Die Devisen- und Aktienmärkte kamen am Mittwoch erneut kräftig unter die Räder. Der Dow Jones Industrial Average fiel um mehr als 900 Punkte. Zu Wochenbeginn hatten wir bereits mehrfach vor panikartigen Ausverkäufen gewarnt, insbesondere nach solch enormen Kursgewinnen an den Aktienmärkten infolge des Corona-Crashs Mitte März. Wenn man das mit den bevorstehenden Großereignissen kombiniert, kann ein solches "De-Risking" zu scharfen und aggressiven Ausverkäufen an den Devisen- und Aktienmärkten führen. Ein weiteres US-Konjunkturpaket ist (vorerst) tot. Der Senat drückte die Bestätigung von Richterin Barrett durch und legte eine Pause bis zum 9. November ein, fast eine Woche nach der Wahl. Die Chancen auf ein Konjunkturpaket vor der Wahl waren bereits anfangs gering, aber die Widerstandsfähigkeit der Aktienmärkte in den letzten Wochen war ein Zeichen dafür, dass die Anleger Hoffnung hegten. Unglücklicherweise besteht jetzt, wo die Realität eingekehrt ist, der wohl cleverste Schritt darin, Positionen abzubauen und das Engagement zu reduzieren. Es steht außer Frage, dass weitere Stimuli für die Amerikaner in der Pipeline sind, aber die US-Präsidentschaftswahlen nächste Woche und die neuen Lockdowns in ganz Europa sind eine erhebliche Belastung. Obwohl die Risikoaversion den USD/JPY auf ein Monatstief trieb, ist der Greenback letztlich ein sicherer Hafen, der am Mittwoch gegenüber allen anderen Währungen höher gehandelt wurde.
Am Donnerstag wird sich der Dollar am BIP-Datensatz für das dritte Quartal und an der Risikobereitschaft orientieren. Nach dem steilen Abverkauf im zweiten Quartal wird für das dritte Quartal eine deutliche Wachstumserholung erwartet. Die Frage ist nur, wie stark dieser Rebound ausfallen wird und ob dies für die Anleger überhaupt von Bedeutung ist. Im Gegensatz zu anderen Ländern, denen ein düsterer Winter bevorsteht, hat die US-Regierung die Rekordzahl neuer Virusfälle weitgehend ignoriert. Einige wenige Bundesstaaten haben die Sache selbst in die Hand genommen, aber wenn nicht mehr Bundesstaaten umfassendere Restriktionen erlassen, rechnen die Investoren mit einer Fortsetzung der Erholung im vierten Quartal. Wenn also das BIP-Wachstum heute die Erwartungen übertrifft, sollte der Dollar seine Gewinne gegenüber dem Euro, dem Aussie und anderen Währungen mit hohem Beta ausweiten.
Unterdessen steht die Europäische Zentralbank unter Handlungsdruck. Es wird allgemein erwartet, dass sie die Geldpolitik am Donnerstag unverändert lässt, aber es besteht eine kleine Chance, dass sie mit neuen politischen Maßnahmen überraschen könnte. Der COVID-19-Ausbruch in Europa ist außer Kontrolle geraten. Zuerst waren die Regierungen zögerlich, zu einem vollständigen Lockdown zurückzukehren, aber mittlerweile wird ihnen schnell klar, dass es keine andere Wahl gibt.
Deutschland kündigte heute einen Teil-Lockdown für einen Monat an, der die Schließung von Restaurants und Bars zur Folge hat. Frankreich kündigte eine landesweite Sperre bis zum 1. Dezember an. In beiden Fällen werden die Schulen geöffnet bleiben, aber in Frankreich muss jeder zu Hause bleiben, es sei denn, es liegen wesentliche Gründe vor, und nicht wesentliche Geschäfte werden für zwei Wochen geschlossen, danach wird entschieden, ob sie wieder öffnen können. In Deutschland können Einzelhandelsgeschäfte bis auf weiteres geöffnet bleiben. Da kleinere Nationen ähnliche Schritte unternehmen, besteht kein Zweifel daran, dass die Wirtschaft der Eurozone im vierten Quartal schrumpfen wird.
Ökonomen erwarten, dass die EZB die Wirtschaftsprognosen senkt und dass Notenbankchefin Lagarde die Weichen für eine Lockerung im Dezember stellt. Angesichts des negativen Preisdrucks und der sehr realen Möglichkeit einer Double-Dip-Rezession könnte die EZB jedoch entscheiden, dass ein frühzeitiges Handeln der richtige Schritt ist. Wenn das der Fall ist, werden wir einen scharfen Ausverkauf beim EUR/USD erleben. So oder so wird die EZB nichts Positives über den Euro zu sagen haben. Sie bereitet sich auf eine Lockerung vor, zu einer Zeit, in der die Federal Reserve mit ihrer beständigen Haltung zufrieden ist. Dies ist der Hauptgrund, warum wir den EUR/USD näher bei 1,16 als bei 1,18 handeln sehen.
Der USD/CAD schoss nach oben, nachdem die Bank of Canada die Geldpolitik unverändert ließ. Obwohl sie nun eine geringere Rezession im Jahr 2020 erwarten, haben die Notenbanker die Wachstumsaussichten für das nächste Jahr gesenkt und versprochen, weiterhin Anleihen zu kaufen. Sie erklärten, die kanadische Wirtschaft befinde sich im Übergang zu einer moderateren Erholungsphase, sahen jedoch das Wachstum in den USA und Europa deutlich verlangsamt. Die australischen Inflationsdaten waren stärker als erwartet, aber als Risikowährungen erlagen AUD und NZD den Verkäufen am Gesamtmarkt.