Risikocluster kritischer als in Ende 2018! - Wir setzen BIP-Prognosen aus!

Veröffentlicht am 07.06.2019, 10:13
Aktualisiert 09.07.2023, 12:32
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1267 (07:11 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1201 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 108.47. In der Folge notiert EUR-JPY bei 122.22. EUR-CHF oszilliert bei 1-1176.

Die EZB bewertet die aktuelle Risikolage kritischer. Wir stimmen zu! Im Vergleich zu der Situation im November und Dezember 2018, die dem DAX beispielsweise einen Einbruch von circa 11.700 auf rund 10.200 Punkte pünktlich zu Weihnachten bescherte, ist die Situation deutlich prekärer. Kommen wir zu Fakten:

1. Der ungeregelte Brexit ist wahrscheinlicher als Ende 2018 antizipiert.

2. Der von den USA ausgelöste Handelskonflikt mit China losgelöst vom internationalen Regelwerk (Willkür) hat sich massiv ausgeweitet. Standen per Ende 2018 maßgeblich erhöhte Kosten über Zölle im Raum, ist das Bild jetzt bezüglich der verfügten Zölle kritischer und die Sanktionen der USA greifen jetzt auch in globale Lieferketten (u.a. Huawei) ein (potentielle Disruption der Weltwirtschaft).

3. Die Loslösung der USA vom internationalen Regelwerk ist noch aggressiver als 2018. Beliebige Vorwürfe (ohne Beleg) reichen aus, adhoc zu sanktionieren.

4. Indien wurde der bevorzugte Zugang zu US-Märkten genommen.

5. Australien wurden Zollsanktionen angedroht.

6. Der Handelsstreit USA/EU schwelt weiter.

7. Die durch die USA forcierte instabile geopolitische Lage hat sich nicht entspannt (Russland, China, Iran, Syrien, Türkei, Venezuela).

8. Italien ist unsolidarischer innerhalb der EU/Eurozone als jemals zuvor.

9. Die strukturelle Lage der US-Ökonomie bröckelt. Das Thema der Verschuldung beginnt, Raum zu greifen (u.a. Staatshaushalt, Konsumverschuldung, Unternehmensverschuldungmit Rating BBB-).

Ein Entspannungsmoment gibt es gegen diese neun kontraproduktiven Entwicklungen. Hoffnungen auf Zinssenkungen durch die Federal Reserve, die durch die jüngsten Äußerungen des Chefs der Federal Reserve genährt wurden. Die Fed bietet also kosmetische Maßnahmen im Rahmen von Zinssenkungen feil. Lassen sich die handels- und geopolitischen von den USA ausgelösten Problemherde über den Preis des Geldes neutralisieren? Sind das nicht strukturelle Themen? Kann man strukturelle Probleme mit Zinssenkungen neutralisieren oder sind diese Zinsmittel dann doch nur ein billiges Opiat.

Erlauben sie mir hier einen Diskurs:

Die US-Regierung will Investitionen in die USA zurückholen. Kann der US-Investitionsstandort mit dieser unberechenbaren Handels- und Geopolitik und den darin innewohnenden Sanktionen durch Zölle und Handelsverbote für global tätige Unternehmen attraktiv sein? Welcher CEO kann ein derartiges Risiko eingehen?

Wer heute in den USA Produktionsstätten baut, weiß überhaupt nicht, welche Märkte er morgen noch aus den USA beliefern kann. Da in heutigen Produktionsprozessen Güter aus aller Welt verbaut werden, muss sich jedes Unternehmen fragen, wie sicher die Lieferketten bei dem Standort USA gewährleistet sind.

Der US-Markt ist groß. Er stellt 15% der Weltwirtschaft, aber dieser Standort ist nicht ansatzweise autark. Sind dann die anderen 85% der Weltwirtschaft als Investitionsstandort nicht interessanter? "Food for thought!"

Kommen wir zurück zur EZB. Die EZB entfernt sich von der Zinswende. Vor der zweiten Hälfte 2020 ist keine Veränderung der Zinspolitik zu erwarten. Mario Draghi äußerte sich eindeutig. Die Liquidität wird durch weitere Langfristgeschäfte bis 2021 im europäischen Bankensektor unterstützt.

Der Markt war dennoch von diesen Maßnahmen leicht enttäuscht. Man hätte gerne noch ein volleres Füllhorn gehabt, um sich von den neun kritischen Entwicklungen sportlich abzulenken, denn niedrigere Zinsen können nicht die aktuellen Probleme heilen. Sie können lediglich ein wenig Schmerz lindern, aber bei Schmerzmitteln (z.B. Oxicontin/Opiat) sollte man den Beipackzettel genauestens studieren und vor allen Dingen berücksichtigen!

Vor dem aktuellen Hintergrund unkalkulierbarer handels- und geopolitischer Risiken ausgehend von einer US-Politik, die von Willkür geprägt ist, setzen wir unsere Länder BIP-Prognosen mit negativen Vorzeichen aus. Das erkennbare Risiko liegt bei einer Anpassung der Prognose für das Welt-BIP auf nur noch 2,8% - 3,00% Wachstum.


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone:

Laut finaler Berechnung waren im 1. Quartal 2019 159,5 Mio. Menschen in der Eurozone beschäftigt. Damit wurde ein neuer Rekord aufgestellt. 1998 waren es 134, 4 Millionen und im Boom 2007 waren es 154,3 Mio. Beschäftigte (Beschäftigung nachlaufender Indikator). Das BIP der Eurozone legte im ersten Quartal 2019 im Quartalsvergleich um 0,4% und im Jahresvergleich um 1,2% zu. Das entsprach den Prognosewerten.

Die deutsche Industrieproduktion verzeichnete per April einen Einbruch um 1,9% im Monatsvergleich (erwartet -0,4%). Der deutsche Handelsbilanzüberschuss stellte sich per April auf 17,0 nach 20,0 Mrd. Euro. Exporte sanken im Monatsvergleich um 3,7% (Prognose -0,9%), Importe gingen um 1,3% zurück (Prognose -0,2%).

USA:

Die US-Handelsbilanz lieferte per April ein Defizit in Höhe von 50,8 Mrd. USD nach 51,9 Mrd. USD.

Russland:

Die Devisenreserven stiegen in der letzten Berichtswoche von 492,2 auf 495,2 Mrd. USD. Die Verbraucherpreise legten per Mai im Jahresvergleichum 5,1% nach 5,2% zu.

Japan:

Der Index der Frühindikatoren sank per April um 0,2 nach zuvor -1,2 Punkten. Der Lageindex legte per April um 0,8 Punkte zu nach zuvor -0,4 Zählern. Die Devisenreserven stiegen per Mai von 1.293,5 auf 1.308,0 Mrd. USD. Die Ausgaben der privaten Haushalte nahmen per April um 1,3% (Prognose 2,6%) nach 2,1% im Vormonat im Jahresvergleich zu.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Währungsrelation EUR/USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.1100 - 1.1350 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH

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