Nach dem Hype um die Aktie von Mensch & Maschine zwischen 2019 und Ende 2021 und dem darauffolgenden Absturz in Folge des beginnenden Ukraine-Kriegs Anfang 2022, war es zuletzt ruhig geworden um die Aktie des Softwarekonzerns. Zwar erwirtschaftet dieser nach wie vor Rekorderträge, doch die Wachstumsdynamik hat in den letzten beiden Jahren nachgelassen. Folgt man den Aussagen des Managements, dann soll sich das Wachstum bald fortsetzen, vielleicht auch weil M&M als Profiteur der angekündigten Infrastrukturprojekte gehandelt wird.
Frankfurt/Main, den 29.03.2025: Auf die überschießende Kursentwicklung der Aktie während der Corona-Maßnahmen, folgte zwischen Januar und September 2022 ein Kursverlust von rund 40 %, als Folge der wirtschaftlichen Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg. Trotz der Unwägbarkeiten konnte Mensch & Maschine (ISIN: DE0006580806) Umsatz und Gewinn im gleichen Jahr um 20 % steigern und damit nochmal an die beeindruckende Wachstumsstory der Vorjahre anknüpfen. Seit 2012 hat das Unternehmen seinen Umsatz damit fast verdreifacht von 119 Mio. auf 320 Mio. EUR und das Nettoergebnis sogar mehr als versiebenfacht von 3,6 auf 26 Mio. EUR, als Folge der kontinuierlichen Steigerung der Margen.
2023 und 2024 ließ die Wachstumsdynamik dann jedoch nach, was insbesondere in einer stagnierenden Umsatzentwicklung zum Ausdruck kam. Während das umsatzschwache aber margenstarke Software-Segment mit 7,5 und 4,5 % weiterhin moderat wuchs, stagnierte das umsatzstarke und margenschwache Digitalisierungs-Segment mit Umsatzrückgängen von -2,5 und -0,5 %. Der Gesamtumsatz 2024 lag damit bei 325 Mio. EUR (+1,1 %). Im Software-Segment vertreibt M&M eigens entwickelte Software für den Tief- und Maschinenbau, während man im Digitalisierungs-Segment als sogenannter Value Added Reseller der Softwareprodukte des US-Konzerns Autodesk (NASDAQ:ADSK) auftritt. Die Umsätze in letzterem wurden ab 2023 insbesondere belastet durch das Auslaufen einer Rabattierungsaktion für die Verlängerung von Dreijahresverträgen.
Auch das jährliche Gewinnwachstum – nicht selten ein entscheidender Hebel für das KGV – welches zwischen 2014 und 2019 noch bei rund 38 % lag, ließ seit 2020 bereits sukzessive nach und lag 2023 und 2024 zuletzt noch bei 11 und 5,6 %. Von Seiten des Konzerns wird in diesem Zusammenhang auf interne Systemumstellungen, Investitionen in neue interne IT-Systeme und die Weiterentwicklung eigener Softwareprodukte verwiesen. Durch die hohe Kosteneffizienz gelang es M&M aber trotzdem die Gewinnmarge in beiden Jahren weiter zu verbessern.
Wachstumserwartungen weiterhin hoch
CFO Markus Pech erwartet bereits für 2025 wieder einen Zuwachs beim Gewinn je Aktie von 9 bis 19 %. Bis 2029 will M&M den Gewinn je Aktie sogar verdoppeln. Die Konzernführung von M&M sieht ihre Softwarelösungen gerade im derzeit schwierigen wirtschaftlichen Umfeld als besonders gefragt, weil man Unternehmen damit ermögliche Kosten einzusparen. Der Konzern erwirtschaftet seine Umsätze derzeit zu rund 60 % in der DACH-Region und weitere 30 % im Rest von Europa. Das Produktsegment zeichnet sich aus durch einen hohen Anteil an wiederkehrenden Umsätzen, was eine relativ gute Planbarkeit der Erlöse ermöglicht und diese Planbarkeit der Umsätze soll sich laut CEO Adi Drotleff noch verbessern.
Durch die in Q3/24 geschehene Umstellung bei Autodesk, wonach M&M nun nicht mehr als Reseller von deren Software auftritt und stattdessen provisioniert wird, werden die Autodesk-Provisionen künftig auch bei Dreijahres-Verträgen im Jahrestakt fließen. Das soll ab 2025 die Umsatzschwankungen gegenüber den Vorjahren deutlich mindern. Für M&M reduziert sich dadurch der Materialaufwand im Digitalisierungssegment erheblich, während zwar auch der Umsatz zurückgeht, Rohertrag und EBIT jedoch unverändert bleiben und dadurch die Umsatzrenditen steigen. Ab 2025 wird eine EBIT-Marge von über 20 % (2024: 14,3 %) erwartet.
Zwischen Infrastrukturmaßnahmen, steigenden Zinsen und Inflationsangst
Während der Aktienkurs mit Bekanntgabe des Geschäftsberichts 2024 zunächst deutlich nachgab, hatte die Ankündigung des Schuldenpakets der alten Bundesregierung und den geplanten Infrastrukturmaßnahmen kurzfristig eine deutlich positive Auswirkung auf die Kursentwicklung. Manche Berichterstatter sehen M&M als klaren potenziellen Profiteur der geplanten Maßnahmen. Andere Stimmen weisen hingegen darauf hin, dass unklar ist, welcher Teil der geplanten Schulden am Ende tatsächlich in die Infrastruktur fließt und inwiefern man hierzulande in Anbetracht des latenten Fachkräftemangels überhaupt in der Lage sein wird, entsprechende Maßnahmen großflächig umzusetzen.
Eine entsprechende Gegenreaktion beim Aktienkurs ließ auch nicht lange auf sich warten, nachdem klar wurde, dass in Folge der Schuldenorgie auch das Zinsniveau und die Inflation massiv ansteigen werden. Die überschaubare Anzahl der Analysten, die M&M regelmäßig bewerten, ist trotzdem einheitlich positiv gestimmt für die Aktie. Von Ihnen wird die Führung von M&M insbesondere für ihre Kosteneffizienz und ihre hohe Zuverlässigkeit bei Ertragsprognosen geschätzt. Von 6 Analysten empfehlen aktuell 6 die Aktie zum Kauf, mit Kurszielen zwischen 60 und 69 EUR.
Bewertung auf Basis des Gewinns
Gewinn je Aktie (Est.2025) 1,97 EUR
Kalkulierte KGV´s (Min/Max) 24,2 / 32,0
Einstiegskurs 47,70 EUR
Kursziel 63,00 EUR
Aktueller Preis (29.03.2025) 50,10 EUR
Bewertung Stark unterbewertet
Status Kaufen
Das stark überhöhte Bewertungsniveau in den Jahren 2020 und 2021 auf der Oberseite – in beiden Jahren lag das KGV am Jahreshoch bei rund 55 – wurde zwischen 2022 und 2024 wieder sukzessive reduziert und lag 2023 und 2024 in beiden Jahren am Jahreshoch bei rund 34. Mit Ausnahme des Jahres 2020 notierte das Jahrestief zwischen 2019 und 2024 sehr einheitlich bei einem durchschnittlichen KGV von 26. Anhand der Gewinnprognose des Managements von mindestens 1,97 EUR je Aktie für 2025 liegt das bisherige Jahrestief (47,70 EUR) bei einem KGV von 24,2 und zeigt damit bereits eine leichte Verschiebung nach unten gegenüber den Vorjahren.
Die durchschnittliche Schwankungsbreite ausgehend vom Jahrestief, betrug seit 2021, in Jahren mit steigenden Kursen, relativ konstant 32 %. Daraus ergibt sich – ausgehend vom bisherigen Jahrestief bei 47,70 EUR – ein Kursziel von 63 EUR, was bei der Gewinnschätzung von 1,97 EUR je Aktie einem KGV von 32 entspricht.
Charttechnik
Im Chartbild der M&M-Aktie haben sich 2015 zwei langfristigen Trendlinien herauskristallisiert, die aktuell Relevanz haben. Die erste (blau) stellt den langfristigen Aufwärtstrend dar, der zuletzt im Februar nach unten durchbrochen wurde, was als Seitwärtstendenz gewertet werden könnte. Eine weitere darunter liegende Trendlinie (grau) bot der Notierung daraufhin Halt im Bereich von 48 EUR. Im Big Picture ist diese Trendlinie Teil einer übergeordneten Dreiecksformation, deren obere Begrenzung sich aus den Jahreshochs 2021 und 2024 gebildet hat und aktuell bei ca. 60 EUR liegt. Gelingt der Wiederanstieg über das letzte Zwischenhoch bei 53 EUR und der 200-Tage-Linie (54 EUR), dann dürfte die Marke von 60 EUR im Laufe des Jahres erneut ins Visier genommen werden.
Aus dem Durchbruch der Dreiecksformation auf der Ober- oder Unterseite würde sich bei regelkonformer Auflösung Kurspotenzial von 10 bis 15 EUR in die jeweilige Richtung ergeben, je nachdem wo man den Ausgangspunkt für die Ausbildung des Dreiecks sieht. Ein konkretes Einstiegssignal würde sich frühestens mit dem Bruch des seit Juli 2024 bestehenden Abwärtstrends innerhalb des Dreiecks ergeben, der auch im Chart der relativen Stärke (14 Wochen) deutlich erkennbar ist und auch dort noch nicht gebrochen wurde. Unter 48 EUR liegen die nächsten Unterstützungszonen bei 44 und 40 EUR.
Mensch&Maschine, Wochenchart, 29.03.2025
Fazit
Zwar sehen wir in der Reaktion auf die Ankündigung der Infrastrukturmaßnahmen einen eindeutig positiven Impuls für die Kursentwicklung der Aktie von M&M, uns fehlt aus technischer Sicht jedoch noch keine klare Bestätigung für eine Fortsetzung der Aufwärtstendenz, da der kurzfristige Abwärtstrend – und damit die entscheidende technische Hürde – noch nicht überwunden wurde. Aufgrund des guten Rufs des Managements, erachten wir die Gewinnschätzung für 2025 von mindestens 1,97 EUR je Aktie aber als zuverlässig und betrachten die Aktie auf dieser Basis als stark unterbewertet. Auch aufgrund der erwarteten Gewinnzuwächse gehen wir davon aus, dass das Bewertungsniveau (KGV) nicht weiter absinken wird. Wir sehen die Aktie daher als Kauf, warten aber ab, bis auch aus technischer Sicht ein klares Kaufsignal vorliegt. Bis zu unserem Kursziel bei 63 EUR besteht eine Gewinnchance von 26 %. Ob die Erwartungen tatsächlich erfüllt werden, wird sich letztlich zeigen, wenn M&M am 24. März die Zahlen für Q1/25 liefert.
Investmentidee(n) auf Mensch & Maschine
Das Angebot an Aktienalternativen in Form von Zertifikaten und Hebelpapieren ist auf die Aktie von Mensch & Maschine dünn gesät. Für risikobewusste Anleger ist allerdings das Knock-out-Long-Papier von Morgan Stanley (NYSE:MS) mit der ISIN DE000MD4EVU8 attraktiv bewertet und profitiert von steigenden Aktienkursen. Das Papier besitzt einen moderaten Hebel von 2,5 und vollzieht die Kursbewegungen in der Mensch & Maschine-Aktie damit um den Multiplikator 2,5 nach – sowohl bei steigenden als auch bei fallenden Kursen. Die Knock-out-Barriere des Papiers liegt bei 33,75 EUR und damit 32,63 % unterhalb des aktuellen Kursniveaus der Aktie. Mit dem Erreichen der Knock-out-Barriere verfällt der Schein wertlos. Das Platzieren einer Stop-Loss-Order oberhalb der Schwelle ist empfehlenswert.