Nach ernüchternden Nachrichten im Oktober letzten Jahres ging es innerhalb von einer Woche um 23 % bergab mit dem Aktienkurs von Sanofi. Konzernchef Hudson hatte angekündigt den Fokus zunächst stärker auf Forschung und Entwicklung zu legen, zu Lasten kurzfristiger Gewinne. Trotz dieser Ankündigung und einem schwachen Schlussquartal konnte sich der Preis der Aktie relativ schnell erholen. Grund für die Zuversicht könnten das aussichtsreiche Produktportfolio und zahlreiche Newcomer in der Pipeline sein.
Neben negativen Währungseffekten hatten milliardenschwere Aufwendungen für Restrukturierung und Abschreibungen auf eingestellte Forschungsprogramme das Nettoergebnis des französischen Pharmariesen Sanofi (EPA:SASY) (ISIN: FR0000120578) im Schlussquartal 2023 unerwartet stark belastet und zu einem Ergebnisrückgang von ca. 35 % auf Sicht des Gesamtjahres geführt. Auch für das laufende Jahr rechnet der Konzern aufgrund der Restrukturierung und erhöhter Aufwendungen für Forschung und Entwicklung erneut mit einem leichten Ergebnisrückgang im niedrigen einstelligen Prozentbereich.
Dass der Aktienkurs sich trotz dieser Prognosen zeitnah wieder erholen konnte, dürfte nicht zuletzt darauf zurückzuführen sein, dass es sich bei den genannten Aufwendungen wohl im Wesentlichen um Einmaleffekte handelte. Zum anderen dürfte es daran liegen, dass der Konzern durch die angekündigte Fokussierung auf Forschung und Entwicklung letztlich die Grundlage für künftiges Wachstum schafft, vorausgesetzt die Entwicklungen bringen Erfolge.
Dass Sanofi in der Lage ist mit den eigenen Entwicklungen durchschlagende Erfolge zu erzielen zeigt beispielsweise die Umsatzentwicklung des aktuellen Kassenschlagers Dupixent. Der Umsatz mit dem Wirkstoff gegen Asthma und atopische Dermatitis stieg gegenüber 2022 um 2,4 Mrd. EUR auf 10,7 Mrd. EUR (+34 %) und soll in 2024 weiter zulegen auf 13 Mrd. EUR. Den Gesamtumsatz konnte der Konzern in 2023 um 5,3 % steigern auf 43,1 Mrd. EUR und damit den Umsatzrückgang von 7,1 % in der zweitgrößten Produktsparte (Generika) kompensieren. Alle übrigen Sparten konnten bereinigt um Währungseffekte mindestens im mittleren einstelligen Bereich zulegen.
Noch einiges in der Pipeline
Dabei entwickelten sich auch einige der jüngsten Produkteinführungen laut Konzernbericht besonders gut und übertrafen die Erwartungen. Weiteres Wachstum soll folgen. Allein die Wirkstoffe ALTUVIIIO, Cablivi, Enjaymo, Nexviazyme, Tzield, Rezurock, Sarclisa und Xenpozyme, die derzeit einen Umsatzbeitrag von 1,7 Mrd. EUR leisten, sollen bis 2030 einen Umsatz von 10 Mrd. EUR beisteuern. Impfstoffe, die derzeit auf einen Umsatzanteil von 7,5 Mrd. EUR kommen, sollen bis dahin ebenfalls 10 Mrd. EUR Umsatz einbringen. Bis 2025 rechnet Sanofi mit weiteren 19 Zulassungsanträgen für pharmazeutische Wirkstoffe, die sich derzeit noch in der Testphase befinden. Diese positiven Aussichten stützen den Kurs der Aktie und erklären die Zuversicht der Marktteilnehmer. Von 26 Analysten empfehlen aktuell 17 die Aktie zum Kauf, 8 empfehlen die Aktie zu halten und lediglich ein Analyst rät zum Verkauf.
Bewertung auf Basis der Dividende
Trotz der ernüchternden Gewinnprognose für das laufende Jahr rechnen wir auch für das kommende Jahr mit einer steigenden Dividende. Sanofi hat die letzten 29 Jahre in Folge die Dividende gesteigert, die letzten 6 Jahre um durchschnittlich 4,2 % pro Jahr. Auf Basis der für 2023 angekündigten Dividende von 3,76 EUR kämen wir damit auf eine Dividende von 3,92 EUR je Aktie für 2024.
Die Entwicklung der Dividendenrenditen bei Sanofi ist sehr konstant. Über die letzten 6 Jahre notierte der jährliche Tiefstkurs in Relation zur Dividende durchschnittlich bei einer Dividendenrendite von 4,6 %. Das jährliche Hoch notierte im Durchschnitt bei 3,5 %. Auf Basis dieser Diskontsätze ergibt sich durch Abzinsung der erwarteten Dividende von 3,92 EUR je Aktie eine Handelsspanne mit einem Einstiegskurs von 84 EUR und einem Kursziel von 111 EUR.
Charttechnik
Die Notierung von Sanofi befindet sich in einem langfristigen intakten Aufwärtstrend, der seinen Ausgangspunkt im Tiefpunkt der Finanzkrise 2008 findet. Zuletzt war die Aktie im Oktober 2023 an dem Widerstand im Bereich von 104 EUR gescheitert und anschließend auf die Unterstützung bei 80 EUR zurückgefallen. Von da aus geht es seit dem wieder bergauf. Nach dem jüngsten Rücksetzer und einer Bodenbildung im Bereich von 84 EUR wurde diese Woche nun die Abwärtstrendlinie überwunden, die sich aus dem Oktober-Hoch und dem letzten Zwischenhoch bei ca. 96 EUR ergibt. Der nächste Widerstand liegt aktuell im Bereich von 93 EUR, wo sich auch die 200-Tage-Linie befindet. Weitere Widerstände liegen bei 95 und 104 EUR. Bei einem erneuten Rückfall würden unter 84 EUR zwei langfristige Trendlinien bei 82,50 und 74 EUR Unterstützung bieten. Die relative Stärke auf Basis von 14 Wochen hat mit dem Rückfall im Oktober bereits im überverkauften Bereich notiert und tendiert aufwärts.
Fazit
Das positive Stimmungsbild und die technische Stärke der Aktie zeigen, dass der Markt von der künftigen Entwicklung des Produktportfolios überzeugt ist und dem Konzern die erfolgreiche Umstrukturierung zutraut. Der prognostizierte Ergebnisrückgang für 2024 wird offenbar nur als temporär erachtet. Auf dem jetzigen Kursniveau betrachten wir die Aktie gemessen an der erwarteten Dividende für 2024 als leicht bis stark unterbewertet. Wir sehen bis zu unserem Kursziel von 111 EUR noch 22 % Kurspotential und kaufen die Aktie.
Investmentidee(n) auf Sanofi
Eine Alternative zu einem Aktienkauf ist ein Discountzertifikat. Wir haben uns für ein leicht defensives Papier mit einem Cap bei 85 Euro und einer Laufzeit bis Mitte Juni 2024 entscheiden. Das Discountzertifikat (ISIN: DE000HG8KG90) bietet eine Maximalrendite von 14,9 Prozent p.a. bei Fälligkeit, wenn der Aktienkurs am Stichtag bei 85 Euro oder höher notiert. Bis dahin besteht aktuell ein Puffer von 6,5 Prozent. Fällt der Kurs bei Fälligkeit unter 85 Euro verringert sich der Gewinn, der Break-Even liegt bei 82,12 Euro.