Der britische Produzent von Hygiene- und Haushaltsartikeln sowie Babynahrung – einst hervorgegangen aus einem Chemieunternehmen mit deutschen Wurzeln – gehört zu den soliden Konsumgütertiteln, die zwar keine großen Kurssprünge und nur moderates Wachstum versprechen, dafür aber solide Erträge und stetig steigende Dividenden seit über 20 Jahren. Die Markenprodukte des Konzerns sind in Supermärkten und Drogerien in ca. 200 Ländern der Erde vertreten und bei Verbrauchern beliebt. Produkte, die auch in Krisenzeiten unverzichtbar sind.
Gerade Letzteres schätzen sicherheitsbewusste Anleger an Aktien wie der von Reckitt Benckiser (LON:RKT) (ISIN: GB00B24CGK77). Konsumenten schätzen hingegen die Markenprodukte des Konzerns, was sich in der Ertragshistorie des Unternehmens widerspiegelt. Seit 2014 konnte das Nettoergebnis auf bereinigter Basis im Durchschnitt um ca. 7 % pro Jahr zulegen, auf zuletzt 2,47 Mrd. GBP in 2022. Für 2023 rechnen Analysten mit einem Ergebnis, das zwar nur in etwa dem Niveau des Vorjahres entspricht, für 2024 und 2025 wird jedoch wieder mit deutlichem Gewinnwachstum gerechnet. Das zuletzt vorgelegte Zahlenwerk für die ersten neun Monate des abgelaufenen Geschäftsjahres ergab insgesamt trotzdem ein positives Bild. Die zwei größten der drei Kernsegmente konnten bei den Umsätzen sowohl auf Quartalsbasis als auch auf Sicht von 9 Monaten moderat zulegen.
Das Geschäft mit Hygieneartikeln nahm auf Sicht von 9 Monaten im Vergleich zum Vorjahr um 5,1 % zu und der Absatz von Gesundheitsprodukten konnte sogar um 7,6 % zulegen. Das Geschäft mit Babynahrung, das vom Umsatz her ca. ein Drittel der beiden großen Segmente ausmacht, ging im dritten Quartal um knapp 12 % zurück und auf Basis von 9 Monaten um knapp 1 %, in Folge von Lieferkettenproblemen, die noch aus dem Vorjahr herrühren. Damit ist der Konzern in diesem Segment jedoch immer noch Marktführer in den USA, wie CEO Kris Licht im Bericht für Q3/23 betonte. Insgesamt legte der Konzernumsatz auf bereinigter Basis in den ersten 9 Monaten um rund 5 % zu auf 11,05 Mrd. britische Pfund.
Bewertung auf Basis des Gewinns
Betrachten wir die historische Relation zwischen den jährlichen Höchstkursen und dem bereinigten Gewinn je Aktie, dann fällt auf, dass es in 2018 eine deutliche Veränderung gab. Während das maximale KGV in den Vorjahren regelmäßig ca. 25 betrug, notiert die Aktie seit 2018 im Durchschnitt nur noch beim 20,5-fachen dessen. Das minimale jährliche Vielfache des Gewinns in den Jahren 2018 bis 2022 betrug im Durchschnitt das 16-fache des bereinigten Gewinns. Die Werte für das minimale und maximale KGV in 2023 knüpfen auf Basis des vorläufigen Ergebnisses ohne nennenswerte Abweichung daran an. Für unsere Bewertung legen wir für 2024 ein erwartetes Nettoergebnis von 2,51 Mrd. GBP (3,59 GBP je Aktie) – niedrigste Analystenschätzung - zu Grunde, ausgehend von einer Aktienzahl von rund 700 Mio. Aktien. Derzeit sind ca. 714 Mio. Aktien im Umlauf, doch das Unternehmen führt ein Aktienrückkaufprogramm im Umfang von 1 Mrd. GBP durch, das bis Oktober 2024 abgeschlossen sein soll. Auf Basis von 3,59 GBP je Aktie und Multiplikatoren von 16 und 20,5 gelangen wir zu einer Handelspanne für 2024 mit einem Einstiegskurs von 57 GBP und einem Kursziel von 73 GBP.
Charttechnik
Die Notierung befindet sich seit 2018 in einer volatilen Seitwärtsbewegung mit einem Boden im Bereich zwischen 50 und 55 GBP. Bei genauerer Betrachtung könnte man auch die Bildung einer voll ausgebildeten Dreiecksformation unterstellen, die im Oktober 2023 nach unten durchbrochen wurde. Es könnte sich jedoch um einen Fehlausbruch handeln, wie zuletzt zwischen April und Juni 2023, als die obere Trendbegrenzung der seit Juli 2020 bestehenden Abwärtsbewegung kurzzeitig überschritten wurde. Spätestens mit dem Unterschreiten der Marke von 50 GBP würde sich erhebliches Abwärtspotenzial bis in den Bereich von ca. 36 GBP eröffnen, wo die nächste markante Unterstützung liegt. Sollte die Notierung die untere Begrenzung der Dreiecksformation und die 200-Tage-Linie (58,65 GBP) überwinden, dann würde sich ein Aufwärtspotenzial bis zu den nächsten Widerständen bei 65 und 70 GBP ergeben. Die relative Stärke auf Basis von 14 Wochen notiert aktuell bereits auf einem Niveau, von dem aus schon häufiger eine Trendwende eingeleitet wurde.
Fazit
Da die Ertragsprognosen für die kommenden Jahre weiterhin moderates Wachstum versprechen und die KGVs sich im abgelaufenen Jahr stabil auf dem Niveau der Vorjahre gehalten haben, ist unsere Einschätzung für die künftige Kursentwicklung grundsätzlich positiv. Auf dem jetzigen Kursniveau ist die Aktie in Relation zum prognostizierten Nettoergebnis für 2024 aus unserer Sicht bereits stark unterbewertet. Wir gehen von einer Stabilisierung des Kursverlaufs im Bereich zwischen 50 und 55 GBP aus, warten aber zunächst ab, bis die Abwärtstrendlinie des übergeordneten Trends und die 200-Tage-Linie klar überschritten werden. Bis zu unserem Kursziel bei 73 GBP sehen wir aktuell ca. 34 % Aufwärtspotenzial. Eine Dividendenrendite von mehr als 3 % und das laufende Aktienrückkaufprogramm dürften den Kurs stützen. Wir stufen die Aktie mit Kaufen ein.
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