Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0693 (04:58 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0681 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 160,91. In der Folge notiert EUR-JPY bei 172,07. EUR-CHF oszilliert bei 0,9616.
Märkte: aufgehellt in den Freitag
An den Finanzmärkten kam es in den letzten 24 Handelsstunden zu einer Aufhellung hinsichtlich der Marktentwicklungen.
Im Fokus stand heute Nacht das Duell Biden versus Trump. Die erste Runde ging an Trump. Die Marktreaktion heute früh in Fernost signalisiert, dass die Finanzmärkte ganz gut mit den aus der Debatte resultierenden Eindrücken umgehen konnten und können.
Ultimativ verbindet sich mit der Präsidentenfrage in den USA die Frage, ob es in der Geopolitik Chancen für eine Neuausrichtung zu einer Deeskalation gibt. Unter Biden ist das nahezu ausgeschlossen. Mit Trump verbinden sich geopolitische Hoffnungswerte. Trump verspricht zudem Steuersenkungen und steht grundsätzlich für einen Fokus auf Forcierung der wirtschaftlichen Kräfte.
Das Datenpotpourri war kaum anregend. Der Economic Sentiment Index der Eurozone stieg nicht, nein er sank leicht. Die Geldmenge der Eurozone mäandert auf sklerotischem Niveau, gleiches gilt für die Kreditvergabe. Vor diesem Hintergrund ist die von EZB-Ratsmitglied Kazimir vertretene Sichtweise, dass es zu einer weiteren Zinssenkung in der Eurozone kommen werde, mehr als nachvollziehbar. In den USA lieferten die Veröffentlichungen mehr Schatten als Licht, allen voran der Index anhängiger Hausverkäufe, aber auch darüber hinaus. Die Industrieproduktion Japans setzte dagegen heute früh positive Akzente.
An den Aktienmärkten dominiert die Farbe „grün“. Der Late DAX stieg um 0,30%, dagegen verlor der EuroStoxx50 0,24%. Der S&P 500 nahm um 0,12%. Das Plus lag bei US Tech 100 bei 0,21%. In Fernost ergibt sich Stand 07:00 Uhr folgendes Bild: Nikkei (Japan) +0,68%, CSI 300 (China) +0,64%, Hangseng (Hongkong) +0,49%, Sensex (Indien) +0,37%, Kospi (Südkorea) +0,31%.
An den Rentenmärkten kam es zu wenig Bewegung. Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe stellt sich aktuell auf 2,45% (Vortag 2,46%), die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe auf 4,31% (Vortag 4,34%).
Der JPY steht an den Devisenmärkten weiter unter Druck. Gold und Silber konnten sich erholen.
US-TV-Duell: Trump drängt Biden in Defensive
Rund vier Monate vor der US-Präsidentschaftswahl haben sich Amtsinhaber Biden und sein Herausforderer Trump in einem ersten TV-Duell gegenüber gestanden. Es war das erste Aufeinandertreffen der beiden Kontrahenten seit Oktober 2020. Zu Bidens Amtseinführung im Januar 2021 war Trump nicht erschienen. Ein zweites TV-Duell ist für September geplant. Die Wahl findet am 5. November statt.
Die vom Fernsehsender CNN in Atlanta ausgerichtete Debatte deckte eine große Bandbreite von Themenfeldern ab. Biden und Trump diskutierten über den Zustand der Wirtschaft, Abtreibung, Klima, Sozial- und Krankenversicherungen, die Stellung der schwarzen Bevölkerung, die Opioid-Krise in den USA als auch das Thema Einwanderung.
Zum Verlauf: Biden geriet in der auf 90 Minuten angelegten Debatte mehrfach ins Stocken. Er musste sich einige Male korrigieren und wirkte zu Beginn zaghafter als Trump. Trump nutzte den Auftritt, um seinem Kontrahenten vorzuwerfen, die USA zugrunde zu richten. Bidens schwache Führung sei Schuld daran, dass in der Ukraine und im Gazastreifen Kriege herrschten. Trump und Biden nutzten das „Stilmittel“ der Beleidigungen und bezichtigten sich gegenseitig, Lügner und Kriminelle sowie der jeweils schlechteste Präsident aller Zeiten gewesen zu sein.
Trump warnte die Wähler davor, dass Biden sie in einen dritten Weltkrieg führen werde. Zugleich versprach er Steuerkürzungen, sollte er die Wahl im November gewinnen, und eine rasche Beendigung des Kriegs in der Ukraine noch bevor er vereidigt werde. Bewertung: Noch während der Debatte wurde in Bidens Lager Enttäuschung über den Auftritt laut. Ein Stratege der Demokraten, der mit Biden während des Wahlkampfs vor vier Jahren zusammengearbeitet hatte, sprach von einer Katastrophe.
Kommentar: Der Eindruck, dass Trump Biden in die Defensive drängte, ist richtig. Das CNN-Format ist wichtig für den öffentlichen Diskurs in den USA losgelöst von dem intellektuellen Niveau. Es liefert dem Rest der Welt die Möglichkeit, Konsequenzen der US-Wahl besser einzuordnen. Biden hieße in der Geopolitik weiter so in der Eskalation, in der Wirtschaft Fortsetzung der aktuellen Politikansätze. Trump bietet eine Alternative in der Geopolitik in Richtung Beendigung der Konflikte. Geowirtschaftlich würde unter Trump das Thema „America first“ opulenter. Das stellte eine erhebliche Herausforderung für die EU dar.
Studie: Inflationsrisiken wegen „Staus auf den Weltmeeren“
Staus auf den Weltmeeren können laut einer Studie der Commerzbank (ETR:CBKG) die Inflation in der Eurozone erhöhen. Jeder 12. Container weltweit stecke aktuell im Stau. Dies triebe die Frachtraten pro Container auf der Route von China nach Europa hoch. Mittlerweile lägen die Spotraten bei rund 7000 USD (vor Corona zwischen 1000-2000 USD). In der Studie wird betont, je länger die Frachtraten erhöht blieben, umso wahrscheinlicher stiegen die langfristigeren Vertragsraten. Auf diese Weise würden hohe Transportkosten für einen Zeitraum von etwa einem Jahr festgeschrieben. Das wiederum erhöhte die Preise für Konsumgüter und die Preise für Vorprodukte der Unternehmen. Wenn Frachtraten auf diesem hohen Niveau verharrten, legte das für die Eurozone eine Erhöhung der Verbraucherpreise (ohne Energie, Nahrungs- und Genussmittel) um etwa 0,25% nahe. Weil auch die Lohnkosten derzeit noch kräftig stiegen, dürfte sich die Kernrate der Verbraucherpreise Inflation im kommenden Jahr eher bei 3% als bei dem Ziel der EZB von 2% einpendeln.
Kommentar: Kein Widerspruch – was sagt die Abstraktion? Friede ernährt, Unfriede verzehrt. Sollte es mit der Wahl Trumps zur geopolitischen Entspannung kommen, entfielen die hier skizzierten Risiken. Das wäre schön!
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Economic Sentiment Index verfehlt Erwartungen
Der Economic Sentiment Index sank per Juni unerwartet von zuvor 96,1 (revidiert von 96,0) auf 95,9 Zähler (Prognose 96,2).
Kommentar: Die Sentiment-Indikatoren, ob Economic Sentiment, PMIs oder IFO Index (Ausnahme DIW Indikator …) der Eurozone weisen nicht in Richtung einer nachhaltigen Konjunkturerholung.
Die Geldmenge M-3 stieg per Mai im Jahresvergleich um 1,6% (Prognose 1,5%) nach zuvor 1,3%. Die Kreditvergabe an private Haushalte legte im Jahresvergleich um 0,3% nach zuvor 0,2% zu. Kredite an Unternehmen verzeichneten wie im Vormonat eine Zunahme um 0,3%.
Kommentar: Diese Strukturdaten implizieren weiter eine malade Wirtschaftssituation nach vorne schauend.
Spanien: Die Einzelhandelsumsätze stiegen per Mai im Jahresvergleich um 0,2% nach zuvor 0,3%.
USA: Wenig Licht, mehr und Schatten
Das BIP nahm gemäß finaler Berechnung im 1. Quartal 2024 in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung um 1,4% (Prognose und vorläufiger Wert 1,3%) zu.
Kommentar: Fakt ist, dass sich vom 4. Quartal 2023 auf das 1. Quartal 2024 ein deutlicher Dynamikverlust von 3,4% auf 1,4% Wachstum in der Ökonomie einstellte.
Der Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter verzeichnete per Mai im Monatsvergleich einen Anstieg um 0,1% (Prognose -0,1%) nach zuvor 0,2% (revidiert von 0,6%).
Kommentar: Aggregiert wurden die Erwartungen für die Zweimonatsperiode um 0,2% verfehlt.
Der Index anhängiger Hausverkäufe lag per Berichtsmonat Mai bei 70,8 nach zuvor 72,3 Zählern.
Kommentar: Der Index markierte den tiefsten Stand seit April 2020 (69,0, Corona-Tief). Exkludiert man diesen Wert, der unter „Wirtschaftsverbot“ markiert wurde, war es der schwächste Wert in der Historie des Index seit 2002 (keine längere Historie verfügbar).
Der Kansas City Fed Composite Index sank per Juni von -2 auf -8 Punkte.
Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stellten sich per Berichtswoche 22. Juni 2024 auf 233.000 (Prognose 230.000) nach zuvor 239.000 (revidiert von 238.000).
Japan: Industrieproduktion (M) legt per Mai deutlich zu
Die Industrieproduktion stieg per Berichtsmonat Mai im Monatsvergleich um 2,8% (Prognose 2,0%) nach zuvor -0,9%. Im Jahresvergleich ergab sich per Mai ein Rückgang um 0,5% nach zuvor -4,2%.
Die Arbeitslosenrate lag per Mai bei unverändert bei 2,6% (Prognose 2,6%).
Russland: Devisenreserven rückläufig
Die Devisenreserven verzeichneten per Stichtag 21. Juni 2024 einen Rückgang von 596,2 Mrd. USD auf 593,1 Mrd. USD.
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1,0950 – 1,0980 negiert das für den EUR negative Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe
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