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Die Preise für Uran könnte aufgrund der globalen Renaissance der Kernkraft deutlich steigen - und zwar deutlich schneller, als viele Marktteilnehmer es bislang erwarten.
Von der Vancouver Resource Investment Conference (VRIC) wurde durch Beobachter ein positives Ressentiment unter Uranspezialisten registriert. In den Redebeiträgen der Teilnehmer wurde eine optimistische Haltung aufgrund der globalen Renaissance der Kernenergie sichtbar.
Daniel Major, CEO von Goviex Uranium prognostizierte ein gravierendes Angebotsdefizit auf dem Uranmarkt. „Am Ende des Tages verbrauchen wir etwa 190 Millionen Pfund pro Jahr. Derzeit graben wir etwa 130 Millionen Pfund aus dem Boden“.
Uranpreis hat sich in drei Jahren mehr als verdoppelt
Der Uranpreis ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Wurden Anfang Februar 2020 noch knapp 24 USD pro Pfund gezahlt, notiert der Kurs am Spotmarkt derzeit bei knapp 51 USD. Zum Vergleich: Mitte 2007 lag der Preis noch bei knapp 140 USD. Dass auf dem derzeitigen Preisniveau bereits neues Angebot auf den Markt tritt, glauben Branchenexperten nicht.
Rick Rule, CEO von Sprott US Holdings sieht erst ab einem Preis von 70 USD pro Pfund Anreize für neue Greenfield Kapazitäten aus Kasachstan. Rule glaubt nicht, dass steigende Preise lange auf sich warten lassen.
Davon gehen viele Anleger aus, die aufgrund der jüngst getroffenen politischen Entscheidungen zum Einstieg oder Wiedereinstieg in die Kernkraft an Uran interessiert sind. Diese Investoren rechnen damit, dass durch lange Planungs- und Bauzeiten die effektive Nachfrage auf dem Uranmarkt erst in etlichen Jahren ansteigt.
Rule weist auf etwas anderes hin: Die Entscheidung in Japan, bestehende Meiler länger laufen zu lassen (und zusätzlich neue zu bauen). Die 40 bestehenden Reaktoren seien eine kurzfristige Quelle für neue Nachfrage. Diese AKWs müssen nicht gebaut, sondern nur neu gestartet werden. Allein dadurch werde die strukturelle Nachfrage nach Uran um 10-12 Mio. Pfund pro Jahr erhöht.
Rick Rule ist generell sehr optimistisch im Hinblick auf die Weiterentwicklung des Uranpreises und verweist auf die global steigende Nachfrage nach Energie. Wer im Westen über Energie spreche, rede über Teslas.
In anderen Weltregionen sehe es jedoch anders aus: „Die Erhöhung des Lebensstandards der Ärmsten der Armen bedeutet, dass wir mehr Energie aus allen Quellen benötigen werden. Solar, sicher. Wind, ja. Kohle natürlich. Aber die Kernkraft ist eine wunderbare Quelle für billigen, zuverlässigen und kohlenstofffreien Grundlaststrom nach dem Bau.“
Zahlreiche Länder setzen auf Atomkraft
Lange Zeit galt die Atomkraft – insbesondere in Deutschland – als überholt. Die Boomphase fiel in die 1970er- und 80er Jahre mit bis zu 35 Reaktoren, die weltweit pro Jahr ans Netz gingen. Am Ende des Booms gab es weltweit mehr als 400 Kernkraftwerke – in etwa so viele wie heute. 2022 gingen sechs AKWs neu ans Netz, acht wurden dauerhaft abgeschaltet. Der Zubau an neuen Kraftwerken entfiel in den letzten zehn Jahren vor allem auf China.
Dies ändert sich nun absehbar. Polen – bislang stark abhängig von Kohlestrom – will bis Anfang der 2040er Jahre sechs neue Atomkraftwerke bauen und damit die CO2-Emissionsziele erreichen. Belgien verlängerte die Laufzeit von zwei Atomkraftwerken bis 2035. Die Niederlande kündigten den Bau zwei neuer AKWs an. Frankreich verlängert Laufzeiten und will bis zu 14 neue Reaktoren bauen.
Neue Reaktortypen in Sicht
Auch außerhalb Europas steigt die Zahl der Länder mit Kernkraftnutzung. In der Türkei entsteht derzeit unter Federführung des russischen Stadtkonzerts Rosatom ein AKW mit vier Reaktoren. Die Inbetriebnahme ist für 2025 geplant. In diesem und im kommenden Jahr sollen zwei Reaktoren in Bangladesch ans Netz gehen. Ägypten startete im Sommer mit dem Bau eines Reaktors.
Es gibt verschiedene Gründe für das wachsende Interesse an der Kernkraft. Neben Emissions- und Versorgungssicherheitszielen gehören auch technische Entwicklungen dazu. Dazu gehören etwa Flüssigsalzreaktoren, aber auch kleine Reaktoren, die in Fabriken gebaut werden können.
In den USA etwa genehmigte die Atomaufsicht vor wenigen Tagen das erste Mini AKW in Fertigbauweise. Für das Projekt des Unternehmens NuScale – mit 600 Millionen USD vom US-Energieministerium gefördert – bestehen bereits Exportvereinbarungen mit verschiedenen Ländern, darunter auch Tschechien, Rumänien und Polen.