Der global agierende Luxusgüter-Konzern LVMH verfügt über ein breites Portfolio an Luxusmarken, die sich in den letzten Jahren steigender Beliebtheit erfreuen. Und so konnte der Konzern innerhalb der letzten drei Jahre ein beachtliches Wachstum vorlegen. Mit dem jüngsten Zahlenwerk für Q3/23 wurden die Erwartungen der Marktteilnehmer dann jedoch enttäuscht. Erste Stimmen sehen Anzeichen für eine Abschwächung des Wachstumstrends. Zahlreiche Analysten haben seitdem ihre Ertragsprognosen für 2024 nach unten angepasst.
Die gute Nachricht vorweg: Ernsthafte Sorgen müssen sich die Anteilseigner von LVMH (EPA:LVMH) (ISIN: FR0000121014) nicht machen. Trotz der Anpassungen der Prognosen wird für die kommenden Jahre auch weiterhin mit steigenden Umsätzen und Gewinnen gerechnet und die klare Mehrzahl der Analysten rät zum Kauf. Allerdings ist auch die Rede von Margenrisiken. Analysten rechnen daher mit einem leichten Rückgang beim KGV und einem moderaten Anstieg der Dividendenrendite. Als Grund für diese Einschätzung wird die schwache Wirtschaft und das nachlassende Wachstum bei LVMH angeführt. Die Nachfrage nach Luxusgütern ist stark abhängig von der konjunkturellen Entwicklung, was die Prognostizierbarkeit der Erträge erschwert.
Der französische Konzern konnte das bereinigte Nettoergebnis seit 2019 von 7,3 Mrd. EUR auf zuletzt 14,4 Mrd. EUR in 2022 steigern und damit nahezu verdoppeln. Dass ein derartiges Wachstum nicht ewig andauern kann, liegt auf der Hand und so rechnen Experten für die kommenden Jahre mit einer Normalisierung der Ertragszuwächse. Nach dem jüngsten Zahlenwerk für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres 2023 zeigte sich der Markt bereits enttäuscht, nachdem die prognostizierten Ziele nicht erreicht wurden. Die uns vorliegende angepasste Analystenschätzung für 2023 auf Non-GAAP-Basis – das heißt bereinigt um Sondereffekte – liegt bei einem Ergebnis je Aktie von 31,86 EUR (Vj: 29,12), was einem Zuwachs von knapp 10 % entsprechen würde. Für 2024 wird mit einem Ergebnis je Aktie von 34,14 EUR (+7 %) gerechnet.
Bewertung auf Basis des Gewinns
Der von Analysten prognostizierten Rückgang des KGV lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht nachvollziehen. Die Relation zwischen Jahreshoch und der uns vorliegenden Ergebnisprognose von 31,86 EUR je Aktie für 2023 beträgt ca. das 28-fache und liegt damit ziemlich exakt auf dem Niveau der Jahre 2019 bis 2022, das Krisenjahr 2020 ausgenommen. In Relation zum Tiefstkurs des Jahres 2023 liegt das Vielfache beim 20,5-fachen und damit sogar leicht über dem Durchschnitt des genannten Zeitraums. Allerdings lässt sich feststellen, dass sich das minimale und maximale KGV bereits seit 2019 auf einem Niveau bewegen, dass ca. vier Zähler über dem Niveau der Jahre 2013 bis 2018 liegt. Starkes Wachstum geht oftmals mit steigenden Multiplikatoren einher.
Bei einer Normalisierung des Wachstums wäre es demnach nicht unwahrscheinlich, dass damit einhergehend auch eine Normalisierung des Bewertungsniveaus stattfinden würde und die Multiplikatoren wieder sinken. Für unsere vorsichtige Bewertung legen wir daher das durchschnittliche Niveau der minimalen und maximalen KGVs der letzten 10 Jahre zu Grunde. Das maximale jährliche KGV betrug im Durchschnitt das 25-fache des bereinigten Gewinns je Aktie und das minimale KGV notierte im Durchschnitt beim 17,5-fachen dessen. Auf Basis des erwarteten Gewinns je Aktie von 34,14 EUR für 2024 gelangen wir damit zu einer Handelsspanne mit einem Einstiegskurs von 597 EUR und einem Kursziel von 864 EUR.
Charttechnik
Die Notierung der LVMH-Aktie bewegt sich seit 2016 stetig gen Norden. Dabei wurde der ursprüngliche Trendkanal das langfristigen Aufwärtstrends im November 2020 nach oben durchbrochen, um in Folge mehrere neue Rekordhochs auszubilden. Auf das Erreichen des aktuellen Rekordhochs bei 904 EUR im Mai letzten Jahres folgte eine Korrektur, die im Oktober 2023 im Bereich von 655 EUR ihr Ende fand mit einem Test der oberen Trendkanalbegrenzung des ursprünglichen Trendkanals. Nach einem erneuten Kursanstieg erfolgt aktuell ein erneuter Test dieser Trendlinie im Bereich von ca. 680 EUR. Ein Unterschreiten würde weiteres Abwärtspotential bis zur nächsten markanten Unterstützung bei 600 EUR eröffnen. Sollte die Trendlinie halten und eine erneute Aufwärtsbewegung mit Überschreitung des letzten Zwischenhochs bei 750 EUR erfolgen, dann lägen die nächsten Widerstände im Bereich zwischen 785 EUR (200-Tage-Linie) und 800 EUR. Die relative Stärke auf Basis von 14 Wochen hatte bereits mit dem letzten Test der Trendlinie nahe dem überverkauften Bereich bei einem Wert von 33 notiert und weist damit eine Aufwärtstendenz auf, da ein niedrigeres Niveau seit 2008 nur einmal erreicht wurde.
Fazit
Trotz der Unkenrufe ist für LVMH ein deutlich positives Sentiment erkennbar. Die Ertragssituation ist stabil und es wird nach wie vor mit moderatem Wachstum gerechnet. Ein Unsicherheitsfaktor besteht jedoch in der möglichen Normalisierung der KGVs auf einem niedrigeren Niveau, denn damit könnte die Notierung trotz steigender Gewinne in eine Seitwärtsbewegung übergehen. Wir erachten die Aktie auf Basis der uns vorliegenden Gewinnprognose für 2024 als leicht unterbewertet und beobachten zunächst die weitere Kursentwicklung. Eine Kaufentscheidung wäre vom jetzigen Kursniveau aus frühestens mit dem Überschreiten der Marke von 750 EUR gerechtfertigt, wobei sich daraus kein vorteilhaftes Chance Risiko Verhältnis mehr ergäbe. Zum jetzigen Zeitpunkt bietet die Aktie ca. 26 % Kurspotenzial bis zu unserem Kursziel bei 864 EUR und weiteres Abwärtspotenzial von ca. 13 % bis zu unserem Einstiegskurs. Risikobewusste Anleger könnten zum jetzigen Zeitpunkt eine Teilposition aufbauen.
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