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Lithiumproduzenten warnen vor dramatischem Engpass

Veröffentlicht am 29.06.2023, 08:00
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Langwierige Genehmigungsverfahren, Fachkräftemangel, Lieferschwierigkeiten beim Equipment, Inflation: Die boomende Lithiumbranche hält die angepeilten Produktionsziele für gefährdet – und damit auch die Dekarbonisierungsziele.

Geladen hatte der Branchendienst Fastmarkets: In der vergangenen Woche trafen sich zahlreiche Unternehmen in Las Vegas zur Lithium Supply and Battery Raw Materials Konferenz 2023.

Die Veranstaltung erfreut sich wachsender Beliebtheit. In diesem Jahr – dem 15. Termin – wurden 1100 Teilnehmer gezählt – fast dreimal so viele wie 2019 und 68 % mehr als im Vorjahr. Auch Ölunternehmen wie Exxon Mobil (NYSE:XOM) und Equinox sowie Großbanken wie J.P. Morgan und Goldman Sachs (NYSE:GS) waren vertreten.

Doch die Stimmung war nicht in jeder Hinsicht so gut, wie es die explodierende Nachfrage nach Lithium und anderen Batteriemetallen vermuten lassen sollte.

Stu Crow, Vorsitzender von Lake Resources, brachte das Problem auf den Punkt: Es gibt nicht genug Lithium. Der Markt könne "in eine Krisensituation geraten", in der Batteriehersteller sich der Versorgung mit dem Batteriemetall nicht sicher sein könnten.

Lake Resources meldet mehrjährige Verzögerung

Crow weiß aus eigener Erfahrung, wovon er spricht. In der vergangenen Woche musste das Unternehmen eine mehrjährige Verschiebung seines Kachi-Lithiumprojekts in Argentinien vermelden. Zu den Problemen vor Ort gehören unter anderem die Stromversorgung und logistische Aspekte.

Doch der Branche machen noch andere Herausforderungen zu schaffen. Lange Verzögerungen bei Genehmigungen ziehen Projekte in die Länge. Außerdem herrscht auch im Bergbau Personalmangel. Nicht zuletzt treibt die Inflation die Kosten bis zum Produktionsstart massiv in die Höhe.

Der weltweit größte Lithiumproduzent Albemarle (NYSE:ALB) prognostiziert, dass die globale Nachfrage nach dem Batteriemetall das Angebot im Jahr 2030 um 500.000 t übersteigen wird. Es gibt unterschiedliche Prognosen verschiedener Analysehäuser und Beratungsunternehmen sowie von Herstellern. Auch wenn die Prognosen leicht voneinander abweichen: Alle warnen vor einer Verknappung. Eric Norris, Leiter des Lithiumgeschäfts von Albemarle, beschreibt den Markt folgerichtig als "eine große Herausforderung".

Markt wächst nicht schnell genug

Auch wenn Unternehmen wie Albemarle rasante Wachstumsraten vermelden: Es reicht nicht. Fastmarkets zählte im vergangenen Jahr weltweit 45 in Betrieb befindliche Lithiumminen. Elf weitere sollen in diesem Jahr und sieben im nächsten Jahr den Start gehen. Diese Geschwindigkeit liegt weit unter dem, was die Branche für eine Deckung der Nachfrage für erforderlich hält.

Doch damit nicht genug: Die aktuellen Wachstumsprognosen stützen sich auf Best Case Szenarien. Verzögerungen bei Genehmigungsprozessen, Fachkräftemangel, steigende Kosten und oft genug auch Probleme bei der Lieferung wichtigen Bergbauequipments dürften in der Realität zu einem weitaus gemächlicheren Wachstum führen.

Selbst wenn es gelingt, mehr Minen an den Start zu bringen, ist der Markt noch lange nicht versorgt. Denn es braucht auch genügend Anlagen, um spezielle Metallarten für Batterien herzustellen. Auf der Konferenz wurde bereits gemutmaßt, dass Autohersteller zur Akzeptanz geringerwertigeren Lithiums gezwungen sein könnten. Dies würde die Reichweite der Batterien von Elektrofahrzeugen verringern.

Sarah Maryssael von Livent (NYSE:LTHM) betonte: "Es gibt einen großen Unterschied zwischen Lithium, das aus dem Boden kommt, und Lithium, das in eine Batterie gelangt".

"Investitionen müssen fortgesetzt werden"

Tara Berrie vom Elektrofahrzeughersteller forderte: "Die Investitionen müssen fortgesetzt werden, sonst kommt es zu weiteren Verzögerungen bei den ohnehin schon enorm langen Zeitplänen".

Doch einen Mangel an Investitionsinteresse gibt es – anders als etwa beim heraufziehenden Kupfermangel – im Fall von Lithium nicht. Der Markt entwickelt sich auch im Hinblick auf seine Präsenz im Finanzsektor sehr dynamisch. Großbanken wie JPMorgan (NYSE:JPM), Goldman Sachs und BMO Capital Markets verzeichnen stark wachsendes Interesse nach Absicherungs- und Finanzierungsinstrumenten, die auch für Produzenten und Developer eine wichtige Rolle spielen.

Investiert wird in neue Projekte ebenso wie in Übernahmen. So vermeldete Rahim Bapoo, Geschäftsführer der BMO-Abteilung für kritische Mineralien etwa, die Investitions- und M&A-Pipeline seines Instituts sei "außerordentlich stark".

Gelingt es nicht, dass Angebotsproblem auf dem Lithiummarkt zu lösen, werden die globalen Dekarbonisierungsziele absehbar verfehlt. Ohne ausreichend Lithium kann insbesondere die Umstellung des Verkehrssektors auf elektrische Fahrzeuge nach derzeitigem technischen Stand nicht gelingen.

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