Der US-Arbeitsmarktbericht war eine große Enttäuschung und der US-Dollar ist als Reaktion darauf gegenüber allen Leitwährungen kräftig gefallen, während die 10-jährige Treasury-Rendite um fast 4% zurückgegangen ist. Wie sich herausstellte, waren der Rückgang des Verbrauchervertrauens sowie die niedrigeren ISM-Daten zur Beschäftigung im Dienstleistungssektor und im verarbeitenden Gewerbe die aussagekräftigsten Frühindikatoren für die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft. Trotz der umfangreichen Wiedereröffnungen blieb der Stellenaufbau weit hinter den hochgesteckten Erwartungen zurück. Die Zahl der Beschäftigten stieg lediglich um 559.000, während ein Anstieg um 671.000 erwartet worden war. Dies ist in jeder Hinsicht eine solide Zahl, aber die Investoren können sich im Juni von dem Thema "Tapering" verabschieden. Aufgrund der zwei suboptimalen Jobberichte hat die US-Notenbank Fed, die sich noch in diesem Monat trifft, die perfekte Ausrede, um eine Diskussion über die Reduzierung der Wertpapierkäufe zu umgehen. Innerhalb der Zentralbank herrscht große Uneinigkeit darüber, wie man die Inflation steuern soll. Fed-Mitglied Patrick Harker hält es für an der Zeit, über eine Reduzierung der Käufe nachzudenken, während Fed-Vorstandsmitglied Loretta Mester glaubt, dass mehr Fortschritte auf dem Arbeitsmarkt gemacht werden müssen. Beide gehören dem FOMC in diesem Jahr als nicht stimmberechtigte Mitglieder an.
Die steigenden Aktienkurse, der Ausverkauf beim US-Dollar und die Renditen der US-Staatsanleihen sprechen für anhaltend niedrige Zinsen. Obwohl die Anleger von der Gesamtzahl der geschaffenen Stellen enttäuscht sind, bewegt sich der Arbeitsmarkt in die richtige Richtung, was sich positiv auf den Aktienmarkt auswirkt. Die Arbeitslosenquote sank von 6,1% auf 5,8%, während sich das Wachstum der durchschnittlichen Stundenlöhne um 0,5% beschleunigte und damit stärker als erwartet ausfiel. Eine beständige Erholung ohne die unmittelbare Gefahr einer Tapering-Debatte ist negativ für den US-Dollar und positiv für Risikowährungen. Da sich die Federal Reserve in der nächsten Woche in ihrer Blackout-Period vor der FOMC-Sitzung befindet, dürfte der US-Dollar gegenüber den meisten Währungen unter Druck bleiben.
Die Schwäche des US-Dollars trieb den kanadischen Dollar trotz eines erneuten Stellenabbaus in Kanada nach oben. Ökonomen hatten mit einem Beschäftigungsrückgang in Kanada um 20.000 im Mai gerechnet, aber der Abbau war dreimal so hoch wie erwartet. Sowohl die Zahl der Voll- als auch der Teilzeitbeschäftigten ging zurück, was die Arbeitslosenquote von 8,1% auf 8,2% ansteigen ließ. Die gute Nachricht war, dass die Arbeitsplatzverluste geringer ausfielen als im Vormonat, und da das Land die Beschränkungen im Juni lockern will, hoffen die Investoren auf eine Rückkehr der Arbeitsplätze im dritten Quartal. Auch das verarbeitende Gewerbe wuchs schneller, der IVEY PMI index stieg auf 64,7 von 60,6. Die Bank of Canada tagt nächste Woche und es wird allgemein erwartet, dass sie die Geldpolitik unverändert beibehält, nachdem sie im April die Wertpapierkäufe reduziert hat. Da sie die Asset-Käufe im dritten Quartal erneut verringern könnte, sollte ihr Ausblick weniger dovish ausfallen als der anderer Zentralbanken.
Für den Euro steht in der kommenden Woche mit der Bekanntgabe der geldpolitischen Entscheidung der Europäischen Zentralbank, der deutschen ZEW-Umfrage und der Industrieproduktion viele marktbewegende Ereignisse auf dem Programm.