Märkte: Trumps Zollpolitik führt initial zu erhöhter Risikoaversion

Veröffentlicht am 03.04.2025, 12:51

EUR/USD eröffnet bei 1,0913 (05:44 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0781 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 147,33. In der Folge notiert EUR-JPY bei 160.76. EUR-CHF oszilliert bei 0,9555.

Märkte: Trumps Zollpolitik führt initial zu erhöhter Risikoaversion

An den Finanzmärkten kam es im Vorwege der Verkündung der US-Zollpolitik zu nervösen, aber halbwegs stabilen Märkten.

Die nachbörsliche Verkündigung der Zollpolitik führte initial zu deutlich erhöhter Risikoaversion, die sich im bisherigen Verlauf abschwächte. Messbar war das am Goldpreis, der zunächst neue Höchstmarken bei knapp 3.168 USD erklomm, um dann zu korrigieren. Es war aber auch messbar an den fernöstlichen Aktienmärkten, wo die teils hohen Kursabschläge anfangs im weiteren Verlauf nivelliert wurden.

Bemerkenswert ist der Rückgang der Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen von gestern 4,19% auf aktuell 4,05% vor dem Hintergrund der potentiell inflationären Wirkungen der US-Zölle. Ebenso bemerkenswert ist der Rückgang des USD, denn die initialen Folgen dieser Politik belasten zunächst die von Zöllen belegten Länder stärker. Sollte der Devisenmarkt wirklich so smart sein, darüber hinwegzusehen und sofort die mittel- und langfristigen Folgen für den USD-Leitwährungsstatus jetzt zu bewerten?

Kommentar: Die nachhaltige Entwicklung an den Märkten hängt an dem Thema, ob es zu Eskalationen und Handelskriegen kommt. Sensible und weise Geister setzen auf Diplomatie.

Aktienmärkte: Late Dax -0,41%, EuroStoxx 50 -0,08%, S&P 500 +0,67%, Dow Jones +0,56%, NASDAQ 100 +0,75%. Aktienmärkte in Fernost Stand 05:56 Uhr: Nikkei (Japan) -3,29%, CSI 300 (China) -0,71%, Hangseng (Hongkong) -1,89%, Sensex (Indien) -1,65% und Kospi (Südkorea) -1,07%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,72% (Vortag 2,68%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,05% (Vortag 4,19%) abwirft.

Devisenmärkte: Der EUR (+0,0116) legte gegenüber dem USD im Tagesvergleich signifikant zu. Gold (+23,00 USD gewann gegenüber dem USD deutlich an Boden und erreichte zwischenzeitlich ein neues Allzeithoch bei knapp 3.168 USD. Silber (-0,41 USD) gab dagegen gegenüber dem USD nach (Konjunktursorgen, geringerer Verbrauch). Der Bitcoin notiert bei 83.500 USD (06:00 Uhr). Gegenüber dem Vortag ergibt sich ein Rückgang im Tagesvergleich um 1.160 USD.

Bestandsaufnahme zur US-Zollpolitik

US-Präsident Trump hat die Einführung eines Basiszolls auf alle US-Importe in Höhe von 10% angekündigt. Für Autoimporte ist ein Zoll von 25% festgelegt worden. Es betrifft Importe im Wert von 554 Mrd. USD. Zölle fallen auch für Computerimporte an (Volumen 138 Mrd. USD). Für einzelne Länder fallen unterschiedlich hohe, so genannte reziproke Zölle an. Sie gehen in der Spitze bis zu 50%. Für die EU liegt der reziproke Zoll bei 20%, für China bei 34%, für Taiwan bei 32%, für Japan bei 24%, für Indien bei 26%, für die Schweiz bei 31% und für das UK 10%.

Hintergrund: Die Welt zeigt sich weitgehend erzürnt über die Anmaßung Trumps in der Zollpolitik. Es gilt zu prüfen, ob Trump überzeugende Argumente für seine Politik hat. Dazu hat die Bank of America (NYSE:BAC) bezüglich tarifärer und nicht tarifärer Maßnahmen eine aussagekräftige Grafik präsentiert: diese Grafik belegt, dass Trump bestechende Argumente hat.

Problemlage für betroffene Länder:

Das Gleichgewicht, das bis zum 2. April 2025 in der Weltwirtschaft gegeben war, ist Geschichte. Es kommt nicht zurück. In den von Zöllen betroffenen Ländern sollte man sich fragen, warum man sich nicht zeitiger auf die angekündigte Politik Trumps vorbereitete, denn anders als viele europäische Politiker (u.a. Merz) hält Trump seine Wahlversprechen. Seit der Wahl Trumps war Zeit, Maßnahmen zu treffen, um den Folgen der Aktualität etwas entgegen zu setzen.

Auf exogen veränderte Bedingungen (Zölle), muss man nicht nur exogen reagieren. Man kann auch im Inneren Veränderungen vornehmen (Reformen!), die den Standort attraktiver machen und sichern und damit den Wirkungen der zu erwartenden Zollpolitik entgegenwirken. Diese Debatte gab es noch nicht einmal in der EU! Das ist beschämend! Es gab sie auch nicht in Deutschland, das innerhalb der EU am stärksten betroffen ist. Das ist Ausdruck mangelnden Willens oder mangelnder Intellektualität in Berlin. Auf jeden Fall ist es verantwortungslos!

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Handlungsmaximen:

Die Reaktionsmuster auf die US-Zollpolitik der USA fallen unterschiedlich aus. Kanada reagiert verbal drastisch. Australien (10% Zoll) verzichtet auf Vergeltung. Die EU ist bereit, zu eskalieren. Man sei dabei, das erste Paket von Gegenmaßnahmen zu finalisieren. Der US-Finanzminister drohte Eskalation bei Gegenmaßnahmen an.

Diplomatie ist aus meiner Sicht angesagt. Die US-Politik ist begründet (siehe oben). Diplomatie kann Schärfen der Zollpolitik verändert. Eskalation wird die Schärfen verschärfen. Wir sollten uns fragen, was nicht die USA für uns tun können, sondern was wir tun können, um unsere internationale Konkurrenzfähigkeit wiederherzustellen! Wir können es, wenn wir wollen!

Nachfolgende Grafik haben wir hier in diesem Report seit geraumer Zeit mehrmals präsentiert. Er stellt die Maximen der notwendigen Reformpolitik dar. Diese Reformpolitik ist in der Lage, Konkurrenzfähigkeit endogen zu erhöhen und damit die exogenen Belastungen durch US-Zollpolitik aufzufangen! Das Thema Energiepreise (u.a. NordStream!) und Versorgungssicherheit steht absolut im Vordergrund. Hier ist die höchste Hebelwirkung verankert.

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Anbei weitere Grafiken zu dem Thema US-Zölle ( © Zerohedge):

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Deutschland: Industrie baut 68.000 Stellen ab

Die Industrie hat per 2024 laut Statistischem Bundesamt 68.000 Stellen (-1,2% im Jahresvergleich) abgebaut. Ende 2024 waren rund 5,5 Millionen Personen in den Betrieben des Verarbeitenden Gewerbes mit mindestens 50 Beschäftigten tätig. Im Vergleich zum Jahresende 2018, als mit 5,7 Millionen Mitarbeitern der Höchststanderreicht wurde, sind es 172.000 oder 3,0% weniger.

Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) sieht in der Entwicklung ein klares Zeichen einer Deindustrialisierung. Die Industrie stehe durch geopolitische Verschiebungen unter Druck. Daher sei es wichtig, dass die von Union und SPD geplanten 500 Mrd. EUR an Sondervermögen vollständig und schnell in Infrastrukturprogramme fließen.

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Kommentar: Was muss noch passieren? Das Geschäftsmodell, das uns trägt, sagt sukzessive "Adieu". Wir haben aber kein anderes Geschäftsmodell, grün-rote Narrative hin oder her. Wirtschaftliche Verzwergung und Wohlstandsverluste sind die Folge neben gesellschaftspolitischer und politischer Instabilität. Zum Thema Wohlstand nachfolgende Grafik von Statista, die belegt, dass 35% der Deutschen Geldsorgen haben. Das ist nur der Anfang ohne massives Umsteuern!

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Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

USA: ADP-Report und Auftragseingang besser als erwartet

Laut ADP Report (Beschäftigung in der Privatwirtschaft ex Staat) wurden per Berichtsmonat März 155.000 (Prognose 115.000) nach zuvor 84.000 (revidiert von 77.000) neue Jobs geschaffen. Der Auftragseingang der US-Industrie verzeichnete per Berichtsmonat Februar im Monatsvergleich einen Anstieg um 0,6% (Prognose 0,5%) nach zuvor1,8% (revidiert von 1,7%). Der MBA-Hypothekenmarktindex stellte sich per 28. März 2025 auf 243,6 Punkte nach zuvor 247,5 Zählern

China: Dienstleistungsindex legte zu

Der von Caixin (privater Anbieter) ermittelte Einkaufsmanagerindex des Dienstleistungssektor lag per Berichtsmonat März bei 51,9 nach 51,4 Punkten.

Japan: PMIs im Monatsvergleich schwächer, aber besser als vorläufige Werte

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Indien: Verarbeitendes Gewerbe reüssiert

Der Einkaufsmanagerindex des Verarbeitenden Gewerbes stieg per Berichtsmonat März von zuvor 57,6 auf 58,1 Punkte (Prognose 57,6 Zähler).

Türkei: Verarbeitendes Gewerbe schwächer

Der Einkaufsmanagerindex des Verarbeitenden Gewerbes sank per Berichtsmonat März von zuvor 48,3 auf 47,3 Zähler.

Russland: Deutliche Konjunkturverflachung erkennbar

Das BIP stieg per Berichtsmonat Februar im Jahresvergleich um 0,8% nach 3,0% per Januar. Die Einzelhandelsumsätze nahmen per Berichtsmonat Februar im Jahresvergleich um 2,2% (Prognose 1,1%) nach zuvor 5,4% zu. Reale Löhne (preisbereinigt) legten per Berichtsmonat Januar im Jahresvergleich um 6,5% nach zuvor 11,3% zu. Die Arbeitslosenrate stellte sich per Berichtsmonat Februar auf 2,4% (Prognose 2,3%) nach zuvor 2,4%.

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0730 – 1.0760 negiert das Szenario.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe

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