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Märkte: Von Rekord zu Rekord – OECD: Deutschland verliert wohl 3. Platz an Japan

Veröffentlicht am 28.02.2024, 09:01
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Der Euro eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0834 (05:35 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0833 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 150,62. In der Folge notiert EUR-JPY bei 163,17. EUR-CHF oszilliert bei 0,9534.

Märkte: Von Rekord zu Rekord

Die Internationalen Finanzmärkte zeigen weiter Widerstandskraft. Einige Aktienmärkte hangeln sich von Rekord zu Rekord, unter anderem der DAX.

Das geopolitische Bild bleibt geprägt von Eskalation. Das gilt insbesondere für die Ukrainekrise. Frankreichs Präsident Macron brachte die Idee der Entsendung von Bodentruppen ins Spiel, die zunächst auf breiten Widerstand in Europa, den USA und im UK traf. Ob das so bleibt, sei dahingestellt. Ich verweise darauf, dass man auch zunächst letale Waffen ausschloss. Im Gaza-Konflikt gibt es weiter Hoffnungswerte auf eine Feuerpause und Gefangenenaustausch.

Das Datenpotpourri der letzten 48 Stunden war wenig erbaulich. Die Geldmengenentwicklung der Eurozone ist prekär (historischer Kontext). Die Stimmungslage der Verbraucher in Deutschland und Frankreich ist malade. In den USA brachen Auftragseingänge und Verbraucherstimmung nach Lesart des Conference Board ein. Erfreulich war die Entwicklung der Verbraucherpreise Japans. Die Gesamtrate bei 2,2% setzt im Vergleich zur Eurozone, im Vergleich zu den USA und dem UK positive Akzente. Mehr noch wirft sie Fragen auf, denn die Bank of Japan hat keine Zinsen und damit keine preistreibenden Kosten für den Produktionsfaktor Kapital erhöht (Datenpotpourri)!

Die IFO-Barometer für Deutschland bleiben unter Schwankungen prekär. Für eine verantwortungsvolle Regierung müssten sie Katalysatoren sofortigen Handelns bezüglich Struktur und Konjunktur sein. Was macht unsere Regierung?

Zu den Fakten: Das IFO-Barometer der Exportwirtschaft legte im Februar von -8,5 auf -7,0 Zähler zu. Im Sektor Maschinenbau sank der Subindex der Erwartungen auf den tiefsten Stand seit Juni 2020. Das Beschäftigungsbarometer sank per Februar von 95,5 auf 94,9 Punkte und markierte den tiefsten Stand seit Februar 2021!

Aktienmärkte bleiben stark. Der DAX markierte neue Höchststände. US-Märkte halten die hohen Niveaus. Fernost ist unter Schwankungen stabil.

Die Rentenmärkte bewegen sich auf hohen Renditeniveaus (Bunds 2,45%, US-Treasuries 4,29%. Der USD ist gegenüber dem EUR, Gold und Silber wenig bewegt.

OECD: Deutschland verliert wohl dritten Platz an Japan

Deutschland muss seinen Titel als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt wohl wieder abtreten. Japan würde 2024 vorbeiziehen. Grund dafür seien Devisenbewegungen. 2023 hatte Japan seinen Platz als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt verloren, obwohl das deutsche BIP um 0,3% sank, während die japanische Wirtschaft um 1,9% wuchs. Hauptgrund war die starke Abwertung des JPY, die den USD-Wert des BIP gesenkt hat.

Kommentar: Die Berechnungsmethoden auf USD-Basis haben ihre Schwächen. Das Modell der Kaufkraftparität, das auch der IWF nutzt, liefert aussagekräftigere Informationen. Dort führt China (Rang 1) vor den USA (Rang 2). Dann folgt Indien (Rang 3) vor Japan (Rang 4). Russland (Rang 5) ist die größte europäische Volkswirtschaft vor Deutschland (Rang 6). Noch Fragen?

WTO-Chefin erwartet keine Einigung über Streitbeilegung

Hintergrund: Der WTO gehören 164 Länder an (Vereinte Nationen 193). Die WTO gab der Welt das "ökonomische Skelett", das den internationalen Handel trägt und Basis der Globalisierung ist (Erfolg der Armutsbekämpfung). Den WTO-Regeln unterliegen circa 75% des Welthandels. Die WTO gewährleistete durch die Schiedsgerichtsbarkeit internationales Recht. Die WTO ist der Schlüssel dazu, das Prinzip der Macht des Stärkeren zu unterbinden.

Sie ist dazu da, Rechtsstaatlichkeit im internationalen Verkehr zu gewährleisten (elementar für grenzüberschreitende Investitionen), um kleinen und kleineren Ländern Augenhöhe zu ermöglichen. Die USA haben seit der US-Präsidentschaft Obamas bewusst (Plan!) durch Verweigerung der Besetzung der Richterprosten die Schiedsgerichtsbarkeit vollständig lahmgelegt und leben seitdem durch Sanktionspolitik und hybride Wirtschaftskriege das Prinzip der Macht des Stärkeren (Ziel!).

Die WTO-Handelsminister sind in Abu Dhabi zu einem Treffen der Welthandelsorganisation WTO zusammengekommen. Deren Chefin dämpfte zum Auftakt die Erwartungen. Sie beschrieb die Atmosphäre als härter als bei der vorangegangenen WTO-Tagung im Jahr 2022. Kriege, politische Spannungen und ein überschaubares Wachstum führte sie als Gründe dafür an. Eine Einigung über die Reform des stillgelegten Berufungsgerichts der Organisation, das in Streitfragen zwischen den Mitgliedsländern entscheidet, erwartet sie nicht. Man sei noch nicht so weit. Allerdings seien diese immer schwerer zu erreichen, da es zunehmende Anzeichen für eine Zersplitterung der Weltwirtschaft in mehrere Blöcke gibt.

Wirtschafts-Staatssekretär Philipp, der die deutsche Delegation leitet, erhofft sich von der Konferenz dennoch ein starkes Signal zugunsten von Multilateralismus und offener Märkte. Deutschland macht sich für eine Wiederherstellung und Reform des Streitbeilegungssystems stark. Eine funktionierende Streitbeilegung sei entscheidend für die Einhaltung des WTO-Regelwerks und Voraussetzung für seine Weiterentwicklung. Die WTO sei nach wie vor eine starke Kraft im Kampf gegen Unilateralismus, Protektionismus und Diskriminierung.

Kommentar: Das Vorgehen der USA seit Obama stellt einen Anschlag auf das rechtsstaatliche Gefüge der globalen Wirtschaft dar. Die USA forcieren bilaterale Handelsabkommen, in denen die USA die Macht des Stärkeren ausspielen können (siehe Nafta-Nachfolgeabkommen!). Die USA wollen ihr Recht international durchsetzen.

Das ist ein Angriff auf die Souveränität der übrigen Staaten (UN-Charta Artikel 2), die sich bei Durchsetzung dieses Prinzips US-Recht unterwerfen müssten, ohne an der Gesetzgebung in Washington beteiligt zu sein (ergo totalitärer Ansatz seitens der USA). Das willfährige Verhalten der EU und der Länder der EU gegenüber den USA in den letzten 10 Jahren wirft diesbezüglich Fragen des Selbstverständnisses und der faktischen Werte auf. Europa, allen voran Deutschland, ist mehr als andere Wirtschaftsregionen von freien internationalen Märkten abhängig.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Daten nicht erbaulich

Die Geldmenge M-3 nahm im Jahresvergleich um 0,1% (Prognose 0,3%) nach zuvor 0,3% zu. Kredite an private Haushalte stiegen um 0,3% nach 0,4% (revidiert von 0,3%). Kredite an Unternehmen verzeichneten einen Anstieg um 0,2% nach 0,5% (revidiert von 0,4%).

Kommentar: Das Niveau ist prekär. Die Geldmengenentwicklung ist Ausdruck einer strukturellen Schwäche. Der Chart belegt den historischen Kontext.

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Deutschland: Der GfK-Konsumklimaindex stellte sich per Berichtsmonat März auf -29,0 (Prognose -29,0) nach zuvor -29,6 Punkten. Das Niveau ist und bleibt prekär!

Frankreich: Der Index des Verbrauchervertrauens lag per Februar bei 89 (Prognose 92) nach zuvor 91 Punkten.

USA: Auftragseingang und Verbrauchervertrauen brechen weg

Der Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter brach per Januar im Monatsvergleich um 6,1% (Prognose -4,5%) nach zuvor -0,3% (revidiert von 0,0%) ein. Das Bild wird fragiler. Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart des Conference Board stellte sich per Februar auf 106,7 (Prognose 115,0) nach zuvor 110,9 Punkten (revidiert von 114,8).

Kommentar: Losgelöst von der Volatilität wirft die markante Revision Fragen auf!

Gemäß Case/Shiller verzeichneten die Hauspreise im 20 Städtevergleich per Dezember im Monatsvergleich einen Anstieg um 0,2% (Prognose 0,2%) nach zuvor 0,2% (revidiert von 0,1%) und im Jahresvergleich um 6,1% (Prognose 6,0%) nach zuvor 5,4% (Unterschied Deutschland!) Der Richmond Fed Composite Index (Gesamtwirtschaft) stieg per Februar von zuvor -15 auf -5 Zähler.

Japan: Japan bei Niveau der Verbraucherpreise vor Eurozone, USA und UK

Die Verbraucherpreise nahmen per Januar im Jahresvergleich um 2,2% nach zuvor 2,6% zu. Die Kernrate der Verbraucherpreise legte per Januar im Jahresvergleich um 2,0% (Prognose 1,8%) nach 2,3% zu.

Kommentar: diese Entwicklung ist bemerkenswert, weil Japan anders als EZB. Fed und Bank of England die Zinsen nicht erhöht hat! „Food for thought“ für die EZB ...

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0540 – 1,0570 negiert das für den EUR positive Szenario.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe

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