Eine Reihe von kleineren Lageranstiegen haben Erdgas einen unerwarteten Preisschub gebracht, als die Coronavirus-Pandemie wieder aufzublühen droht und den Juli nach zwei aufeinander folgenden Verlustmonaten zum ersten Gewinnmonat für die Bullen da draußen macht.
Heißere Temperaturen als gewöhnlich in diesem Monat haben die Amerikaner dazu gezwungen, die Klimaanlage stärker als gewöhnlich im Juli aufzudrehen, was zu der außerordentlichen Energienutzung geführt hat, so dass aus der wöchentlichen Produktion nur wenig überschüssiges Gas in die Lager strömen konnte.
Infolgedessen sind die Erdgas-Futures auf dem besten Weg, den größten Zuwachs für den Monat Juli seit acht Jahren zu erzielen.
Geringster Lageranstieg seit 15 Wochen steht bevor
"Die Einspeisung in die Erdgasspeicher hat in den letzten Wochen stetig nach unten gezeigt und blieb den ganzen Juli über auf oder unter dem 5-Jahres-Durchschnitt, dank der höheren Temperaturen als normal", sagte Dan Myers, Analyst bei Gelber & Associates, am Mittwoch in einer Kundennotiz des in Houston ansässigen Gasberatungsunternehmens.
In den heutigen Speicherdaten, die von der US Energy Information Administration um 16:30 Uhr veröffentlicht werden, rechnen Myers und verschiedene Analysten für die Woche bis zum 24. Juli mit einem Lageranstieg von nur 26 Milliarden Kubikfuß - der kleinste in 15 Wochen.
Die EIA meldete für die Woche bis zum 17. Juli eine Anstieg von 37 bcf und für die Woche bis zum 10. Juli einen Aufbau von 45 bcf.
Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr wurden im Juli noch 89 Mrd. Kubikfuß eingelagert.
Geringer Lageraufbau hilft Erdgas auf die Sprünge
Die geringeren Lageranstiege in diesem Sommer haben den Preis für die Gassorte Henry Hub im Juli um fast 8% in die Höhe getrieben. Es ist der erste Monat, in dem die Gaspreise seit April, als der Markt aufgrund von Wetteranomalien im Frühjahr um bis zu 19% stieg, wieder nach oben gegangen sind.
Und es ist auch der größte prozentuale Preisanstieg für diesen Kalendermonat seit dem Anstieg von fast 14% im Juli 2012. Außerdem hat sich Erdgas in diesem Monat doppelt so gut entwickelt wie Rohöl. Die WTI-Futures steuern auf ein Plus von nur rund 4% zu.
Gelber & Associates-Analyst Myers sagte:
"Die Sommerhitze war letzte Woche mit der rekordhohen Erdgasstromnachfrage zusammengefallen".
"Die bis in den August hinein mäßigenden Temperaturen im mittleren und südlichen Teil der USA werden jedoch dazu führen, dass Anfang nächsten Monats (im Vergleich zum Durchschnitt) mehr Gas in die Speicher fließen wird".
Sommerhitze lässt bald nach
Dominick Chirichella, Direktor für Risikomanagement und Trading beim Energy Management Institute in New York, ist ebenfalls der Ansicht, dass die überdurchschnittlich hohe Sommerhitze im Nordosten der USA - der preisempfindlichsten Region für Gas - in dieser Woche nachlassen wird.
Chirichella sagte in einer Notiz:
"Wahrscheinlich werden sich bis zum 8. Tag kühlere Anomalien in weiten Teilen von Zentralamerika bilden, die ihren Höhepunkt zwischen den Tagen 4-5 in den zentralen Ebenen und im mittleren Mississippi-Tal erreichen werden".
"Kühlere Anomalien werden sich über weite Teile von Zentralamerika über den Zeitraum von Tag 6-10 erstrecken, wobei die kältesten Anomalien voraussichtlich am Tag 6 bis 7 in Erscheinung treten werden, bevor sich die Messwerte bis Tag 10 wieder dem Normalwert annähern sollten".
Die hitzebedingte Nachfrage während des Sommers ist für die Gaspreise von entscheidender Bedeutung, da die Corona-Fälle wieder zunehmen und die Aussichten für die kurzfristige kommerzielle und industrielle Energienachfrage weiter unklar sind.
Die LNG-Exportaktivitäten sind im Vergleich zum Stand vor der Pandemie nach wie vor gering, u.a. in wichtige Exportziele der USA in Europa und Asien, obwohl die Exporte in beide Regionen laut Reuters im Vergleich zum Vorjahr deutlich zugenommen haben.
Haftungsausschluss: Barani Krishnan besitzt keine der Vermögenswerte, über die er schreibt, und hält auch keine Positionen.