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Öl: Weshalb die US-Regierung ihre Strategie geändert hat

Veröffentlicht am 24.10.2022, 06:35

Die Biden-Regierung hat diese Woche angekündigt, fast 15 Mio. Barrel Öl aus der strategischen Reserve der USA für den Markt freizugeben. Bereits zu Jahresbeginn begann die US-Regierung mit der Freigabe von Öl aus der strategischen Reserve des Landes, um zu versuchen, die steigenden Öl- und Benzinpreise in den Griff zu bekommen. Diese waren nach dem völkerrechtswidrigen Einmarsch Russlands in die Ukraine sprunghaft angestiegen. Die Regierung plante, zwischen März und Oktober insgesamt 180 Millionen Barrel Rohöl für den Markt freizugeben. Nun hat die Biden-Administration ihre Pläne dahingehend geändert, dass die letzten 15 Millionen Barrel dieser 180 Millionen Barrel nicht im Oktober, sondern im Dezember freigegeben werden.

Der Grund für diese Änderung ist wahrscheinlich politisch motiviert. Im November stehen die Zwischenwahlen für alle Mitglieder des US-Repräsentantenhauses sowie für ein Drittel der Mitglieder des US-Senats an. Derzeit sieht es so aus, als hätten die Republikaner die Nase vorn, auch weil die Preise für Benzin und Energie weiterhin viel zu hoch sind. Bleibt das so, verlieren die Demokraten bei den Zwischenwahlen an Einfluss. Derzeit haben sie noch eine hauchdünne Mehrheit im Repräsentantenhaus vor den Republikanern. Im Senat sind die Kräfte dagegen nahezu ausgeglichen. Sollten die Republikaner im Kongress die Mehrheit erlangen, wird Bidens Gesetzgebungsagenda für die nächsten zwei Jahre wahrscheinlich blockiert werden.

Die regelmäßigen Ölverkäufe aus der strategischen Reserve haben wahrscheinlich einen Beitrag dazu geleistet, dass die Benzinpreise in den USA gesunken sind. Und auch dass die Ölpreise auf dem Weltmarkt leicht rückläufig sind, da ein Teil aus der strategischen Reserve auch exportiert wurde. Dem ursprünglichen Plan zufolge hätte die Freigabe der SPR etwa zu dem Zeitpunkt zu Ende gehen sollen, zu dem die Förderkürzungen der OPEC+ um 2 Millionen Barrel täglich (bpd) beginnen. Dieser Zeitpunkt wäre auch mit den Wahlen am 8. November zusammengefallen. Die Demokraten befürchteten, dass sich ein Anstieg der Benzinpreise zu diesem Zeitpunkt negativ auf ihre Wahlchancen auswirken würde.

Für Händler ist entscheidend, dass es sich bei der Freigabe der 15 Mio. Barrel um den letzten Teil der Freisetzung der 180 Millionen Barrel handelt und nicht um eine zusätzliche. Ferner wird diese Freigabe im Dezember und nicht im Oktober erfolgen. Folglich sollten Händler nicht länger damit rechnen, dass die OPEC+-Produktionskürzungen und das Ende der SPR-Freigabe Anfang November zeitlich zusammenfallen.

Darüber hinaus gibt es zwei weitere neue Entwicklungen in der SPR-Politik der Biden-Regierung, die Händler auf längere Sicht im Auge behalten sollten. Erstens sagte der Energieberater Amos Hochstein am Mittwoch, dass die Biden-Regierung bei Bedarf zusätzliche SPR-Freigaben über den Winter in Betracht zieht. Konkret könnte die Regierung als Gegenmaßnahme zu steigenden Benzinpreisen oder als Reaktion auf weitere Produktionskürzungen der OPEC+ Öl aus der Reserve freigeben. Keine dieser beiden Strategien ist nachhaltig, weshalb sich Händler darauf einstellen müssen, dass der Weltmarkt auf das Ende der SPR-Freigaben entsprechend reagieren wird. Wenn die Freigabe ausläuft, während die Ölmärkte angespannt bleiben, könnten die Preise aufgrund eines geringeren Angebots an Öl plötzlich stark ansteigen. Sollte die Freigabe dagegen zu einem Zeitpunkt enden, an dem die weltweite Nachfrage infolge einer Rezession zurückgeht (wovon viele Ökonomen und Banker derzeit ausgehen), wird der Markt wahrscheinlich keine großen Auswirkungen spüren. Wahrscheinlich würde die globale Rezession die Auswirkungen des Wegfalls der SPR-Freigabe negieren.

Zweitens will die US-Regierung die strategische Reserve durch Ölkäufe zu Preisen zwischen 67 und 72 Dollar pro Barrel wieder auffüllen. Insgeheim hofft sie mit diesem Plan, die Ölproduzenten in den USA dazu zu bewegen, "die Hähne zu öffnen". Das dürfte jedoch kaum ein Anreiz für die Produzenten sein, denn laut der Dallas Fed Energy Survey erwarten die meisten Produzenten höhere Marktpreise für Öl. Es gibt einen Umstand, unter dem dies den US-amerikanischen Ölproduzenten helfen könnte. Wenn der Ölpreis aufgrund einer globalen Rezession einbricht und unter 72 Dollar bleibt, werden die Produzenten begierig auf die 67 Dollar pro Barrel sein, die die US-Regierung zahlen will (sofern sie zu diesem Zeitpunkt ihren Kaufpreis nicht geändert hat). Die Auffüllung der strategischen Ölreserven der USA zu einem Zeitpunkt, an dem die globale Nachfrage einbricht, könnte eine wichtige Nachfragequelle und ein Rettungsanker für die amerikanische Ölindustrie sein.

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