Der DAX geriet durch die Ölpreisreaktion mit einer 150-Punkte-Abwärtslücke (rote Ellipse im folgenden Chart) auch zunächst unter Druck und rutschte im Tief bis auf rund 9.900 Punkte ab. Damit war er am oberen Ende seiner Seitwärtsrange abgeprallt und hatte somit zunächst den Widerstand bestätigt (roter Pfeil).
Kursverluste geben Gewinnmitnahmen eine Berechtigung
Alleine diese Kursverluste im Ölpreis und DAX haben unserer Strategie der kurzfristigen Gewinnmitnahmen bzw. einer Reduzierung der Investitionsquote vom vergangenen Mittwoch und Freitag (wir berichteten am Sonntag, siehe „Möchten auch Sie eine Rendite von 15,58%?“) bereits eine Berechtigung verliehen, auch wenn der DAX inzwischen klar auf neue Höhen ausgebrochen ist. An Gewinnmitnahmen ist noch niemand arm geworden.
Schnelle Erholung der Ölpreise verlieh den Aktienmärkten Stärke
Jedenfalls hat der nur sehr kurzzeitige Einbruch der Ölpreise den Aktienmärkten eine enorme Stärke verliehen. Die Widerstände, über die wir am Sonntag berichteten (siehe „Aktienindizes könnten an wichtigen Widerständen abprallen“), wurden gestern pulverisiert. Sowohl die US-Indizes als auch der DAX brachen dynamisch nach oben aus. Während der DAX nun kurzfristig freie Bahn hat, stehen die US-Indizes aber bereits vor der nächsten Hürde - den Allzeithochs. Im S&P 500 liegt diese Marke bei 2.134,72 Punkten, womit der Index lediglich ein Potential von knapp als 30 Zählern bzw. 1,46 Prozent hat.
Nachdem das Rounding-Top längst hinfällig ist, kann sich im S&P 500 noch eine große Seitwärtsbewegung bilden. Zudem ist der Ausbruch aus der Flaggenformation noch nicht als nachhaltig zu bezeichnen. Auch sind die US-Indizes angesichts der bisherigen Rally extrem überkauft.
Aktienmärkte auf Allzeithoch spielen auch der Fed in die Karten
Angesichts der aktuellen Aufwärtsdynamik kann die Rally durchaus noch weiter gehen und es selbst an solch markanten Marken wie einem Allzeithoch zu weiter steigenden Kursen kommen. Doch nach wie vor muss man neben den Widerständen und dem überkauften Zustand in den US-Indizes eine frühere Zinsanhebung der Fed fürchten (siehe „Hinweise auf frühere Zinsanhebung der Fed“ und „US-Wirtschaftswachstum beschleunigt sich“). Mit den steigenden Aktienkursen sogar umso mehr. Denn die Fed hatte zuletzt auch immer wieder die Marktverwerfungen als Grund für ihre zögerliche Haltung genannt. Bei Aktienmärkten nahe Allzeithoch ist jedoch damit ein weiteres Argument gegen eine Fortsetzung der Zinswende weggefallen.
Es bleibt also bei der Warnung von Sonntag, wonach die Märkte eine frühe Zinsanhebung im April, so sie denn kommt, über fallende Notierungen einpreisen könnten. Die kommende Fed-Sitzung ist allerdings erst am 27. April. Bis dahin kann noch viel passieren. Es gilt daher weiterhin die Konjunkturdaten genau im Auge zu behalten und bis dahin den bullishen Signalen der Aktienmärkte zu folgen, ohne die Risiken (kurzfristig überkaufter Markt) aus den Augen zu verlieren.
Fazit
Zwar ist der Weg nach oben im DAX kurzfristig frei, in den US-Indizes aber spätestens mit den Allzeithochs schon wieder erschwert. Und die Möglichkeit einer Zinsanhebung Ende April schwebt nun wie ein Damoklesschwert über dem Anstieg. Man sollte die Stopps zurzeit konsequent nachziehen bzw. enger platzieren.
(Quelle: Geldanlage-Brief vom 20.04.2016)
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Sven Weisenhaus