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Nach 84 Prozent-Crash: Ist die Unity-Aktie jetzt ein Schnäppchen?

Veröffentlicht am 04.10.2022, 07:50
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  • Die Unity-Aktie ist eines der größten Opfer des Abverkaufs von Wachstumstiteln und ist seit ihrem Höchststand im November um 84 % eingebrochen
  • Der ironSource-Deal scheint sinnvoll und gibt Anlass zu langfristigem Optimismus
  • Aber selbst mit dem Erreichen der Ziele für 2024 ist Unity keine spektakuläre Kaufgelegenheit
  • Vor etwas mehr als zwei Jahren ging Unity Software Inc. (NYSE:U) an die Börse. Der Emissionspreis lag damals bei 52 USD. Bis Dezember kostete die U-Aktie das Dreifache dieses Preises. Dank eines erneuten Kaufrausches Ende letzten Jahres stieg die Aktie kurzzeitig auf über 200 USD. Am Montag schloss sie unter 34 USD.

    Wochenkurse Unity-Aktie

    Quelle: Investing.com

    Wie bei so vielen Wachstumswerten stellt sich nun die Frage, ob der steile Rückgang der letzten Monate eine Gelegenheit darstellt - oder einfach nur eine Korrektur. Für beide Sichtweisen gibt es gute Argumente.

    Unity ist zweifelsohne ein attraktives Unternehmen mit guten langfristigen Chancen. Dennoch sagt es etwas darüber aus, wie der Markt im Jahr 2021 gelaufen ist, dass die Unity-Aktie selbst 84 % unter ihrem Höchststand nicht unbedingt billig ist.

    Vermutlich liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Die U-Aktie ist tief genug gefallen, um interessant zu werden - aber nicht tief genug, um attraktiv zu sein.

    Die Chance für Unity

    Zumindest ein Teil des Rückgangs der U-Aktie seit November ist auf einen deutlich geringeren Optimismus gegenüber dem so genannten "Metaverse" zurückzuführen. Im Januar bezeichnete ein Analyst U als die "beste Idee", da das Unternehmen "einer der Hauptakteure bei der Entwicklung des Metaversums" sei. Fünf Monate später stufte ein anderer Analyst die Aktie mit einem Kursziel von 27 US-Dollar als "Sell" ein und begründete dies mit dem nachlassenden Hype für das Metaverse.

    Der Enthusiasmus der Investoren für das Potenzial von immersiven Erlebnissen hat eindeutig nachgelassen. Meta Platforms (NASDAQ:META) investiert Milliarden in diese Strategien - und erhielt seine Quittung mit einem Rückgang von 59 % seit Jahresbeginn. Allerdings hat Unity ein echtes Geschäft - über das Metaversum hinaus.

    Die Create Solutions-Tools des Unternehmens, einschließlich des Flagship-Editors, werden zur Erstellung überzeugender Inhalte verwendet. Unity ist als Anbieter von Spielen bekannt, allerdings wurden im 2. Quartal 40 % der Einnahmen außerhalb dieser Branche erwirtschaftet. In Segmenten wie Architektur, Ingenieurswesen und Medien ist die Kompetenz von Unity bei der Erstellung beeindruckender 3-D-Inhalte sehr wertvoll. Create Solutions steigerte den Umsatz im 2. Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 66 %.

    Auch die bevorstehende Übernahme von ironSource (NYSE:IS) erscheint durchaus sinnvoll. Die beiden Unternehmen ergänzen sich hervorragend: Entwickler können mit den Unity-Tools Inhalte erstellen und diese Inhalte mit den ironSource-Produkten vermarkten.

    Ein Vorteil des niedrigeren Unity-Aktienkurses ist, dass die reine Aktientransaktion preiswerter wird. ironSource hat der Übernahme zu einer Bewertung von etwa 4,4 Mrd. USD zugestimmt. Bei dem derzeitigen Kurs gibt Unity jedoch nur Aktien im Wert von etwa 3,5 Mrd. USD aus.

    Zwei große Risiken für das Unternehmen

    Das ist die gute Nachricht. Es gibt jedoch zwei große Fragezeichen.

    Erstens hat Unity mit seinem so genannten Operate Solutions-Geschäft einen schweren Fehler begangen. Dieser Bereich, der mit ironSource, das von Unity übernommen wird, und mit der AppLovin Corporation (NASDAQ:APP) konkurriert (die bei dem Versuch, Unity zu kaufen, gescheitert ist), unterstützt Publisher beim Monetarisieren ihrer Spiele. "Schlechte Daten" im Modell und ein Fehler bei der Messung des Publikums führten dazu, dass Kunden absprangen und der Umsatz im 2. Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 13 % zurückging.

    Unity hat diese Probleme nach eigenen Angaben behoben, aber ihre Auswirkungen werden wahrscheinlich noch einige Quartale nachhallen. Abgesehen davon sieht sich Unity mit dem gleichen Problem konfrontiert wie die gesamte Spieleindustrie, in der das Interesse am Gaming mit fortschreitender Normalisierung der Welt nachlässt.

    ironSource sollte einige der selbst zugefügten Wunden von Operate Solutions heilen. Die Umsätze aus anderen Bereichen sollten die offensichtliche Schwäche der Gaming-Branche ausgleichen, so dass Unity insgesamt mehr Umsatz machen kann. Aber der Haken an diesem Kalkül ist, dass Unity selbst bei einem Preis von 32 USD schon ein erhebliches Wachstum einpreist.

    Ist die Unity-Aktie immer noch teuer?

    Schließlich wird Unity auf der Grundlage der diesjährigen Prognosen immer noch mit einem Verhältnis von Unternehmenswert zu Umsatz von über 7x gehandelt. So gesehen ist die Aktie nicht gerade billig: AppLovin liegt in der gleichen Größenordnung, wenn man nur das Softwaregeschäft betrachtet. (AppLovin erzielt auch Umsätze mit eigenen Games, aber diese dürften mit der Zeit abnehmen)

    Und selbst wenn die ironSource-Fusion ein Erfolg wird, gibt es immer noch Bedenken hinsichtlich der Bewertung. Das fusionierte Unternehmen wird einen Unternehmenswert von ca. 13 Mrd. USD haben; Unity strebt für 2024 ein EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von 1 Mrd. USD an. Daraus ergibt sich ein EBITDA-Multiple von 13 und wahrscheinlich ein freier Cashflow von etwa 25. Beide Multiplikatoren sind im Hinblick auf das langfristige Wachstumspotenzial attraktiv.

    Aber wie gesagt, diese Zielvorgabe setzt voraus, dass die Fusion ein Erfolg wird - was keineswegs garantiert ist. Und es gibt noch einen weiteren Haken: In dieser Zahl von 1 Mrd. USD ist die aktienbasierte Vergütung nicht enthalten.

    Die Ausgabe von Aktien an Mitarbeiter ist ein echter Aufwand, auch wenn es sich um einen nicht zahlungswirksamen Aufwand handelt. Unity hat allein in der ersten Jahreshälfte 221 Mio. USD an aktienbasierten Vergütungen verbucht, was einem hochgerechneten Jahresergebnis von 440 Mio. USD entspricht. Unter der Annahme, dass diese Zahl nach der Fusion ansteigt (was wahrscheinlich ist), würde der freie Cashflow unter Berücksichtigung der Ausgabe von Aktien wahrscheinlich gegen Null gehen.

    Nochmals: Es gibt hier eine große langfristige Wachstumschance. Unity muss im Jahr 2024 keinen positiven Cashflow aufweisen, um kaufenswert zu sein. Aber die Fundamentaldaten deuten nicht darauf hin, dass U ein uneingeschränkter Kauf ist. Unity und ironSource haben noch eine Menge Arbeit vor sich.

    Offenlegung: Vince Martin ist derzeit in Aktien von AppLovin investiert.

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