10 Tage vor dem Jahreswechsel handelt der Silberpreis um die Marke von 24,30 US-Dollar und hat sich damit auf Jahressicht praktisch nicht verändert. Auf US-Dollar Basis lag das Jahreshoch bei 26,13 US-Dollar, das Jahrestief hingegen bei 19,90 US-Dollar. Unterm Strich verbleibt aktuell ein kleines Plus von 1,23%.
Auf Euro Basis kam es Mitte März zum Jahrestief bei 18,78 Euro. Der Höchststand wurde hingegen erst vor 17 Tagen bei 23,80 Euro erreicht. Aktuell notiert der Silberpreis bei 22,17 Euro und damit rund 2,5% tiefer als zu Jahresbeginn.
Trotz dieser schwachen Kursentwicklung in den letzten 12 Monaten sind die Aussichten für den Silberpreis jedoch gar nicht so schlecht. So könnte auf der fundamentalen Seite das strukturelle Defizit am Silbermarkt im neuen Jahr für einen deutlichen Preisanstieg sorgen. Laut dem Branchenverband „The Silver Institute“ überstieg der jährliche Silberverbrauch in diesem Jahr mit ca. 1.167 Mio. Unzen die jährlichen Minenproduktion in Höhe von ca. 1.024,9 Mio. Unzen bereits um rund 6%. Die zunehmenden Probleme bei den beiden größten Silberproduzenten des Westens, Mexiko und Peru, könnten das Angebot auch im Jahr 2024 weiter eindämmen. Jegliches in China geförderte und produzierte Silber verlässt das Reich der Mitte ohnehin schon lange nicht mehr.
Auf der Nachfrageseite könnte die von FED-Chef Powell in der letzten Woche überraschend angekündigte Zinswende das Interesse nach dem inflationssensiblen Silber im US-Wahljahr 2024 jederzeit schlagartig ankurbeln, denn niedrigere Zinssätze sind tendenziell gut für die Edelmetalle. Sollte sich die abzeichnende Kreditkontraktion im weltweiten Finanzsystem weiter verschärfen, werden neue Rettungsprogramme in nie gesehener Größenordnung zügig ausgerollt werden müssen. Der Silberpreis dürfte davon überproportional profitieren.
Natürlich könnte es allerdings auf dem Weg dorthin ähnlich wie im Sommer und Herbst 2008 zunächst zu heftigen, letztlich aber nur vorübergehenden Verwerfungen am Silbermarkt kommen. Angesichts der für den 5.November 2024 geplanten Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten dürften die verantwortlichen US-Notenbanker und Politiker darum bemüht sein, die deflationären Tendenzen im Zaum zu halten, womit unser immer wieder dargelegtes Crack-Up-Boom Szenario weiter an Fahrt gewinnen sollte.
Das Zünglein an der Waage könnte schließlich die ohnehin schon angespannte geopolitische Lage werden. An Konfliktherden mangelt es auf dem Planeten leider nicht und sowohl im Mittleren Osten als auch in der Ukraine oder in Taiwan könnte sich die Lage jederzeit weiter verschärfen. So reagierte bspw. der Goldpreis ab dem 9.Oktober heftig auf die Invasion der Hamas-Kämpfer in Israel und zog den Silberpreis im Schlepptau in den letzten zweieinhalb Monaten mit nach oben.
Natürlich haben politische Börsen meist kurze Beine, der Konflikt zwischen Ost und West wird sich aber nicht auflösen, sondern über mittelfristig wohl eher weiter verschärfen. Sinnbildlich dafür bleibt das tägliche Hin und Her an den Edelmetallmärkten. Denn während im physischen Handel in Asien die Gold- und Silberpreise meist steigen, versucht das Banken-Kartell im Westen mit Papier-Rochaden die Preise irgendwie im Zaum zu halten. Schließlich bleiben Gold und Silber das untrügliche Thermometer über den wahren Zustand der Wirtschaft und der Gesellschaften.
Silber in US-Dollar – Tageschart
Silber in US-Dollar, Tageschart vom 21. Dezember 2023. Quelle: Tradingview
Charttechnisch bewegt sich der Silberpreis übergeordnet immer noch in seinem großen Dreieck. Am 4.Dezember konnten die Bullen mit einem Anstieg bis auf 25,90 US-Dollar bereits kurzzeitig Höhenluft oberhalb der großen Dreiecksformation schnuppern. Dennoch scheiterte der Ausbruchsversuch, denn der Silberpreis kollabierte innerhalb weniger Handelstage bis auf 22,52 US-Dollar. Seit diesem Tiefpunkt bemühen sich die Bullen um eine Erholung, die durchaus in einen neuerlichen Anlauf/Angriff auf die obere Begrenzung des Dreiecks münden könnte. Bei Kursen um 24,30 US-Dollar fehlt aktuell nicht mal mehr ein US-Dollar zum Ausbruch aus dem großen Dreieck!
Während also im größeren Bild die Konsolidierung der letzten dreieinhalb Jahre wackelt und sich möglicherweise ihrem Ende nähert, liefert die Tagesstochastik ein Kaufsignal. Gleichzeitig stellt die steigende 200-Tagelinie (23,61 US-Dollar) zusammen mit der ehemaligen Abwärtstrendlinie im Bereich um 23,60 bis 23,70 US-Dollar eine erste solide Unterstützung dar.
Zusammengefasst macht der Tageschart einen konstruktiven Eindruck. Der Fehlausbruch am 4.Dezember hat die Serie der höheren Tiefs trotz des kurzzeitig brachialen Rückfalls nicht beendet, sondern im Gegenteil bestätigt. Der Aufwärtstrend seit Anfang Oktober ist also intakt.
Mit der positiven Saisonalität im Rücken könnte in den kommenden Wochen der Ausbruch aus dem großen Dreieck tatsächlich gelingen. Ein Anstieg bis in die nächste Widerstandszone zwischen 25,80 und 26,80 US-Dollar sollte dann kein Problem darstellen. Im besten Fall schafft es der Silberpreis bis Ende Februar oder Mitte März sogar bis zur großen Widerstandsbastion der letzten dreieinhalb Jahre um 30 US-Dollar.
Silber in Euro – Monatschart
Silber in Euro, Monatschart vom 21. Dezember 2023. Quelle: Tradingview
Auf Euro-Basis hat sich am Silbermarkt in den letzten dreieinhalb Jahren eine zähe und seitwärtsverlaufende Konsolidierung zwischen grob gesagt 19 und 23 Euro breitgemacht. Gelegentliche Ausreißer nach oben und unten wurden jedes Mal schnell wieder eingefangen. Seit dem Herbst 2022 sind mittlerweile jedoch regelmäßig höhere Tiefpunkte zu beobachten, während die Widerstandszone zwischen 23 und 25 Euro auf der Oberseite zunehmend unter Druck gerät.
Für 2024 stehen daher die Chancen für einen Ausbruch daher recht gut. Dies könnte einen Befreiungsschlag initiieren, der die Silberpreise auf Euro-Basis ein bis zwei Etagen nach oben befördern könnte.
Silber in Euro – Tageschart
Silber in Euro, Tageschart vom 21. Dezember 2023. Quelle: Tradingview
Auf dem Tageschart ist die Serie der höheren Tiefpunkte seit dem September 2022 gut ersichtlich. Ebenso steigt die 200-Tageslinie (21,79 Euro) weiter an. Die Tagesstochastik hat erst kürzlich ein neues Kaufsignal generiert und hat jetzt viel Luft nach oben. Ein neuerlicher Angriff auf die Abwärtstrendslinie im Bereich um 23,30 Euro scheint daher vorprogrammiert.
Gelingt der Ausbruch über diese Marke, müssen sich die Silberbullen trotzdem noch durch die gesamte Widerstandszone bis ca. 25 Euro hindurch kämpfen. Erst dann wäre die dreieinhalbjährige Konsolidierung beendet und neue Kursziele auf der Oberseite im Bereich um 30 Euro und höher können aktiviert werden.
Insgesamt ist die Konsolidierung weit vorangeschritten und ein Ausbruch nach oben zeichnet sich zunehmend ab.
Konklusion: Silber – Zum Ausbruch fehlt nicht mehr viel
Ein schwieriges Jahr am Silbermarkt neigt sich seinem Ende entgegen. Trotzdem liefern sowohl die Fundamentalanalyse als auch die Charttechnik genügend Gründe für einen konstruktiven Optimismus.
Betrachtet man hingegen das Sentiment, hat sich die Stimmung am Silbermarkt zwar seit dem Panik-Tief im Herbst 2022 deutlich erholt, von Euphorie und Gier kann jedoch keine Rede sein. Nach der enttäuschenden Performance in diesem Jahr erwägen insbesondere Privatanleger ein Umschichten von Silber-Positionen in Aktien oder vor allem Bitcoin.
Als Antizykliker sehen wir angesichts der intakten, jedoch weitgehend ignorierten Ausbruchsbewegung beim Goldpreis genau deswegen in 2024 die größten Chancen bei den Edelmetallen.