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Risikoaversion auf Vormarsch - Grimm bereitet Bürger auf Härten vor

Veröffentlicht am 14.08.2023, 09:00

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0932 (05:34 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0930 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 144,93. In der Folge notiert EUR-JPY bei 158,44. EUR-CHF oszilliert bei 0,9593.

Blick auf den Markt: Risikoaversion auf dem Vormarsch

Zum Wochenschluss ergab sich an den Finanzmärkten überwiegend eine zunehmende Risikoaversion.

Es gibt mehrere Hintergründe. In der Geopolitik bahnt sich nach der Ukraine ein zweiter Kriegsschauplatz in Afrika (Niger) an. Hoffnungswerte auf eine friedliche Lösung dieses Konflikts sind zunächst berechtigt. Niger als rohstoffreiches Land belegt in der Armutsstatistik den 189. Platz von 191 Ländern. Die Begünstigten der Nutzung des Rohstoffreichtums sind nicht in der allgemeinen Bevölkerung zu finden, sondern bei Eliten im Inland (Korruption) und fremden Ländern, allen voran Frankreich. Aus diesem Grunde hat der Militärputsch breite öffentliche Unterstützung.

Der zweite Hintergrund betrifft die aktuelle Inflationsentwicklung. Preisinflation nimmt in diversen Ländern des Globalen Südens wieder zu (Ausnahme China). In westlichen Ländern stockt der Rückgang der Preisinflation oder es kommt zu leichten Anstiegen. Das wirkt sich belastend auf die Aktien- und Anleihemärkte aus.

Messbar war die zunehmende Risikoaversion an den Aktienmärkten am Freitag und in Fernost zu Wochenbeginn. Auf Wochensicht verlor der DAX geringfügig an Boden, gleiches gilt für den S&P 500 und den Nikkei-Index. Chinas Aktienmarkt verlor deutlich an Boden.

An den Anleihemärkten kam es im Zuge der veröffentlichten Inflationsdaten zu einer Versteifung. Sowohl in Deutschland als auch in den USA bewegen sich die Renditen der 10-jährigen Staatsanleihen im Dunstkreis der Toprenditen der letzten 10 Jahre. 10 jährige Bundesanleihen rentieren aktuell mit 2,63%, während 10 jährige US-Staatsanleihen eine Rendite in Höhe von 4,18% abwerfen.

Der USD konnte zuletzt leicht gegenüber dem EUR an Boden gewinnen. Mit Tiefstkursen heute früh bei 1,0930 im fernöstlichen Handel wurden die schwächsten Notierungen des EUR seit Juli markiert. Im Zuge des freundlicheren USD-Umfelds standen Edelmetalle gegenüber dem USD unter Druck.

Deutschland: 1. Halbjahr 2023 bringt deutlichen Anstieg der Gewerbeaufgaben

Im 1. Halbjahr 2023 haben laut Statistischem Bundesamt mehr größere Betriebe aufgegeben als im Vorjahreszeitraum. Die Gesamtzahl der vollständigen Gewerbeaufgaben war mit circa 246.500 um 14,0% höher als im 1. Halbjahr 2022. Die Zahl der Gewerbeabmeldungen bei den Ämtern lag mit rund 306.600 um 11,5% über dem Vorjahresniveau.

Die Zahl der Unternehmenspleiten in Deutschland ist laut Studie des Leibniz-Instituts (IWH) zu Beginn des 2. Halbjahrs hoch geblieben. Insgesamt 1025 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften seien im Juli registriert worden,. Das seien 2% weniger als im Juni, aber 44% mehr als im Vorjahresmonat.

Kommentar: Diese Zahlen sind für sich genommen prekär. Sie sind noch prekärer im Kontext des internationalen Vergleichs, in dem Deutschland dynamisch zurückfällt.

Die Reaktionen der "Echokammern in Berlin" auf diese Realitäten und Fakten fielen und fallen nivellierend aus. Wie Christian Buntrock zurecht letzte Woche an dieser Stelle schreib, ist es Aufgabe der Verantwortlichen in Berlin, positive Stimmung für unseren Standort zu generieren. Ich ermahne in aller Deutlichkeit, dass generierte Stimmungen ohne faktisches Fundament Ablenkungsmanöver sind und in keinem sachlichen Zusammenhang mit der Verantwortung, Schaden abzuwenden, stehen. Eine Neuausrichtung ist in der Politik zwingend erforderlich.

Die Klimapolitik ist neben der Außenpolitik ein kritisches Thema für den deutschen Standort. Diesem Thema widmen wir Zeilen, um bitter notwendigen Realismus und Pragmatismus eine längst verdiente Chance zu geben.

Nicht an der EU scheitert das Weltklima. In der Phase von 1990 bis 2021 wurde der CO2 Ausstoß in der EU-27 um 28% reduziert (Link) . Wir sind der Musterknabe der Welt!

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© Statista

In der gleichen Phase stieg der weltweite CO2 Ausstoß um 53% (Link).

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© Statista

Um das Bild weiter abzurunden werfen wir einen Blick auf die weltweite Entwicklung von 1990 bis 2019. Es ist eine global quantitative Darstellung und eine Darstellung auf Basis des "pro Kopf" Ausstoßes von CO2.

Dazu bedienen wir uns einer Darstellung des Gap (NYSE:GPS) Emissions Reports 2020 des United Nations Environment Programms. In der grafischen Darstellung werden die sechs größten Emittenten bezüglich des Gesamtausstoßes (linke Grafik) und des Pro Kopf Ausstoßes (rechte Grafik) abgebildet.

Auch hier wird deutlich, dass Europa der Musterschüler ist. Zudem wird offenbar, dass der Anstieg der Bevölkerung von gut 5,3 Mrd. Menschen im Jahr 1990 auf jetzt knapp 8 Mrd. Menschen eine Rolle spielt (rechter Chart, schwarze Linie, globaler Ausstoß pro Kopf, flache Linie), mehr noch der Aufholprozess der aufstrebenden Länder (linker Chart, China, Indien).

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© Deutschlandfunk, United Nations Gap Emissions Report 2020

Kommentar: Die Daten verdeutlichen, dass weder Deutschland noch die EU selbst bei ökonomischen Selbstaufgabe und damit "Opferung der eigenen Bevölkerung" das Problem lösen könnten. Im Gegenteil führte die Aufgabe unserer ökonomischen Strukturen zu einer Verarmung, dass man sich "grüne Politik" gar nicht mehr leisten könnte.

Wer Europa aus "klimaideologischen" Gründen weiter ökonomisch an die Wand fährt, hilft dem Klima nicht ansatzweise, im Gegenteil!

Deutschland: Wirtschaftsweise Grimm bereitet Bürger auf Härten vor

Die Menschen müssten sich nach Ansicht der Wirtschaftsweisen Grimm auf harte Zeiten einstellen. Sie sagte, in der gegenwärtigen Stagnationsphase der Wirtschaft käme es weniger darauf an, ob wir knapp über oder unter der Nulllinie lägen. Fakt sei, dass sich in einer Phase mit geringem oder negativem Wachstum Menschen auf Härten einstellen müssten. Es käme zu realen Einbußen. Das sei eine große Herausforderung in einer Transformationsphase, vor allen Dingen politisch. Wichtig sei ihr, dass die Politik den Leuten reinen Wein einschenkte und deutlich machte, dass der Umbau der Wirtschaft zur Klimaneutralität etwas kostete.

Kommentar: Frau Grimm ist bezüglich der Härten zuzustimmen. Gerne hätte ich Sie an meiner Seite vor 12 – 18 Monaten gehabt, als ich vor diesem Entwicklungen faktenbasiert warnte. Sie geht nicht auf die Grundlagen und Kausalitäten unseres Problems ein (u.a. siehe CO2 zuvor), sondern will als Wirtschaftsweise auf die Massenpsyche einwirken, um faktisch Toleranz gegenüber der aktuellen Politik zu generieren.

Löst man so als Wirtschaftsweise strukturelle Probleme des Standorts? Um das Ziel der Klimaneutralität erreichen zu können, bedarf es einer stabilen Wirtschaft. Pragmatismus (auch Anerkennung der erzielten Erfolge im globalen Kontext), nicht Ideologie ist gefordert! Wer unsere Wirtschaftsstruktur zerlegt, riskiert ultimativ den Erfolg der Klimapolitik Europas.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Verbraucherpreise innerhalb Eurozone heterogen

Frankreich: Die Arbeitslosenquote nahm nach Definition der ILO per 2. Quartal von zuvor 7,1% auf 7,2% zu (Prognose 7,1).

Frankreich: Die Verbraucherpreise stiegen per Juli im Jahresvergleich laut finaler Berechnung um 5,1% (Prognose 5,0%) nach zuvor 5,0%.

Spanien: Gemäß finaler Erfassung nahmen die Verbraucherpreise per Juli im Jahresvergleich um 2,1% (Prognose 2,1%) zu.

Großbritannien: Deutlich besser als Deutschland!

Das BIP legte per 1. Quartal 2023 im Quartalsvergleich um 0,2% (Prognose 0,0%) nach zuvor 0,1% zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 0,4% (Prognose 0,2%) nach zuvor 0,2%. Die Industrieproduktion nahm per Juni im Monatsvergleich um 1,8% (Prognose 0,1%) nach zuvor -0,6% zu. Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg um 0,7% (Prognose -1,1%) nach zuvor -2,3% ein.

USA: Daten ohne markanten Einfluss

Die Erzeugerpreise verzeichneten per Juli im Monatsvergleich eine Zunahme um 0,3% (Prognose 0,2%) nach zuvor 0,0% (revidiert von 0,1%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 0,8% (Prognose 0,7%) nach zuvor 0,2% (revidiert von 0,1%). Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart der Universität Michigan sank laut vorläufiger Berechnung per August von 71,6 auf 71,2 Zähler (Prognose 71,0). Inflationserwartungen fielen geringfügig um 0,1% ( 1 Jahr 3,3% nach 3,4%, 5 Jahre 2,9% nach
3,0%).

Russland: BIP springt dynamisch an

Das BIP stieg per 2. Quartal 2023 laut vorläufiger Berechnung im Jahresvergleich um 4,9% (Prognose 4,7%) nach -1,8% im 1. Quartal 2023. Die Handelsbilanz wies per Juni einen Überschuss in Höhe von 8,41 Mrd. USD (Prognose 6,40 Mrd. USD) nach zuvor 11,03 Mrd. USD (revidiert von 10,,42 Mrd. USD) aus.

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreitender Unterstützung bei 1,0820 – 1,0850 negiert dieses Szenario.

Viel Erfolg

© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe

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