- Russland hat sein Versprechen, die Fördermengen im März um 500.000 bpd zu drosseln, mehr als erfüllt und sie sogar um 700.000 bpd gekürzt.
- Trotz der Produktionskürzung stiegen die russischen Exporte von Rohöl und Erdölprodukten auf den höchsten Stand seit April 2020.
- Händler sollten die russische Produktion im Mai und Juni genau im Auge behalten, da das Land sie bei starker Nachfrage erhöhen könnte.
Russland sorgte für Schlagzeilen und brachte Bewegung in die Märkte, als es im Februar bekannt gab, dass es die Ölproduktion im März um 500.000 bpd von seiner Februarproduktion von 10,2 Millionen bpd zurückfahren würde.
Nach Angaben von Bloomberg hat Russland diese Ansage nicht nur wahrgemacht, sondern die Förderung im März sogar um 700.000 bpd gekürzt. Gleichzeitig stiegen laut der IEA die russischen Exporte von Rohöl und Erdölerzeugnissen im März auf den höchsten Stand seit April 2020 (ein Anstieg um 600.000 bpd).
Russland hat sich außerdem verpflichtet, seine Produktionskürzung um 500.000 bpd bis Ende 2023 durchzuziehen, die im Rahmen der jüngsten freiwilligen Produktionskürzung der OPEC+ vereinbart wurde.
Für den Ölmarkt ist es letztlich nicht wichtig, was Russland sagt, sondern was es tatsächlich tut. Wenn Russland mehr Öl produziert und exportiert, als es angibt, dann ist der Ölpreis nicht nur höher, als er angesichts des tatsächlichen Angebots sein sollte, sondern Händler sollten auch den öffentlichen Ankündigungen Russlands zur künftigen Ölproduktion mit Skepsis begegnen.
In Anbetracht des Appetits Indiens, Chinas und der Türkei auf das billigere russische Rohöl ist es vernünftig, Russlands Behauptungen für solch umfangreiche Produktionskürzungen in Frage zu stellen.
Laut TankerTrackers.com sind die russischen Rohölexporte zwischen Februar und März deutlich gestiegen. Im Februar exportierte Russland 3,69 Mio. Barrel pro Tag. Diese Zahl stieg im März auf 4,31 Mio. bpd an. Exporte sind nicht dasselbe wie Fördermengen, und es ist durchaus möglich, dass Russland die Produktion um 500.000 bis 700.000 bpd reduziert und gleichzeitig die Exporte erhöht.
Es mag sein, dass es eingelagertes Öl exportiert, das noch aus der Zeit stammt, als Europa kein russisches Öl mehr kaufte, Indien und China ihre Importe aber noch nicht erhöht hatten. Vielleicht verfügt Russland auch über mehr Rohöl, das exportiert werden kann, da der Betrieb der russischen Raffinerien infolge des europäischen Einfuhrverbots für russische Erdölprodukte zurückgegangen ist.
Laut Reuters beabsichtigt Russland, die Raffinerieproduktion im April um etwa 500.000 bpd zu reduzieren, um sicherzustellen, dass die Exporte stabil bleiben, wenn die Produktion zurückgeht. Allerdings führt Russland in den Monaten April und Mai traditionell Wartungsarbeiten an seinen Raffinerien durch, so dass in dieser Jahreszeit die Raffinerien ihren Durchsatz typischerweise senken.
Das bedeutet, dass Händler die russische Produktion im Mai und Juni genau im Auge behalten sollten, da das Land den weltweiten Appetit auf seine Erdölprodukte im April und Mai testen könnte, indem es das Angebot zurückfährt.
Wenn Russland eine starke Nachfrage sowohl nach Erzeugnissen als auch nach Rohöl sieht, könnte es die Ölproduktion erhöhen, um sowohl die inländische als auch die internationale Nachfrage zu befriedigen, obwohl es sich mündlich verpflichtet hat, bei den angekündigten Produktionskürzungen zu bleiben.
Während Europa die Einfuhr von russischem Diesel und anderen Erzeugnissen gestoppt hat, haben Golfstaaten wie Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate ihre Einfuhren russischer Produkte erhöht. Diese werden dort entweder im Inland verwendet oder in Einrichtungen am Golf gelagert und weiterverkauft.
Ölhändler müssen einkalkulieren, dass die Situation in Russland viel komplizierter ist, als es die Schlagzeilen vermuten lassen. Russland sagt zwar, dass es die Ölproduktion drosselt, aber das bedeutet nicht, dass die Menge an Öl, die es auf den Markt bringt, reduziert wurde.
Das Zusammenspiel zwischen Produkten und Rohöl ist entscheidend. Händler sollten auch nicht davon ausgehen, dass Russland sich unbedingt an seine Zusagen hält, wenn die Nachfrage nach Rohöl und Erdölerzeugnissen die angekündigte Produktion übersteigt. Russland ist darauf aus, Geld zu verdienen, nicht neue Freunde zu finden.
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Disclaimer: Die Autorin ist in keinen der hier genannten Anlagen investiert.