Der Handel mit Nickel verläuft wieder ausgesprochen volatil: Auf eine rasante Rallye folgte der jähe Absturz. Die Kurse an der LME schwanken dabei stärker als in Shanghai – und stehen prompt wieder unter verschärfter Beobachtung. Marktteilnehmer sorgen sich indes um ein OPEC-ähnliches Nickelkartell mit Indonesien und Kanada.
Der Nickelpreis hat am Mittwoch im Handel an der London Metal Exchange (LME) drastisch an Wert eingebüßt. War 1 t des Metalls am Vorabend noch mit 30.254 USD gehandelt worden, meldete die LME für kurz vor 19 Uhr einen Wert von 26.910 USD. Der Kursverlust: Mehr als 11 % an einem einzigen Tag.
Nickelpreis: +24 % in einer Woche – dann der Absturz
Der starke Kursverlust folgt auf eine bemerkenswerte Rallye. Noch am 7. November war 1 t Nickel für 22.900 USD gehandelt worden. Am 10. November kostete das Metall dann 24.420 USD. Danach folgte ein steiler Anstieg auf mehr als 30.000 USD. Allein in der Zeit von 10. bis zum 15. November stieg der Wert des Metalls um rund 24 %.
Die volatile Kursentwicklung weckt Erinnerungen. Im März hatte das Metall im Handel gewaltige Kapriolen geschlagen. Der Kurs war zeitweilig bis weit über 50.000 USD pro Tonne geklettert – da es durch Wiedereindeckungskäufe zu einer extremen Knappheit gekommen war.
Die LME hatte daraufhin den Handel ausgesetzt und zahlreiche Trades storniert. Außerdem wurden umfangreiche Untersuchungen eingeleitet und verschiedene Regelungen – etwa zu Meldungen der Börsenteilnehmer im Hinblick auf das OTC Geschäft – verschärft.
Marktteilnehmer führten den Preisrückgang am Mittwoch auf Konjunktursorgen und die vorangegangene Rallye zurück. Zu Beginn der Woche hätten Befürchtungen über ein zu knappes Angebot bei geringer Marktliquidität unberechenbare Rallyes ausgelöst, berichtete Bloomberg unter Berufung auf Beobachter. Ähnlich wie im März bestand offenbar die Sorge, dass die knappe Liquidität den Markt beeinträchtigen könnte.
Die LME hat ihren Mitgliedern gegenüber eine Anhebung der Initial Margin um 48 % auf 6.100 USD pro Tonne angekündigt. Diese Änderung tritt nach dem Handelsschluss am Freitag in Kraft.
Die Volatilität an der LME war höher als an der Shanghai Futures Exchange – offensichtlich gibt es dort mehr Liquidität. Dass es in dieser Woche zu einer signifikanten Divergenz zwischen den Kursen in Shanghai und an der LME kam, setzt die Londoner Börse zusätzlich unter Druck. Bloomberg zufolge mehren sich unter Marktteilnehmer Bedenken hinsichtlich der Aussagekraft des LME Kontrakts als globaler Maßstab.
Die Agentur zitiert Ole Hansen, Leiter der Rohstoffstrategie bei der Saxo Bank A/S. Der Nickelmarkt sei ein ungeordneter Markt geworden, den viele Marktteilnehmer meiden würden. Daher sei es sehr einfach, den Markt in eine bestimmte Richtung zu bewegen.
Sorgen um Aufbau eines Nickelkartells
Am Markt machen sich unabhängig von den aktuellen Kapriolen Sorgen breit, dass es zur länderübergreifenden Bildung eines Nickelkartells kommen könnte. Indonesien steht hier Mittelpunkt.
Bereits vor mehreren Wochen hatte der indonesische Präsident Joko Widodo bekräftigt, Indonesien zu einem führenden Produzenten von Nickelprodukten inklusive der Batterien für Elektrofahrzeuge machen zu wollen.
Der indonesische Investitionsminister, Bahlil Lahadalia stellte die Gründung einer Art „Nickel OPEC“ in den Raum. Die Financial Times zitiert den Minister: „Indonesien prüft die Möglichkeit, eine ähnliche Struktur für die Mineralien zu schaffen, die wir haben, einschließlich Nickel, Kobalt und Mangan“.
Indien ist der größte Nickelproduzent der Welt. 2020 hat die Regierung einen Exportstopp für Nickelerze erlassen. Dadurch sollen weitere Teile der Wertschöpfungskette ins Land geholt werden.
Aktuell läuft der G20 Gipfel im indonesischen Bali. Dort traf Lahadalia die kanadische Ministerin für Kleinbetriebe, Exportförderung und Internationalen Handel , Mary Ng, um den Aufbau des Kartells auszuloten.
Im Anschluss an das Gespräch wurde eine Erklärung veröffentlicht, in der die Beteiligten mitteilten, eine Gruppe von „Nickel produzierenden Ländern“ könne „optimale Entgelte“ von der Automobilindustrie sicherstellen. Die kanadische Ministerin erklärte, beide Länder teilten die Vision einer „optimierten Nutzung natürlicher Ressourcen in einer nachhaltigen Weise“.