Bundeskanzler Olaf Scholz ist derzeit in Südamerika unterwegs. Dabei geht es auch um den Zugang Deutschlands zu wichtigen Rohstoffen wie Lithium. Doch China liegt im Wettrennen weit vorn.
Am Samstag war Scholz zu seiner ersten Reise als Kanzler nach Südamerika aufgebrochen. Los ging es in Argentinien, anschließend führte die Planung weiter nach Chile bevor abschließend Brasilien auf dem Plan steht. Es geht um verschiedene Fragen wie zum Beispiel Fortschritte beim MERCOSUR Abkommen – ganz besonders aber um Rohstoffe wie Lithium.
Lithiumdreieck: Scholz spielt Nachhaltigkeitskarte
Mit der chilenischen Regierung wurde eine Rohstoffpartnerschaft angekündigt. Was genau diese letztlich enthält, ist jedoch ungewiss. Die Regierung erhofft sich einen besseren Zugang zu kritischen Rohstoffen wie Lithium. Mehr als die Hälfte des weltweiten Vorkommens befindet sich im Lithiumdreieck, das im Grenzbereich von Argentinien, Bolivien und Chile liegt.
Scholz warb in Chile für deutsche Beteiligungen am Bergbau und verwies auf die Proteste im Land gegen die Branche. Deutschland sei mit seinen hohen Standards ein idealer Partner und wolle Chile auf dem Weg zu einem nachhaltigen Bergbausektor helfen.
Für Deutschland als bisherige Autonation ist der Zugang zu Lithium besonders wichtig. Der Rohstoff wird in Lithium-Ionen Akkus benötigt und gilt als limitierender Faktor für die Produktion von batterieelektrisch betriebenen Fahrzeugen.
Das Scholz nun versucht, die Nachhaltigkeitskarte zu spielen, ist kein Zufall. Deutschland liegt im Rennen um den Zugang zu Rohstoffen weit abgeschlagen. Carl Moses, Wirtschaftsexperte und Berater aus Buenos Aires stellte kürzlich im Gespräch mit der "DW" fest, dass Deutschland im Vergleich zu China, aber auch anderen Ländern im Lithium Dreieck nicht sehr präsent sei.
Es gebe zwar Ansätze das zu ändern. Auch hätten sich in Chile und Argentinien deutsche Firmen bereits in eine gute Startposition gebracht. Der große Durchbruch fehle aber noch.
CATL erschließt Lithium-Vorkommen in Bolivien
"Mir fehlt in dieser strategisch wichtigen Frage eine ordnende oder zumindest koordinierende Hand, die eigentlich nur vom Staat kommen kann. Wir brauchen deutsche Konsortien, in denen wichtige Player auf allen Stufen der Wertschöpfungskette zusammenarbeiten".
Wie weit Deutschland im Rennen hinter China liegt, zeigt ein Blick nach Bolivien. Vor wenigen Tagen erhielt das chinesische Batterieunternehmen CATL den Zuschlag zur Erschließung riesiger Lithiumlagerstätten in Bolivien.
In die erste Phase des Projekts, die der bolivianische Präsident Luis Arce als Beginn der "historischen Industrialisierung von Lithium" in dem Land bezeichnete, wird rund 1 Milliarde USD investiert. Bereits im ersten Quartal 2025 soll mit dem Export von Lithiumbatterien begonnen werden.
Bolivien verhandelt auch mit anderen ausländischen Unternehmen. Dabei handelt es sich laut Reuters um das US-Unternehmen Lilac Solutions, die russische Uranium One Group und drei weitere chinesische Bieter.
Unternehmen aus Deutschland oder der EU sind offenbar nicht mehr vertreten. Dabei hatte das deutsche Unternehmen ACISA im Dezember 2018 ein Joint Venture mit Bolivien gestartet. Damals waren Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sowie die bolivianischen Energie- und Außenminister bei der Vertragsunterzeichnung vor Ort.
Das Projekt ist jedoch in der Versenkung verschwunden – unter anderem wegen Rechtsstreitigkeiten und einer generellen Präferenz der bolivianischen Regierung für China.
Bessere Chancen in Chile und Argentinien?
Ob die Chancen deutscher Unternehmen in Chile und Argentinien wesentlich besser sind, bleibt abzuwarten. In Chile gibt es noch erhebliche politische Unsicherheiten. Eine vorgeschlagene neue Verfassung wurde im September bei einem Referendum abgelehnt. Aktuell verhandeln die chilenischen Parteien über das weitere Vorgehen.
In dem Entwurf ging es auch um den Zugang ausländischer Unternehmen zu den Rohstoffvorkommen des Landes und um die Rechte von Ureinwohnern an rohstoffreichen Gebieten. Vor diesem Hintergrund erscheint die nun unterzeichnete Rohstoffpartnerschaft besonders vage.
China kann jedenfalls deutlich substanziellere Ergebnisse vorlegen: Das Land erwarb einen 24-prozentigen Anteil am chilenischen Unternehmen SQM, das derzeit zu den weltweit größten Lithiumproduzenten gehört. Auch andere chinesische Unternehmen besitzen Lizenzen.
In Argentinien sind deutsche Unternehmen vertreten. So verfügt etwa die Dresdner DEM – Deutsche E Metalle AG über ein Lizenzportfolio über indirekten Zugang zu Projekten mit einer Gesamtgröße von mehr als 70.000 ha im argentinischen Teil des Lithiumdreiecks.
Doch auch hier ist China mehrere Schritte voraus. Zuletzt hatte Ganfeng (HK:1772) Lithium für 962 Millionen USD die argentinische Lithea und ihre beiden Lizenzen an zwei Lithiumsalzseen gekauft. Das ebenfalls chinesische Unternehmen Tibet Summit plant Investitionen von 2 Milliarden EUR in Lithium Explorationsprojekte in dem Land.