Trump könnte durch eine Lockerung der Bedingungen für den 45X Tax Credit mehr heimische Lithiumproduzenten steuerlich begünstigen. Die Nachfrage nach Lithium wird auch nach dem Machtwechsel weiter wachsen. Trumps Fokus dürfte dabei auf heimischer Produktion liegen – und zwar nicht nur wegen „America First“.
Lithium produzieren – und zwar möglichst schnell. Das Explorationsunternehmen Chariot Corp (ISIN: AU0000294498 , WKN: A3EWMX ) vollzog Anfang Oktober einen strategischen Schwenk. Beim Projekt Black Mountain in Wyoming steht nun eine schnell realisierbare Pilotmine auf dem Plan. Die Erkundung einer groß angelegten Ressource wird verschoben, um schneller vom Explorer- in den Produzentenstatus zu wechseln.
Perspektiven für Lithiumunternehmen in den USA bleiben auch unter Trump gut
Die Geologen um CEO Shanthar Pathmanathan vermuten eine oberflächennahe Lithiummineralisierung, was den initialen Aufwand deutlich reduziert. Der CEO selbst weist auch auf regulatorische Vorteile hin. So könne die Pilotmine von Wyomings vorteilhaftem System für Kleinbergbaugenehmigungen profitieren.
Ändern sich die starken Perspektiven für Lithiumunternehmen durch den Ausgang der Wahlen in den USA? Die Reaktion des Aktienmarktes spricht dagegen. Die Chariot Aktie hat sich nach dem 05. November nur unwesentlich bewegt. Die Aktie des US-Produzenten Albemarle (NYSE:ALB) notiert rund 5 % höher.
Trotz des medial vielbeachteten Wahlsiegs Donald Trumps muss sich das Wachstum im Bereich Clean Energy (NASDAQ:ICLN) – das auch EVs und Stromspeicher und damit wesentliche Zielmärkte für Lithiumunternehmen wie Chariot und Albemarle umfasst – nicht wesentlich abschwächen.
Bislang gehen Prognosen davon aus, dass sich die Batterieproduktionskapazität in den USA im Vergleich zu 2022 voraussichtlich verzehnfachen muss, um mit der rasant wachsenden Nachfrage Schritt zu halten.
Reuters zitiert Analysten, denen zufolge der Boom bei erneuerbaren Energien in den USA sich "nicht dramatisch verlangsamen" dürfte. Auch Trumps Affinität zu Öl und Gas ist im Kontext zu sehen: So ist das Land unter Präsident Biden bereits zum weltgrößten Öl- und Gasproduzenten geworden.
Batteriemetalle wie Lithium dürften also unverändert gefragt sein. Dafür spricht auch, dass General Motors (NYSE:GM) vor den Wahlen ein JV mit Lithium Americas (NYSE:LAC) zur Entwicklung der Lagerstätte Thacker Pass auf den Weg gebracht hat. Irgendwann sollen hier 80.000 Tonnen Lithiumcarbonat in Batteriequalität pro Jahr produziert werden – genug für 1 Million E-Fahrzeuge.
Auch Chariot Corp konnte rund zwei Wochen vor den Wahlen noch auf großes Interesse von Investoren zählen, die – ebenso wie GM – offenbar nicht mit disruptiven Änderungen für die Branche infolge der Wahl rechnen. Gut 8 Mio. Aktien wurden ausgegeben, um unter anderem das anstehende Bohrprogramm zu finanzieren. Unter den Käufern waren auch institutionelle Investoren wie Ignite Equity.
Für Shantar Pathmanathan waren die Entwicklungen um Lithium Americas und GM von höchstem Interesse. Chariot hält mit dem 121 km² großen Resurgent Projekt die zweitgrößte Landposition in der geologisch einschlägigen McDermitt Caldera nach Lithium Americas – in unmittelbarer Nähe zu Thacker Pass und einer weiteren Tier-1-Lagerstätte von Jindalee Resources. Die Priorität wurde zugunsten einer schnellen Produktion bei Black Mountain zurückgestellt. Langfristig aber markiert Resurgent das wohl wichtigste Projekt im Portfolio von Chariot Corp.
Nicht nur Pathmanathan glaubt, dass Donald Trump heimischem Lithium den Vorrang geben wird. Trump gilt als Verfechter der Rückverlagerung von Produktionsvorgängen in die USA.
Trump setzt auf Rückverlagerung
Ein möglicher, kurzfristig realisierbarer Ansatzpunkt betrifft den im Rahmen des Inflation Reduction Acts eingeführten Advanced Manufacturing Production Credit (45X Tax Credit). Dieser sieht eine Steuergutschrift in Höhe von 10 % für in den USA hergestellte Produkte vor.
Die unter Joe Biden beschlossenen Detailregelungen begünstigen auch Bergbauunternehmen, die Rohstoffe abbauen – allerdings nur, wenn dasselbe Unternehmen anschließend auch die Weiterverarbeitung übernimmt. Die kommende Trump-Administration könnte diese Bedingung aufheben und damit mehr Lithiumproduzenten in den USA begünstigen.
Eine vollständige Abschaffung des IRA unter Trump gilt als unwahrscheinlich. "Eine beträchtliche Anzahl von Projekten für saubere Energie, darunter auch Fertigungsprojekte, die tendenziell dauerhafte Arbeitsplätze schaffen, konzentrieren sich auf traditionell republikanische und Swing States", gab Nina Fahy von der Rabobank bereits im Oktober zu bedenken.
In der Tat hatten 18 republikanische Abgeordnete Anfang August einen Brief an den Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, geschickt – mit der Bitte, die IRA-Gutschriften nicht aufzuheben.
Auch Chariot Corp könnte von einer solchen Ausweitung der Steuergutschriften für Bergbauunternehmen profitieren. Bislang ist geplant, in der Pilotmine in Wyoming Lithiumspodumen-Konzentrat zu produzieren und dieses an Raffinerien zu verkaufen, die Lithiumhydroxid herstellen. Im Südwesten der USA gibt es mehrere im Bau befindliche Lithiumhydroxid-Raffinerien.
Chinas Einfluss in Südamerika ist enorm gewachsen
Ein weiterer Grund für den Fokus auf US-Lithium über "America First" hinaus ist ein Trend in Südamerika, der unter Barack Obama begann und sich über die Amtszeiten von Donald Trump und Joe Biden fortsetzte. China gewinnt in der lithiumreichen Region massiv an Einfluss. Dies zeigt ein Blick auf die Handelsdaten mehrerer Länder.
Chile: Das Handelsvolumen zwischen Chile und China lag 2023 bei rund 57 Mrd. USD – fast doppelt so viel wie noch 2015. Das Handelsvolumen mit den USA erreichte trotz des bestehende Freihandelsabkommens 2022 weniger als 50 Mrd. USD.
Brasilien: Das Handelsvolumen der USA mit Brasilien ging 2023 auf 74,8 Mrd. USD zurück: Die US-Exporte sanken um 26 %, die Importe um 2 %.
Laut chinesischer Zollstatistik belief sich das bilaterale Handelsvolumen zwischen China und Brasilien im Jahr 2023 auf 181,53 Milliarden USD, was einem Anstieg von 6,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Von 2017 bis 2022 sind die Exporte Chinas nach Brasilien jährlich um 16,3 % gestiegen, von 30,1 Milliarden USD im Jahr 2017 auf 64 Milliarden USD im Jahr 2022.
Peru: In den letzten fünf Jahren sind die Exporte Chinas nach Peru um jährlich 7,17 % gestiegen, von 8,7 Mrd. USD im Jahr 2017 auf 15,1 Mrd. USD im Jahr 2022. Das bilaterale Handelsvolumen erreichte 37,69 Milliarden US-Dollar und machte 2023 etwa ein Drittel des gesamten peruanischen Außenhandels aus.
Auffällig: Noch vor zehn Jahren waren die USA der wichtigste Handelspartner Perus. Im Jahr 2015 überholte China die USA im Handel mit dem Land jedoch. Unter Trumps vorheriger Regierung von 2017 bis 2021 und erneut unter Biden vergrößerte sich der Abstand.
APEC-Konferenz in Peru verdeutlicht Verschiebung der Kräfteverhältnisse
Peru steht derzeit besonders im Rampenlicht. Der Andenstaat empfängt diese Woche Staats- und Regierungschefs der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (APEC). Chinas Präsident Xi Jinping wird einen neuen, durch Chinas staatliches Schifffahrtsunternehmen Cosco Shipping gebauten Megahafen 80 Kilometer nördlich von Lima in Chancay eröffnen.
Der Hafen soll die Seewege nach Asien sowohl für peruanische als auch für brasilianische Waren verkürzen – und steht sinnbildlich für den Einflussgewinn der Volksrepublik in der Region.
"Wir werden direkte Verbindungen nach Asien haben, insbesondere zu Häfen in China. Je nach Route wird die Dauer der Verbindungen um 10, 15 oder 20 Tage verkürzt", kündigte der peruanische Minister für Transport und Kommunikation, Raul Perez Reyes an. Der neue Hafen werde mit dem mexikanischen Hafen Manzanillo und mit Long Beach in Kalifornien konkurrieren.
Der Hafen ist nicht alles. Die peruanische Regierung treibt ein potenzielles 10-Milliarden-Dollar-Eisenbahnprojekt voran. Dieses könnte dazu beitragen, mehr brasilianisches Soja über den Landweg nach Peru und dann nach China zu transportieren. Soja ist neben Mais und Rindfleisch das wichtigste Agrarexportgut der Region. Bei den Metallen dominieren Kupfer – und Lithium.
"China ist aggressiv in die Region eingetreten, lernt schnell und ist bereit, langfristig zu bleiben", resümiert Eric Farnsworth, ein ehemaliger Beamter des US-Außenministeriums und jetzt beim Council of the Americas und der Americas Society tätig.
Sofern die USA in der regionalen Wirtschaftspolitik keine neuen und wirksameren Prioritäten setzten, werde sich die Region weiterhin in Richtung chinesischer Interessen bewegen.
Besonders pikant: Zu den Gästen der APEC-Konferenz gehört auch der scheidende US-Präsident Joe Biden. Er war Vizepräsident unter Barack Obama, als die Gewichte im südamerikanischen Handel sich grundlegend zu verschieben begannen. Diese Entwicklung markiert einen Trend, der sich unter Trumps "America First"-Agenda während dessen erster Amtszeit verstärkte – und danach unter Biden weiter an Fahrt gewann.
Pathmanathan rechnet auch für den US-Lithiumsektor damit, dass sich die wesentlichen Trends über verschiedene Präsidenten hinweg fortsetzen. "Es fließen jetzt erhebliche Mittel in die nachgelagerten Komponenten des Sektors, von der Herstellung von Batterien und Batteriechemikalien bis hin zu Investitionen in Milliardenhöhe in Unternehmen für Ladeinfrastruktur", hatte der CEO bereits im Oktober konstatiert.