Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1095 (06:30 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0992 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 107,3. In der Folge notiert EURJPY bei 119,04. EUR-CHF oszilliert bei 1,06836.
Die jüngsten Zahlen Deutschlands sowie den USA lassen weiter auf eine Erholung der Weltwirtschaft schließen.
Für die exportabhängige deutsche Wirtschaft rechnet das ifo-Institut für dieses Jahr mit einem Einbruch von nur 6,6 % und einer Erholung von 10,2 % für 2021. Die Unternehmen würden noch ca. neun Monate brauchen, um die Krise zu überwinden.
In den USA vernehmen wir zwar einen deutlicheren Einbruch als in Europa, gleichwohl sind die Auftragseingänge für langfristige Wirtschaftsgüter bereinigt um die Transportkomponente um nur 7,4 % zurückgegangen. Erwartet wurde ein Rückgang um 15 %. Eine Betrachtung der Gesamtkomponente ergab einen Rückgang von 17,2 %, erwartet wurden -19,1 %. Der private Konsum brach mit -6,8 % ebenfalls weniger ein, als erwartet wurde (-7,5 %).
Bei der Betrachtung des US-Arbeitsmarktes ist die Lage weiter ernst, aber es zeichnet sich ein Silberstreif am Horizont ab. Während weiter 2,1 Mio. Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung eingingen nach zuvor 2,4 Mio., fielen die fortgesetzten Anträge von 25 Mio. auf 21 Mio. zurück. Damit zeigt sich die Flexibilität des US-Arbeitsmarkts von ihrer positiven Seite her.
Wir sehen in diesen Daten eine Bestätigung unseres Bildes, dass der Tiefpunkt der Krise bereits durchschritten wurde.
Der Weg zur Normalisierung wird für die Realwirtschaft naturgemäß kein Sprint werden, sondern ein Dauerlauf über das nächste Jahr hinweg. Die Börsen haben bereits einiges dieser Bewegung vorweggenommen. Die Unternehmenszahlen für das nächste Quartal werden in der Mehrheit schlecht ausfallen, dies ist jedoch nicht entscheidend.
Entscheidend ist, ob die Märkte in 2021 wieder das Vorkrisenertragsniveau erreichen.
In diesem Fall lägen zusätzlich sogar günstigere Diskontfaktoren für die Unternehmensbewertung vor als Anfang dieses Jahres.
Ist die Gegenreaktion des Marktes nach dem Fall damit eine Übertreibung? Eher nicht, Rückschläge im Markt werden Kaufgelegenheiten bieten, solange das grundsätzliche Szenario nicht in Frage gestellt wird. Der Eintritt dieses Szenarios wird zumindest durch die Maßnahmenpakete der Zentralbanken und Regierungen unterstützt.
Zu kurzfristigen Belastungen könnte es jedoch bereits im heutigen Verlauf des Tages kommen. US-Präsident Trump hat bereits angekündigt, dass der Sonderstatus Hong Kongs in Frage steht, nachdem das neue Sicherheitsgesetz erlassen wurde. Im Raum stehen u.a. als mögliche Reaktionen der USA: Einschränkungen der Visafreiheit für Bürger Hong Kongs, Finanzsanktionen und die Aufhebung des bevorzugten Handelsstatus mit den USA.
Besonders letzteres würde Hong Kong hart treffen, da es seit 1992 als eigene Entität bezüglich Handelsfragen behandelt wurde. Hong Kong ist somit bisher nicht von den Handels- und Technologiesanktionen betroffen, die die USA gegen China verhängt haben. Sie Stadt ist vielmehr für chinesische und US-Unternehmen die goldene Brücke zwischen beiden Nationen.
Sollte US-Präsident Trump die Brücke auf seiner heutigen Pressekonferenz einreißen, hat China bereits verlauten lassen, dass Einschränkungen der Handlungsfreiten für USUnternehmen möglich wären. Ob eine volle Eskalation des Streits dem Wahlkämpfer Trump hilft, ist fraglich. Neben positiver Presse benötigt er positive Wirtschaftsdaten.
Die bekommt er nicht, wenn die Unsicherheit angeheizt wird. Es ist wahrscheinlich, dass er die Suppe heiß kocht, aber nicht überkochen lässt.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0620 50 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!