Golds zeitlupenhafte Bewegung um 1.200 USD die Feinunze herum, könnte in dieser Woche zu einem jähen Ende kommen, da die allgemein erwartete Zinserhöhung der Federal Reserve das Edelmetall entweder zurück nach unten schicken könnte, indem sie den Dollar stärkt oder es einen beschleunigte Bewegung in Richtung 1.250 USD schicken wird.
US-Rohöl strebt schon jetzt neue Höchststände von seinem neuen Stammsitz auf 70 USD das Fass an, während das britische Brent sich in Richtung 80 USD schiebt, nachdem die Organisation Erdölexportierender Länder Opec die Forderungen Donald Trumps auf ein Ende der hohen Ölpreise zurückgewiesen hatte, die dem Präsidenten nach das Werk des Kartells sind.
“Ich beeinflusse die Preise nicht,” sagte Khalid al-Falih, Energieminister Saudi-Arabiens, dem Führungsstaat der OPEC, am Sonntag nach einem Treffen der Organisation mit anderen Ölexporteuren, die ohne eine formale Empfehlung einer Produktionserhöhung zur Steigerung des Angebots zu Ende gegangen war.
Kupfer, das am Freitag auf ein 19-Monatshoch kletterte, könnte ebenfalls neue Spitzen erreichen, sollte der Dollar Schwäche zeigen.
Soja, Zucker und Kaffee hängen vom brasilianischen Real ab
Gewichtige Agrarrohstoffe wie Sojabohnen, Zucker und Kaffee werden wahrscheinlich ihre Richtung vom brasilianischen Real vorgegeben bekommen, angesichts der Währungskrise in dem südamerikanischen Land, das ein führender Exporteur aller drei landwirtschaftlichen Produkte ist.
“Der brasilianische Real zeigt eine Tendenz im Zeitraum September/Oktober Tiefststände zu erreichen,” sagt Shawn Hackett von der Agrarmarktberatung Hackett Financial Advisors aus Boca Raton in Florida. Und weiter:
“Als massiven Ängste derzeit in der brasilianischen Politik vorherrschen und mit Wahlen im Oktober, ist es durchaus möglich, dass der brasilianische Real auf ein weiteres wichtiges Tief sinken könnte, um dann eine Rallye zu erleben.”
Neben der Fed-Sitzung, die in das geldpolitische Statement am Mittwoch münden wird, stehen auf dem Konjunkturkalender dieser Woche die US-Verkaufszahlen für neugebaute Wohnungen vom August, Konsumklimadaten aus Deutschland und der Index der Verbraucherpreise aus der Eurozone.
Neuer Durchbruch beim Gold sagen einige; “Nö” sagt Goldman
Gold, dass seit fünf Wochen in einem 20 Dollarkorridor auf beiden Seiten von 1,200 USD festsitzt, sieht jetzt vor der fast schon garantierten Zinserhöhung um 25 Basispunkte durch die Fed einem kritischen Test entgegen.
Wetten auf Fed-Fundfutures suggerieren, dass die Händler die kommende Zinserhöhung fast vollständig eingepreist haben, was bedeutet, dass es für den Dollar kaum Spielraum nach oben geben könnte.
Und während der amerikanisch-chinesische Handelskrieg unaufhaltsam weitergeht, gibt es Anzeichen, dass die Händler langsam von dem ständigen Hin und Her und Trumps wiederholten Drohungen auf Twitter abstumpfen—ein weiterer Faktor, der eine Rückkehr von Gold an seinen angestammten Platz als sichere Fluchtanlage bringen könnte, von dem es vom Dollar verdrängt worden ist.
Aktien könnten zudem ihre Rallye fortsetzen und der Dow neue Rekordstände auf Kosten des Dollars erreichen.
“Wir glauben, dass sich beim Gold ein unmittelbarer Boden geformt hat und wir glauben, dass die Aufwärtsbewegung auf in zwei Einzelphasen ablaufen wird,” sagte Chris Vermeulen, ein unabhängiger Analyst in einem Kommentar von vor dem Wochenende. Vermeulen weiter:
“Die erste Phase wird wahrscheinlich in die Nähe von 1240~1250 laufen und nahe der Novembermitte zu Ende gehen. Die zweite Phase dürfte dann bis in die Nähe von 1,310 USD laufen und etwa Ende Mai 2019 zu Ende gehen.”
Der technische Tagesausblick auf Investing.com gibt für Gold ein “Kaufen” aus, das erste Mal in Wochen, mit einem Verkaufssignal beim stärksten Ziel auf dem 200-Tagesdurchschnitt von derzeit 1.257 USD. Zum Zeitpunkt des Artikels wurde US-Gold für Dezember zu 1.202 USD die Feinunze gehandelt, unter dem 100-Tagesdurchschnitt von 1.234,49 USD.
Nicht jeder ist auf mittlere Sicht zuversichtlich beim Gold. Goldman Sachs (NYSE:GS) hat 1.250 USD als Preisziel ausgegeben, aber erst in drei Monaten. Seine neuen Drei-, Sechs- und Zwölfmonatsprognosen hat es gegenüber seinem ehemaligen Ausblick jeweils um rund 100 USD gesenkt.
“Wir sehen schon jetzt eine im Zyklus fortgeschrittener Konjunktur, in der höhere Zinssätze den Contango (Wertverlust) in Gold erhöhen,” sagte die Wall Street Bank in einer Neueinschätzung vom Donnerstag.
“Stark Kaufen” bei Kupfer, WTI und Brent
US-Kupfer, das letzte Woche um 8% auf seinen höchsten Preis seit Februar 2017 von 2,838 USD das Pfund stieg, wird auf Investing.coms technischen Tagesausblick als “Stark Kaufen” bewertet, mit einer Verkaufsempfehlung erst bei dem 200-Tagesdurchschnitt von 2,859 USD das Pfund. Zum Zeitpunkt des Artikels wurde US-Kupfer für Dezember zu 2,836 USD gehandelt, über seiner 50-Tagelinie.
Für US West Texas Intermediate (WTI) Öl ist die Empfehlung ebenfalls ein “Stark Kaufen”, ohne das derzeit eindeutige Verkaufsziele zu erkennen sind.
Cary Artac von Artac Advisory aus Bristol im US-Bundesstaat Wisconsin sagt, dass WTI den derzeitigen Druck mit einem Verbleib über 70,20 USD halten könnte, während 73,67 USD das Ziel für die nächsten 3 bis 5 Tage wäre. Zum Zeitpunkt des Artikels wurde WTI für Dezember zu 71,50 USD gehandelt.
Für Brent gibt Investing.com ebenfalls ein “Stark Kaufen” aus, wobei der stärkste Widerstand nach Fibonacci bei 80,94 USD erwartet wird. Brent für Dezember erreichte am Montag im europäischen Handel vor Eröffnung der Terminbörsen ein Sitzungshoch von 79,29 USD.
Öl befindet sich seit über zwei Wochen auf einem Höhenflug, wegen Sorgen über Pläne der Trump-Administration, durch die am 3. November in Kraft tretenden Sanktionen die Ölexporte des Irans auf null zu senken. Der US-Präsident hat gleichzeitig die Opec aufgefordert, die Preisrallye beim Öl zu beenden und versprochen Öl aus der strategischen Reserve der Vereinigten Staaten an den Markt zu bringen, sollte dies notwendig werden, um den Preisanstieg an den Tankstellen aufzuhalten.
“Das Risiko lässt die Positionen defensiv genug bleiben, sodass die Händler so long im Markt sind, wie sie es eigentlich beim Öl nicht beabsichtigen” sagt Scott Shelton, Broker und Analyst bei ICAP (LON:NXGN) aus Durham in North Carolina.