Wenn Gold in den Seilen hängt, dann ist, führt man die Analogie aus dem Boxen weiter, Platin anscheinend KO gegangen und es sieht nicht danach aus, als würde es wieder auf die Beine kommen.
In einer Gruppe zusammen mit Gold und Silber als Edelmetall klassifiziert, ist Platin über die Jahre eher wegen seiner industriellen Anwendungen im Gespräch gewesen, denn als Schmuckbestandteil oder als Wertanlage. Platin und das ähnliche Palladium sind die beiden einzigen Metalle, die in Katalysatoren von Diesel- oder Benzinautos respektive eingesetzt werden können. Die Metalle der Platingruppe haben in diesem Jahr 12% oder mehr an Wert verloren. Gold hingegen ist mit einem Verlust von 7% relativ glimpflich davon gekommen, während Silber um 10% eingebrochen ist.
Einstmals teurer als Gold, haben sich die Aussichten für Platin verdüstert, als die Verkäufe von Dieselautos in Europa zurückgehen, nachdem Volkswagens (DE:VOWG_p) Betrügereien bei Abgaswerten in 2015 aufgeflogen waren. Der Ausblick verschlechtert sich weiter mit der Umstellung auf elektrische Fahrzeuge. Die Lager sind unterdessen immer voller geworden. Der Hersteller von Katalysatoren Johnson Matthey (LON:JMAT), der von Investoren in Platinmetalle und der Automobilbranche wegen seiner genauen Vorhersagen geschätzt wird, rechnet bis Ende 2018 mit einer Überproduktion von 316.000 Feinunzen, da die Nachfrage nach Dieselkatalysatoren um 3% fallen soll.
Die Probleme von Gold machen die Lage von Platin und Palladium nur noch schlimmer
Der Ausverkauf von Gold über die vergangenen zwei Monate weg, hat zum Trübsal bei den Platinmetallen beigetragen, da die Investoren angesichts der Dollarrallye alle Edelmetalle über einen Kamm scheren. Platin zählte am Mittwoch zu den größten Verlierern unter 60 wichtigen Rohstoffen der Welt, die von Barchart verfolgt werden, und ging 2,6% tiefer aus dem Handel, nachdem es zuvor auf 827 USD in die Nähe eines Zweiwochentiefs gefallen war. Zuvor am 19. Juli erreichte der Kurs ein 10-Jahrestief von 794,70 USD. Damit liegt das Metall mittlerweile Welten von seinen Hochtagen in 2011 entfernt, als es über 1.900 USD gehandelt wurde, etwa 35% über dem aktuellen Preis von Gold.
Investing.coms tägliche Charts führen Platin als “Verkauf” und die Fibonacci-Verhältnisse sehen die erste Unterstützung bei 816,91 USD, die zweite bei 811,15 USD und die dritte bei 801,83 USD. Am Mittwoch beendete Platin zum Oktober den Handel an der New Yorker Comex zu 821,50 USD.
Aus fundamentaler Sicht haben die Platinmetalle ein weiteres Problem: Der Handelskrieg zwischen den USA und China.
“Die Zölle und Vergeltungszölle sehen alle schlecht für die Automobilverkäufe in China aus,” sagte George Gero, Edelmetallanalyst bei RBC Wealth Management in New York. “Das kann nicht gut für Platinmetalle und die Katalysatoren sein, in denen sie verwendet werden.”
Palladium in besserer Verfassung
Unter den beiden Platinmetallen sieht Palladium besser aus und wird seit dem vergangenem Herbst mit einem Aufschlag gegenüber Platin gehandelt. Am Mittwoch beendete Palladium den Handel an der Comex zu 914 USD die Feinunze - 11% über seinem Schwestermetall.
Während die europäische Krise der Dieselfahrzeuge den entsprechenden Katalysatoren und dem in ihnen verwendeten Platin Nachfrage gekostet hat, verkaufen sich Palladium-Katalysatoren für Benzinfahrzeuge etwas besser, trotz des Aufkommens von elektrischen Batteriefahrzeugen. Das eröffnet die Möglichkeit eines Defizits bei Palladium im nächsten Jahr, für das Johnson Matthey eine Fehlmenge von 239.000 Feinunzen vorhersagt. Höhere Defizitprognosen von 1,1 Mio bzw. 1,2 Mio Feinunzen gab es respektive von Thomson Reuters GFMS und Metals Focus.
Trotz seines besseren Profils wird Palladium in Investing.coms täglichen Charts als “Starker Verkauf” geführt. Die Fibonacci-Verhältnisse deuten Unterstützungsmarken bei 908,62 USD, 903,52 USD und 895,27 USD an.
Die Commerzbank sagte am Mittwoch in einer Mitteilung, sie erwarte, dass Palladium bis Jahresende einen Kurs von 950 USD erreichen und in 2019 auf 1.000 USD steigen werde.
Die Bank meinte, dass der Platinverbrauch durch Nachfrage aus der Nutzfahrzeugindustrie in Asien und Nordamerika wachsen könnte. Auch könnte es neue Nachfrage aus der Schmuckindustrie geben, wo die Nachfrage seit Jahren dümpelt und neue Chance in der Brennstoffzellentechnologie, sodass auch hier die Möglichkeit eines Defizits in 2019 besteht. In einem solchen Szenario könnte Platin sich allmählich bis Jahresende auf 900 USD verteuern und dann in 2019 das Niveau von 1.000 USD erreichen.