Aktien von Unternehmen mit niedriger Börsenbewertung, auch Nebenwerte oder Small Caps genannt, hatten in den vergangenen Jahren einen schweren Stand. Doch die Chancen, dass Small Caps an der Börse ein Comeback feiern, stehen so schlecht nicht. Warum eine Depotbeimischung von Nebenwerten jetzt besonders vielversprechend sein könnte.
Gar nicht mal so schlecht – und wohl deutlich besser, als viele Anleger Anfang 2023 vermutet haben: Im vergangenen Jahr machte der deutsche Leitindex rund 20 Prozent an Boden gut – trotz wirtschaftlicher Rezession, hoher Inflation und gestiegenen Zinsen, trotz kriegerischer Konflikte in der Ukraine und in Gaza sowie einer notwendigen und teuren Energie- und Klimawende.
Besonders robust präsentierte sich der DAX dabei in den letzten beiden Monaten. Grund war vor allem die Ankündigung möglicher Zinssenkungen im laufenden Jahr. Nachdem sich viele negative Nachrichten und Prognosen bereits in den Kursen niedergeschlagen hatten, hat die Aussicht auf sinkende Leitzinsen in den USA und der Eurozone in 2024 für neuen Optimismus an der Börse gesorgt.
Nebenwerte hinken hinterher, noch
Von der Hoffnung auf eine Zinswende profitierten auch die kleinen Aktien, auch Nebenwerte oder Small Caps genannt. An die Performance des DAX sind die Small Caps – gemessen am SDAX – mit einem Plus von etwa 16 Prozent aber nicht herangekommen. Noch größer fiel die Performance-Lücke im Krisenjahr 2022 aus: Während der DAX 2022 circa 13 Prozent an Wert einbüßte, schrumpfte der SDAX um rund 27 Prozent. Die große Differenz ist vor allem damit zu erklären, dass Anleger in unsicheren Zeiten eher bewährte Börsenschwergewichte anstatt Small Caps wählen. Gemessen an dieser Entwicklung könnten Small Caps nun eine Menge Nachholpotenzial haben.
Denn eigentlich entwickeln sich Nebenwerte historisch betrachtet besser als die Börsenriesen, die im Vergleich nur langsam wachsen und oft in relativ gesättigten Märkten aktiv sind. Small Caps sind deutlich dynamischer in ihrer Entwicklung und bieten aufgrund ihrer oft hohen Wachstumsraten mehr Kursfantasie – allerdings auch mehr Rückschlagpotenzial. Deshalb wurden Small Caps im Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre auch mit einem Aufschlag gegenüber den Blue Chips aus den Top-Indizes bewertet, genauer gesagt mit dem 27-fachen ihres Jahresgewinns (KGV) im globalen Nebenwerteindex MSCI World (ETR:X010) Small Cap. Zum Vergleich: Aktien im Blue-Chip-Index MSCI World kommen im gleichen Zeitraum nur auf ein durchschnittliches KGV von 18. Doch wegen der Unsicherheiten der vergangenen Jahre ist dieser Bewertungsaufschlag bei Small Caps inzwischen verschwunden. Mittlerweile werden globale Small Caps mit einem KGV von 12 sogar niedriger bewertet als die Standardwerte.
Die aktuell niedrigen Bewertungen bei kleinen Aktien könnten für Anleger grundsätzlich gute Kaufgelegenheiten bieten, sprechen für Small Caps neben den höheren Wachstumsraten doch auch ihr großer Nachholbedarf. Außerdem dürften sie von möglichen Zinssenkungen deutlicher profitieren als die Schwergewichte, die in geringerem Maß von Finanzierungskonditionen abhängig sind.
Small Cap ist nicht gleich Small Cap
Anleger sollten ihre Small-Cap-Aktien jedoch mit Bedacht auswählen. Schließlich weisen Nebenwerte naturgemäß auch höhere Risiken auf, beispielsweise was die Liquidität und Eigenkapitalausstattung sowie den Verschuldungsgrad angeht. Gerade vor dem Hintergrund hoher Zinsen sind ein niedriger Schuldenstand, Profitabilität und eine solide Finanzierungsstruktur eine zentrale Voraussetzung für den Aktienkauf. Auch die Liquidität im Börsenhandel ist in der Regel geringer, die Kursschwankungen sind deshalb und wegen der generell höheren Verlustrisiken größer als bei Blue Chips. Darüber hinaus sollten Anleger auch Aspekte wie die Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells, Innovationskraft, Marktanteil, Gewinnmarge oder die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen beleuchten. Nur Small Caps, die in diesen Belangen gut aufgestellt sind, sollten es auf die Auswahlliste schaffen. Aus diesem Grund sind auch ETFs, die lediglich einen Small-Cap-Index nahezu eins zu eins nachbilden, eher mit Vorsicht zu genießen.
Wie immer sollten Anleger aber nicht alles auf eine Karte setzen. Dies bedeutet: Small Caps sollten neben Blue Chips und weiteren Asset-Klassen wie Anleihen, Rohstoffe und alternativen Investments nur einen überschaubaren Depotanteil aufweisen.
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