Liebe Leser, seit Wochen gibt es bei Feingold Research im Börsendienst mit unserem Tradingdepot und im Turbo-Dienst eine Prämisse – keine Short-Positionen auf den DAX. Wir steuern über Cash oder über die Höhe der Long-Investments / Trades. Warum? Weil wir die Märkte für “fair” bewertet hielten und Entwicklungen von Wirecard (DE:WDIG) über Tesla und Netflix (NASDAQ:NFLX) bis Nel Asa oder Nikola als normal ansehen? Nein! Im Gegenteil. Aber wir sind nicht dogmatisch. Wir sind keine Crash-Propheten, die ihren Lesern seit 8.000 Punkten im DAX erzählen, dass der große Crash Part 2 kommt. Das kann man machen – man vernichtet aber sein Geld damit. Den die Entwicklung bei den neuen Börsenstarts ist atemberaubend schnell und zieht auch den Markt. Das Thema Wasserstoff hat uns natürlich auch beschäftigt. Im Juni empfohlene Turbos auf Nel ASA (OL:NEL) und ITM Power (LON:ITM) sind 20 und 60 Prozent im Plus. Wir raten zu Gewinnmitnahmen.
Das US-Unternehmen Nikola (NASDAQ:NKLA) versucht wie Tesla (NASDAQ:TSLA) die Automobilindustrie zu revolutionieren. Das Unternehmen startet auch an der Börse durch, doch es gibt einige gravierende Unterschiede – Nikola hat nur Prototypen vorgestellt.
Nikola ist ein Start-Up, das erst vor ein paar Jahren gegründet und bisher nur Prototypen produziert hat. Aber nach dem Börsengang im Juni ist der Titel aktuell mit fast 20 Mrd. Dollar bewertet und reicht damit schon an manchen klassischen Automobilbauer heran. Zum Vergleich: Der Automobilzulieferer Continental (DE:CONG) hat einen ähnlichen Börsenwert und BMW (DE:BMWG) kostet an der Börse knapp 40 Mrd. Dollar umgerechnet. Diese Börsenentwicklung ohne ein Produkt verkauft zu haben, ist sogar rasanter als die bei Tesla. Der E-Autobauer hatte bei einem solchen Börsenwert schon Fahrzeuge produziert und ausgeliefert.
Das Thema Mobilität der Zukunft bestimmt derzeit die Börsen. Tesla bricht alle Bewertungsmaßstäbe und auch Wasserstoff-Titel stehen in den Beliebtheitsranglisten vieler spekulativer Anleger oftmals ganz oben. Wer einsteigen möchte, sollte die Entwicklung genau im Blick behalten, denn die Aktien sind schon sehr gut gelaufen. Wir thematisieren diese Themen bei Feingold Research immer wieder in unserem Newsletter.
Die Aktien von Nikola und Tesla sind ähnlich volatil, doch derzeit spricht noch einiges für den Platzhirschen. So hat Tesla für seinen Cybertruck deutlich mehr Vorbestellungen erzielen können als etwa Nikola für seinen Pick-Up. Und auch bei Produkten auf die Aktien bieten die Emittenten auf Tesla eine deutlich größere Auswahl. Neben Discount- oder Bonuszertifikaten gibt es auch zahlreiche Hebelpapiere. Auf Nikola gibt es nur Long-Hebelpapiere, um auf steigende Kurse zu setzen wie etwa der moderat gehebelte Turbo mit der WKN MA0UE4 (Morgan Stanley (NYSE:MS)). Auf Tesla ist ein vergleichbar gehebeltes Papier der Turbo mit der WKN KB15JG (Citigroup (NYSE:C)).
Fokus auf den Lkw-Markt
Gemeinsam ist dagegen die Vision beider Unternehmen, nämlich umweltfreundliche Fahrzeuge herzustellen, die keine Abgase erzeugen. Doch während Tesla allein auf E-Mobilität setzt, ist der Wasserstoffantrieb bei Nikola im Fokus. Denn dieser lässt sich vor allem bei schweren Fahrzeugen effektiv nutzen, weshalb Nikola sich auf den Lkw-Markt fokussiert. Diese Fahrzeuge sind die größten Luftverschmutzer auf unseren Straßen und Nikola sieht hier die größte Möglichkeit, umweltschonend zu agieren. Das deckt sich mit den Vorstellungen der EU, die strenge Vorgaben an die Lkw-Hersteller ausgegeben haben. Bis zum Jahr 2025 sollen die CO2-Emissionen um 15 und bis 2030 sogar um 30 Prozent gesenkt werden. Das passt in den Zeitrahmen von Nikola, die 2021 die ersten Wasserstoff-Lkws auf den Markt bringen wollen.
Trevor Milton ist der Gründer von Nikola und ähnlich charismatisch wie sein Pendant bei Tesla, Elon Musk. Milton hat angekündigt, die Transportindustrie mit Wasserstoff-Lkws aufzumischen. Dazu gehört auch der Ausbau eines Wasserstoff-Tankstellennetzes in den USA. Kooperationspartner ist die norwegische Nel Hydrogen, ein führender Hersteller von Elektrolyse-Anlagen, die zur Erzeugung von Wasserstoff benötigt werden. „Dadurch dass Nikola mit namhaften Herstellern der Automobilbranche zusammenarbeitet, sind die Erfolgschancen aussichtsreich“, meint Carlo Alberto de Casa, Chefanalyst beim britischen Broker ActivTrades. Neben Nel Hydrogen kooperiert der Lkw-Start-Up mit Bosch sehr intensiv und mit dem italienischen Lkw-Hersteller Iveco, der eine geplante Serie von Lkws in Europa bauen wird. Bosch wird die E-Achse samt Softwaretechnik für die Wasserstoff-Brummis liefern und zusammen mit Nikola die notwendigen Brennstoffzellen herstellen. Nikola könnte mit diesem Set-Up mehr sein als nur Teslas Herausforderer sein.