Aktien aus Schwellenländern zählten 2020 zu den angesagtesten Anlageformen. Doch Ende Januar und Anfang Februar begann sich das zu ändern. Festmachen lässt sich das am iShares MSCI Emerging Markets ETF (NYSE:EEM), der jetzt 7,4% im Minus steht. Und die Talfahrt ist möglicherweise noch nicht vorbei, glaubt man dem Optionsmarkt.
Ein Grund für die jüngste Schwäche der Schwellenländer ist die Stärke des US-Dollars und die steigenden Kapitalmarktzinsen in den USA. Dies schmälert die Risikobereitschaft der Anleger und erhöht gleichzeitig die Kosten für Volkswirtschaften, die einen großen Teil ihrer Geschäfte in US-Dollar abwickeln oder in der Weltreservewährung verschuldet sind.
Interessanterweise beflügelt die Stärke des Dollars hingegen den europäischen Markt. Beispielsweise ist der Euro gegenüber dem Dollar erheblich schwächer geworden. Dies dürfte wiederum die Inflation und das Wachstum auf dem europäischen Kontinent ankurbeln. Darüber hinaus lässt es die Aktienmärkte wie den in Deutschland auf Rekordhochs steigen. In Großbritannien, das nicht länger zur EU gehört, hat sich das britische Pfund ebenfalls abgeschwächt, was dem hiesigen Aktienindex zu seinem höchsten Stand seit Beginn der weltweiten Pandemie verholfen hat.
Bei der Dollar-Aufwertung handelt es sich um ein zweischneidiges Schwert. Dem einen Markt kommt diese Entwicklung zugute, dem anderen eben nicht. Infolgedessen sind Optionshändler neue Wetten eingegangen, die eine Fortsetzung der Korrektur in den Schwellenländern erwarten lassen. Am 7. April erhöhte sich das Open Interest für 51 Dollar-Puts auf den EEM zum Mai 21 um ca. 32.000 Kontrakte. Diese Put-Optionen wurden anscheinend zu einem Preis von etwa 0,45 Dollar pro Kontrakt gekauft. Demnach müsste der EEM-Kurs auf etwa 50,55 Dollar fallen, was einen weiteren Rückgang um 6,6% in den nächsten Wochen bedeuten würde.
Darüber hinaus gab es am 8. April einen deutlichen Anstieg des Open Interests um 10.000 Kontrakte für 45-USD-Puts, die am 18. März 2022 fällig werden. Dies ist eine sehr langfristige Wette mit einer Laufzeit von fast einem ganzen Jahr. Es sieht so aus, dass der Händler fast 2 USD pro Kontrakt gezahlt hat, womit er implizit davon ausgeht, dass der EEM bis zum nächsten Jahr unter 43 USD fällt. Dies entspräche einem potenziellen Rückgang von fast 21%.
Sollte es dazu kommen und niedrigere Preise vor uns liegen, spiegeln die technischen Charts diese tiefgreifendere Korrektur zum jetzigen Zeitpunkt nicht wider. Der EEM konnte sich über einer wichtigen technischen Unterstützungslinie bei 52 USD halten. Bis diese Haltemarke fällt, ist es unwahrscheinlich, dass ein derart signifikanter Kursrutsch eintritt. Auf dem Weg dorthin gibt es mehrere Unterstützungsstufen. Sollte das Niveau von 52 USD fallen, droht dem ETF ein Rückgang auf rund 50 USD, was die Optionen für Mai dann plausibel macht. Dass der Optionskontrakt für März 2022 Geld abwirft, ist jedoch weitaus unwahrscheinlicher.
Ein schärferer Rückgang in den Schwellenländern sollte den US-Dollar weiter stärken und die Kapitalmarktzinsen noch höher klettern lassen. Angesichts der starken wirtschaftlichen Erholung, die derzeit in den USA stattfindet, scheint dies durchaus möglich zu sein. Wenn es jedoch dazu kommt und der Euro gegenüber dem Dollar fällt, könnte dies den europäischen Märkten in den nächsten Monaten erheblichen Rückenwind verleihen.
Während es den Anschein hat, dass die Schwellenländer aufgrund der Dollar-Aufwertung kurzfristig Probleme haben könnten, dürften nicht alle Auslandsmärkte das gleiche Schicksal erleiden.