Gegenwärtig scheinen von überall entmutigende Wirtschaftsdaten und negative Indikatoren auf uns hereinzuprasseln. Einige neuere Beispiele sind: eine starke Abwärtsrevision der Anzahl der im letzten Jahr in den Vereinigten Staaten geschaffenen Arbeitsplätze; sinkende Renditen auf US-Staatsanleihen; das deutsche Geschäftsklima auf dem niedrigsten Stand seit sieben Jahren; und Daten aus China, die durch die Bank niedriger als erwartet ausgefallen sind, beim Konsum, den Investitionen und der Fabrikproduktion. Viele Ökonomen sehen darin Indikatoren für eine sich abzeichnende Rezession.
Inmitten all dieser bedrückenden Nachrichten ist der US-Ölmarkt ein Lichtblick. Produktions-, Verbrauchs- und Exportdaten belegen eine robuste Industrie, die positive Signale für die gesamte US-Wirtschaft setzt.
Nach Angaben der EIA sind die US-Rohölvorräte letzte Woche um 10 Millionen Fass gesunken. Dies ist ein starker Rückgang. Die meisten Analysten sagten eine Verringerung von nur etwa 2 Millionen Barrel vorher, obwohl zuvor veröffentlichte Daten vom API eine Entnahme von 11 Mio Fass aus den Lagern angedeutet hatten.
Die Ölpreise sprangen am Dienstag hoch, als die API-Daten hereinkamen und nachdem die EIA am Mittwoch die hohe Nettoentnahme bestätigt hatte. Daraufhin verteuerte sich Brent um fast 1,9% und WTI stieg um 2,8%.
Der Rohölverbrauch war nicht der einzige positive Konjunkturindikator. Der EIA-Report zeigte auch, dass die Lagerbestände an Benzin und Destillaten (genutzt als Diesel) ebenfalls zurückgingen.
Der Benzinverbrauch in den USA war in diesem Sommer im Gegensatz zu anderen düsteren Wirtschaftsindikatoren stark. Tatsächlich hat die starke Kraftstoffnachfrage für Verwirrung unter Konjunkturforschern gesorgt, die glauben, dass die USA auf eine Rezession zusteuern. Viele dieser Analysten hatten auf den EIA-Bericht der vergangenen Woche verwiesen, aus dem sie herauslasen, dass die Nachfrage in den USA schwächer werden könnte. Dem Bericht nach stiegen die Benzinvorräten um 312.000 Fass zu und der Treibstoffbedarf verringerte sich um 306.000 Barrel pro Tag.
Allerdings, die sehr starken Nachfragezahlen, die dem EIA-Bericht dieser Woche zu entnehmen waren, sprechen jedoch dagegen, dass die Vereinigten Staaten kurz vor einer Rezession stünden. Nicht nur der heimische Kraftstoffverbrauch ist in den USA hoch, sondern das Land exportierte letzte Woche 3 Millionen Fass Öl pro Tag. Dies ist ein Zeichen globaler wirtschaftlicher Stärke.
All dies kommt trotz der Verschlechterung der Handelsbeziehungen mit China. Gleichzeitig erreichte die US-Ölproduktion mit 12,5 Millionen Fass pro Tag einen neuen Höchststand. Neue Pipeline-Infrastruktur in der von Engpässen geplagten Schieferölregion des Permischen Beckens erleichtert den Transport von mehr Rohöl an den Markt.
Natürlich werden durch einen positiven Bericht der EIA nicht unzählige Wirtschaftsindikatoren ausradiert, die auf eine wirtschaftliche Abkühlung hindeuten. Die EIA-Berichte zur Ölförderung und zum Ölverbrauch haben jedoch im Sommer generell zu einer optimistischen Haltung beigetragen. Der starke Kraftstoffkonsum in den Vereinigten Staaten dürfte denjenigen, die einen unmittelbar bevorstehenden Konjunkturabschwung prognostizieren, einen Grund zum Nachdenken geben.
Vielen Ölanalysten zufolge ist es auf dem physischen Ölmarkt eng. Tatsächlich müssten die Preise höher sein, bedenkt man, wie knapp die Balance aus Angebot und Nachfrage derzeit ist. Spekulationen über künftige Nachfrageschwäche und drohende Rezessionen halten die Preise zur Zeit niedrig. Es ist wichtig, Öl und andere Wirtschaftsdaten im Auge zu behalten, um zu sehen, ob diese konjunkturelle Abkühlung tatsächlich im Gange ist oder ob es sich nur um die aktuelle Markterklärung handelt, die vor allem von Ängsten herrührt.