften Konzentrats können deshalb vorteilhaft in Vergleich zu einer geringeren Auslastung sein.

Die negativen Schmelzgebühren sind deshalb – jedenfalls zum aktuellen Zeitpunkt – nicht als Beweis für eine dramatische Unterversorgung des Kupfermarktes zu werten. "Die Knappheit ist nur auf der Seite der Hüttenwerke zu finden", kommentierte ein Händler gegenüber Fastmarkets. Auch andere Quellen des Dienstes gehen davon aus, dass die Knappheit bei Konzentraten nicht zu einer Knappheit bei Raffinaten und damit auch nicht zu höheren Kupferpreisen führen wird.

Für diese zurückhaltende Einschätzung im Hinblick auf die Kupferrallye spricht der Trend zur Substitution von Kupferkonzentrat. So hat der verstärkte Einsatz von Schrott in China die Produktion von raffiniertem Kupfer gestützt. Auch Sekundärkonzentrate und Gold- und Zinkkonzentrate mit hohem Kupfergehalt kommen zunehmend zum Einsatz.

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