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Preisverfall bei Lithium-Aktien: Nach Marktbereinigung entscheiden Kosten und Geologie

Veröffentlicht am 18.07.2024, 08:16

Nach dem Preisverfall bei Lithium drängt nicht mehr jedes verfügbare Angebot an den Markt. Stattdessen setzt eine Normalisierung ein. Produzenten und Explorer suchen nach Lagerstätten mit moderaten Betriebskosten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Ein Tier-1-Projekt in den USA könnte sich dabei zur Kosten-Benchmark entwickeln.

Chariot Corp. (ASX: C99, WKN: A3EWMX, ISIN: AU0000294498) Managing Director Shanthar Pathmanathan ist auch weiterhin von Lithium als Geschäftsmodell überzeugt – zumindest von dem Lithium im eigenen Portfolio. Der Explorer arbeitet an der Erkundung von Lagerstätten in den USA. Die Lagerstätten zeichnen sich durch hohe Gehalte und moderate Betriebskosten aus. Dies wird für Lithiumproduzenten immer bedeutsamer.

Lithiumpreise sind gefallen: Konsolidierung läuft

Die Preise für das Batteriemetall Lithium sind drastisch gefallen. Der CME-Kontrakt für Lithiumhydroxid ist von seinem Höchststand von 85.000 USD pro Tonne im Jahr 2022 auf 11.930 USD eingebrochen. Der CME-Karbonat-Kontrakt lag bei Handelsbeginn im Juli 2023 über 40.000 USD und ist seitdem auf 12.850 USD abgestürzt.

Die Aktienkurse vieler großer Produzenten wie Albemarle (NYSE:ALB) oder Ganfeng (HK:1772) Lithium sind deshalb regelrecht abgestürzt.

Der Grund für den Preisverfall bei Lithium ist schnell ausgemacht: Das Angebot wurde in den Zeiten des Booms rasch ausgeweitet, die EV-bedingte Nachfrage bleibt nun aber hinter den Erwartungen zurück.

Als die Preise hoch waren, ging jedes verfügbare Angebot an den Markt. Nun trennt sich die Spreu vom Weizen. Wood MacKenzie Analyst Allan Pedersen notierte im April: "Unternehmen mit sehr kostengünstigen Vermögenswerten auf der Kostenkurve könnten weiter expandieren und dabei Gewinne erzielen".

Pedersen sieht den Preis für einige Zeit, aber nicht dauerhaft unter Druck. "Am Ende des laufenden Jahrzehnts wird die Lithiumindustrie voraussichtlich erneut in ein Versorgungsdefizit geraten". Und dann könnte es eng werden: "Die Branche hat keine stillgelegten Minen, die wieder in Betrieb genommen werden können, um eine Versorgungslücke zu schließen, wie wir es manchmal in anderen Sektoren sehen".

Dem Analysten zufolge wird es "Mikrozyklen" geben, bei denen Angebot und Nachfrage nicht übereinstimmen.

Kostenseite für Lithiumprojekte wichtiger

Anders gesagt: Was für alle anderen Rohstoffe gilt, gilt langfristig auch für das Batteriemetall. Wer bei niedrigen Marktpreisen profitabel ist, kann in Hochpreisphasen hohe Gewinne einfahren.

Die Gretchenfrage für Produzenten – und Explorer wie Chariot, die zu solchen werden möchten -lautet deshalb: Bei welchem Preis ist die Produktion profitabel? Die Antwort darauf hängt stark vom Standort ab. Große Vorkommen mit hohen Konzentrationen, die nicht zu tief unter der Oberfläche lagern, versprechen kompetitive Bedingungen.

Chariot selbst hat für die eigenen Projekte noch keine Machbarkeitsstudie abgeschlossen. In der Nachbarschaft lassen sich aber Anhaltspunkte in Erfahrung bringen. Direkt nebenan befindet sich "Thacker Pass" – laut Eigentümer Lithium Americas (NYSE:LAC) "die größte bekannte Lithiumquelle in den Vereinigten Staaten" und die drittgrößte der Welt. Die Lagerstätte enthält gemessene (7,0 Mio. t), angezeigte (9,1 Mio. t) und abgeleitete (3,0 Mio. t) Mineralressourcen von 19,1 Mio. t LCE.

Lithium Americas will bei Thacker Pass die Produktion der Phase 1 bereits 2026 starten. 40.000 t Lithiumcarbonat sollen dann jährlich gefördert werden.

Das Unternehmen informierte Anfang 2023 auch detailliert über die Kostenstruktur. So sollen die Betriebskosten pro Tonne Lithiumcarbonat 6.743 USD betragen. Darin enthalten sind u.a. die Kosten für Lithium-Prozessanlage (3.088 USD), eine Anlage für flüssige Schwefelsäure (2.424 USD), allgemeine Betriebskosten (205 USD) und natürlich der Minenbetrieb selbst (1.026 USD).

Zusätzlich fallen Investitionskosten an: 2,268 Mrd. USD sind es laut Lithium Americas für die Phase 1 mit 40 ktpa Produktionskapazität. Der größte Teil davon entfällt auf Prozessanlagen und Infrastruktur (1,963 Mrd. USD).

Grob lässt sich folgende Rechnung anstellen: Bei einem Preis von 24.000 USD pro Tonne Lithiumcarbonat – dies entspricht einer Verdopplung des aktuellen Preisniveaus, aber immer noch nur gut einem Viertel des Höchstpreises – ergibt sich nach Abzug von gerundeten 7.000 USD Betriebskosten ein Deckungsbeitrag von 17.000 USD pro Tonne. Bei 40.000 Tonnen pro Jahr entspräche dies 680 Mio. USD pro Jahr. Die Kapitalkosten könnten somit in 3,3 Jahren verdient werden.

Mit Preisen von 24.000 USD pro Tonne als Basisszenario rechnet auch die Machbarkeitsstudie zu Thacker Pass aus dem Jahr 2022. Unter diesen Bedingungen attestiert die Studie dem Projekt einen Gegenwartswert (nach Steuern und bei 8 % Abzinsung) von 5,7 Mrd. USD. Eine – gemessen an den Höchstständen – moderate Erholung des Lithiumpreises würde für Projekte wie Thacker Pass also klar ausreichen.

Die Geologen von Chariot hoffen auf große geologische Übereinstimmungen des eigenen Projektgebietes. "Resurgent East" etwa enthält die gleichen Grabensedimente wie die Lagerstätte Thacker Pass. Das Ablagerungsmodell von Thacker Pass bietet den Chariot Geologen zufolge ein Analogon für die Lithiummineralisierung auf dem eigenen Projekt.

McDermitt Caldera: Hohe Gehalte, niedrige Abbaukosten

Chariot ist nicht ohne Grund in der Gegend tätig: Die McDermitt-Caldera im Südosten von Oregon und im Norden von Nevada gilt als Heimat besonders ertragreicher Lithiumlagerstätten. Oberflächenproben ergaben bis zu 3.865 ppm Li, wobei viele Proben über 1.000 ppm Li lagen.

Die McDermitt Caldera ist Teil eines "Supervulkans", der mit der nordöstlichen Wanderung des Yellowstone Hot Spots relativ zur nordamerikanischen Platte in Verbindung steht. Das erst 2019 gegründete Explorationsunternehmen Chariot hat sich in dieser Gegend 121 km2 Land gesichert  – und liegt damit gemessen an der Landfläche auf dem zweiten Platz hinter Lithium Americas.

Die Kosten von Lithium Americas – und damit das Kostenniveau, das den Geologen von Chariot vorschwebt – liegen in der globalen Kostenkurve (noch) nicht im unteren Bereich. Entscheidender jedoch ist bei genauerem Hinsehen die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber westlichen Konkurrenten.

Lithium gilt in den USA und Europa ebenso wie in Kanada und Australien als kritisches Mineral und fällt deshalb unter allerlei geostrategisch motivierte Regelungen. Chariot etwa kann damit planen, für die künftige Produktion Steuervergünstigungen aus dem Inflation Reduction Act zu erhalten. Lithium aus China qualifiziert Batterie- und Autohersteller dagegen nicht für solche Suvbentionen. Auch deshalb bleibt das Management des Explorers optimistisch.

Aufgrund der Größe der Vorkommen, der hohen Gehalte und den günstigen Abbaubedingungen in der McDermitt-Caldera ist es vorstellbar, dass die Betriebskosten von Thacker Pass oder dem Resurgent-Projekt von Chariot eines Tages – wenn durch Erweiterungen Größenvorteile realisiert werden – zu einer Kosten-Benchmark für westliches Lithium werden.

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