Dieser Artikel erschien zuerst auf GoldGeldWelt
Die Preise für Rohstoffe steigen auch außerhalb der großen Benchmarks. Nicht zuletzt institutionelle Investoren entdecken diese Märkte für sich. Dies könnte die Preise weiter nach oben treiben.
Die Hausse an den Rohstoffmärkten erstreckt sich auch auf Teilmärkte, die weniger stark dem klassischen Einfluss der Finanzmärkte unterliegen. Hier sind die Preise zum Teil sogar besonders drastisch gestiegen.
Ein Großteil der ökonomisch relevanten Rohstoffe ist in international bekannten Benchmarks zusammengefasst. Eine dieser Benchmarks ist etwa der S&P Goldman Sachs (NYSE:GS) Commodity Index. Dieser enthält 24 verschiedene Futures. Das Gewicht im Index bestimmt sich nach dem Welthandelsvolumen. Stark vertreten sind etwa fossile Brennstoffe wie Erdöl. Doch auch Industrie- und Edelmetalle, Agrarrohstoffe und sogar Lebendvieh sind enthalten.
Trotz Hausse: Rohstoffindizes bleiben hinter S&P 500 zurück
Der S&P GSCI legte im Gesamtjahr 2021 um rund 37 % zu. Ähnlich verlief es beim Bloomberg Commodity Index (BCOM), in dem 20 Terminkontrakte auf Rohstoffe enthalten sind. Dieser Index ist etwas ausgewogener gewichtet als der GSCI, enthält aber einen ähnlichen Rohstoffkorb mit fossilen Brennstoffen, Agrarrohstoffen sowie Industrie- und Edelmetallen.
Der BCOM konnte im Kalenderjahr 2021 um ca. 22 % zulegen. Damit blieben die beiden Aushängeschilder des Rohstoffmarktes trotz der Hausse hinter dem S&P 500 im selben Kalenderjahr zurück.
Deutlich stärker haben sich derweil die Preise für Rohstoffe und damit verbundene Märkte entwickelt, die nicht in den großen Benchmarks enthalten sind. Dies gilt etwa für CO2 Emissionsrechte. Diese wurden Anfang 2021 bei rund 33 USD gehandelt. Zum Jahreswechsel lag der Kurs bei rund 80 USD, nachdem zwischenzeitlich sogar ein Hoch bei 90 USD erreicht worden war. Aktuell nimmt der CO2 Preis sogar Anlauf auf die 100 USD Marke.
Strompreise +300 %, CO2 Rechte +150 %
Ähnlich fulminant verlief die Preisentwicklung auf dem Strommarkt. Wurden am Spotmarkt im Januar 2021 in Deutschland noch durchschnittlich knapp 53 EUR pro Megawattstunde gezahlt, waren es im Dezember durchschnittlich bereits 221 EUR. Dies entspricht einem Anstieg um mehr als 300 % Und damit um Größenordnungen mehr als bei den großen Rohstoffindizes zu beobachten war.
Einen enormen Anstieg gab es auch beim Kohlepreis – der weder im GSCI noch einen BCOM enthalten ist. Der Preis stieg im Jahresverlauf 2021 zeitweise über 225 USD – nachdem der Markt mehr als zehn Jahre lang im Bereich von ca. 50-75 USD notiert hatte.
Ein weiteres Beispiel für die starke Entwicklung von Rohstoffen außerhalb der klassischen Benchmarks ist Eisenerz. Der Preis hatte sich gegenüber seinem Niveau beim Ausbruch der Corona Pandemie zwischenzeitlich fast verdreifacht. Auch aktuell notiert der Kurs weit über dem langjährigen Durchschnitt.
Diese Entwicklung hat mittlerweile auch institutionelle Marktteilnehmer auf den Plan gerufen. Neben den ausgesprochen hohen Renditen sind für diese auch (erhoffte) geringe Korrelationen zu anderen Märkten relevant.
Möglicherweise wiederholt sich hier, was kurz nach der Jahrtausendwende bei den heute als Benchmark Rohstoffen bezeichneten Märkten passierte. Damals floss viel Geld in Produkte auf Rohöl, Industriemetalle und Co.
Unter anderem Pensions- und Staatsfonds investierten in der Hoffnung, inflationsresistente Renditen bei gleichzeitig besserer Portfoliodiversifikation erreichen zu können. Das Interesse des Finanzsektors überlagerte zeitweise die Saisonalitäten bestimmter Rohstoffe.
Mehr Institutional Money in Off-Benchmark Rohstoffe?
Fließt künftig mehr Geld in die Rohstoffe außerhalb der Benchmarks? Denkbar ist dies. Das australische Wertpapierhandelsunternehmen Macquarie hat nach Informationen der „Financial Times“ vor nicht all zu langer Zeit eine Long/Short Trendstrategie auf einen Korb mit ca. 20 Rohstoffen aufgelegt. In diesem Rohstoffkorb befinden sich der FT zufolge unter anderem europäischer Strom, Kohle und Eisenerz. Für 2021 vermeldet die Strategie der Zeitung zufolge eine Rendite von 57 % – und dies bei einer Sharpe Ratio von 4,3.