Russland verbietet Uranexporte in die USA: Wie hart wirkt der Schritt wirklich?

Veröffentlicht am 21.11.2024, 10:02
UXXc2
-

Der Uranpreis steigt nach dem russischen Exportverbot für Uran spürbar. Zumindest vorerst aber scheinen Lieferungen nicht gefährdet. Damit rechnet jedenfalls der russische Lieferant Rosatom. Ausfallende Lieferungen könnten für einzelne US-Abnehmer einen herben Einschnitt bedeuten.

Die russische Regierung kündigte das Verbot am 15. November auf ihrer offiziellen Website als Änderung des Regierungserlasses Nr. 313 vom 9. März 2022 an. Verboten sind demnach Exporte "in die USA oder im Rahmen von Außenhandelsverträgen, die mit in der Gerichtsbarkeit der USA registrierten Personen geschlossen wurden".

Russisches Exportverbot für Uran: Reaktion auf US-Importverbot

Die Entscheidung ist als Reaktion auf die von den USA für 2024 bis 2027 verhängte Beschränkung und das ab 2028 geplante vollständige Verbot des Imports russischer Uranprodukte zu verstehen.

Das US-Importverbot sieht bis einschließlich 2027 noch Ausnahmen vor, wenn diese notwendig sind. Das US-Anreicherungsunternehmen Centrus etwa erhielt im Juli eine solche Ausnahmegenehmigung vom US-Energieministerium. Diese gestattet den Import niedrig angereicherten Urans aus Russland. Lieferant ist das russische Staatsunternehmen Tenex.

Die russische Regierung will mit dem Exportverbot erkennbar Lieferunterbrechungen der US-Energieversorger in den Raum stellen. So hat Tenex Centrus darüber informiert, dass die allgemeine Lizenz zum Export des Materials in die USA gemäß dem Dekret "mit Wirkung bis 31. Dezember 2025" aufgehoben worden sei.

Das bedeutet jedoch nicht, dass Centrus kein Uran mehr aus Russland erhält. Die Aufhebung der allgemeinen Lizenzen führt zunächst nur zur Notwendigkeit spezieller Lizenzen für jede einzelne Lieferung.

Sowohl Tenex als auch Centrus rechnen offenbar damit, dass diese Lizenzen erteilt werden. "Tenex hat Centrus über seinen Plan informiert, rechtzeitig die erforderlichen Exportlizenzen zu beantragen, um seinen Lieferverpflichtungen für die ausstehenden Centrus-Bestellungen nachkommen zu können", heißt es in einem Schreiben von Centrus an die US-Börsenaufsicht SEC.

Rosatom rechnet mit Exportlizenzen

Auch der russische staatliche Atomkonzern Rosatom, der weltgrößte Lieferant von angereichertem Uran, rechnet mit dem Zugang zu Exportlizenzen. Das Unternehmen teilte am Montag mit, alle seine Kunden wie gewohnt mit Uran beliefern zu wollen und erläuterte, dass Lieferungen in die USA unter besonderen Bedingungen erfolgen könnten.

Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärte: "Tatsächlich wurde ein Verbot eingeführt, aber in Fällen, in denen es in unserem Interesse ist, kann der Föderale Dienst für technische und Exportkontrolle Russlands beschließen, bestimmte Waren von dieser Verbotsliste auszuschließen".

Das russische Exportverbot für Uran ist somit zunächst als formaler Schritt in einer kontrollierten Eskalation zu sehen und dürfte bis auf Weiteres keine konkreten Auswirkungen nach sich ziehen.

Die Abhängigkeit der USA von russischem Uran ist gegeben. Laut US Energy Information Administration kauften Eigentümer und Betreiber von US-Kernkraftwerken im letzten Jahr 51,6 Millionen Pfund U3O8  von in- und ausländischen Lieferanten.

49 % entfielen auf Kanada und Australien, 5 % auf heimische Produktion. Auf Russland entfielen 12 %, auf das relativ eng mit Moskau verbundene Kasachstan 22 %. Russische Lieferungen spielten zudem bei Urananreicherungsanlagen eine bedeutende Rolle.

"Erhebliche negative Auswirkungen auf unser Geschäft"

Der effektive Ausfall russischer Lieferungen hätte deshalb durchaus Konsequenzen, wie es in einem Statement von Centrus heißt: "Wenn es TENEX nicht gelingt, für unsere ausstehenden oder künftigen Aufträge Exportlizenzen zu erhalten, würde dies unsere Fähigkeit beeinträchtigen, unseren Lieferverpflichtungen gegenüber unseren Kunden nachzukommen und hätte erhebliche negative Auswirkungen auf unser Geschäft, unsere Betriebsergebnisse und unsere Wettbewerbsposition".

Die US-Pläne zum Ausbau der Kernenergie könnten durch ein effektiv angebotswirksames Exportverbot zumindest temporär ausgebremst werden. Bis Ersatz für russische Lieferungen zur Verfügung steht, könnte es aufgrund der auf dem Uranmarkt üblichen, langen Vorlaufzeiten dauern. 

Der Uranpreis hat Ende vergangenen Woche spürbar zugelegt und notiert aktuell wieder über der Marke von 80 USD pro Pfund.

Aktuelle Kommentare

Bitte warten, der nächste Artikel wird geladen ...
Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2025 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.