Eine Erholung der Lithiumpreise nach dem drastischen Preisverfall stellt sich noch nicht ein. Bergbauunternehmen kämpfen jedoch um ihre Projekte - und setzen auf die langfristigen Argumente für das Batteriemetall.
Die Lithiumpreise wollen sich nicht erholen. In China sind die Spotpreise für Lithiumcarbonat zuletzt auf den niedrigsten Stand seit August 2021 gefallen. An der Guangzhou Futures Exchange – die den Kontakt auf Lithiumcarbonat erst im Juli 2023 eingeführt hatte – sank der am häufigsten gehandelte Terminpreis in diesem Monat um 12 %.
Sinkende Lithiumpreise am Terminmarkt und OTC
Auch außerhalb des Börsenhandels sinken die Preise. Albemarle (NYSE:ALB) musste bei einer Auktion am 19. Juni ein um 6,9 % unter dem Preis vom 5. Juni liegendes Höchstgebot akzeptieren.
Der Preis für Lithium ist in den vergangenen Jahren Achterbahn gefahren. Von Mitte 2021 bis Ende 2022 hatte sich der Preis versechsfacht. Anschließend ging es nahezu durchgängig abwärts, bis zuletzt wieder das Niveau von vor drei Jahren erreicht war.
Die Ursache ist offensichtlich: Das Angebot wächst schneller als erwartet, die Nachfrage bleibt aufgrund stockender EV Verkäufe hinter den Erwartungen zurück. Aktuell kommen Sorgen im Hinblick auf eine Sommerflaute hinzu.
Susan Zou, Analystin beim Researchinstitut Rystad Energy, verweist auf die kurzfristige Erholung zu Beginn des Jahres. Diese sei durch ein geringeres Angebot rund um das chinesische Neujahrsfest und einige spekulative Akteure am Markt ausgelöst worden. Nun aber seien die Aufwärtstreiber "größtenteils verschwunden".
Insbesondere Autohersteller registrieren die anhaltend hinter den Erwartungen zurückbleibende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen und kürzen ihre Bestellungen bei Produzenten. Oft erfolgt diese Kürzung auch in der Erwartung, die Lager bald noch günstiger wieder auffüllen zu können.
Erste Anzeichen für Trendwende?
Dennoch: Das Ende des Aufwärtstrends ist möglicherweise nahe. Produzenten im oberen Bereich der Kostenkurve stehen bereits unter Druck. Außerdem wächst die Nachfrage nach Lithiumcarbonat. Laut einem Bericht der Citigroup haben sich die Lagerbestände der nachgelagerten Akteure – hauptsächlich der Kathodenhersteller – in der dritten Juniwoche im Vergleich zur Vorwoche um 8 % erhöht. Die Lagerbestände anderer Anwender, darunter Batteriehersteller und -händler, stiegen demnach um 32 %.
Der Anstieg der Lagerbestände könnte als Hinweis darauf interpretiert werden, dass zum aktuellen Preisniveau auch vor der Sommerflaute eingekauft wird.
Rio Tinto (LON:RIO) kämpft um Genehmigung für Jadar
Bergbauunternehmen jedenfalls sind vom Potenzial des Batteriemetalls weiterhin überzeugt. So kämpft etwa der Bergbauriese Rio Tinto weiter um das Projekt Jadar in Serbien. 600 Millionen USD hat das Unternehmen bereits in das Projekt investiert.
Jadar ist das größte Lithiumvorkommen in Europa und könnte bei voller Produktion 58.000 t Lithiumcarbonat pro Jahr fördern. Laut Chad Blewitt, der das Projekt für Rio Tinto verantwortet, genug, um mehr als 1 Million Elektrofahrzeuge pro Jahr auszustatten. Die Minenlebensdauer setzt Rio Tinto mit 39 Jahren an.
Eine weitere Besonderheit: Mit einer Lithiumkonzentration im Gestein von 1,8 Prozent ist Jadar als eines der wenigen in Europa konkurrenzfähig gegenüber Bergbauprojekten in Australien oder Kanada. Nachdem die Regierung in Belgrad dem Projekt infolge von Protesten eine Absage erteilt hatte, hofft der Konzern nun auf einer zweiten Anlauf. "Wir haben ermutigende Worte vonseiten der serbischen Regierung gehört", so Chad Blewitt.
Ganfeng (HK:1772) Lithium klagt in Mexiko wegen Verstaatlichung des Lithiumsektors
Auch Ganfeng Lithium kämpft um ein Projekt. Der Chinesische Konzern sowie zwei seiner Tochtergesellschaften haben in Mexiko ein Schiedsverfahren gegen die Regierungwegen einer annullierten Bergbaukonzession für ein Lithiumprojekt im Bundesstaat Sonora eingeleitet.
Im vergangenen August hatte die Regierung die Bergbaukonzessionen annulliert. Mexiko hatte den Lithiumsektor des Landes im Jahr 2022 verstaatlicht. 2021 hatte Ganfeng Bacanora Lithium erworben – damals mit dem Ziel, 2023 die kommerzielle Produktion zu starten. Zum Projekt gehören ein Tagebau und eine Verarbeitungsanlage mit einer jährlichen Kapazität von 35.000 t Lithium.
Langfristig bleibt Lithium gefragt
Die langfristigen Perspektiven für Lithium jedenfalls bleiben positiv. So geht Bloomberg NEF in seinem jährlichen Electric Vehicle Outlook davon aus, dass der Gesamtbedarf an Lithium für Batterien im Jahr 2035 bei knapp 3,5 Millionen t liegen wird – rund das Dreifache des Niveaus von 2024.
Auch Quentin Lamarche, Co-Geschäftsführer von Techmet-Mercruia, glaubt an die Macht des langfristigen Trends. "Wir durchlaufen eine S-Kurve und erleben die Folgen dieser S-Kurve", sagte Lamarche von Techmet-Mercuria mit Blick auf die weltweite Umstellung auf Elektrofahrzeuge. "Aber der Zug ist abgefahren."
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