Fast alle Unternehmen aus dem S&P 500 (bis auf 2) haben inzwischen ihre Geschäftszahlen zum 4. Quartal 2023 vorgelegt. Daher kann man nun ein Fazit zur Berichtssaison ziehen – und das fällt durchweg positiv aus.
Insbesondere beim Gewinnwachstum konnten die Unternehmen überzeugen. Denn mit +10 % gelang ein prozentual zweistelliger Anstieg zum Vorjahreszeitraum, der fast doppelt so hoch ausfällt wie der Wert von +5,5 %, über den ich am 31. Januar berichtete (siehe „Diskrepanzen, Diskrepanzen“). Damals hatten sich erst 29 % der Unternehmen in die Bücher schauen lassen.
(Quelle: LSEG)
Aber auch bei den Umsätzen steht der S&P 500 heute besser da als Ende Januar. Damals lag das durchschnittliche Wachstum bei +2,9 %, aktuell sind es +3,7 %.
Vor diesem Hintergrund erscheint es wenig verwunderlich, dass die Aktienkurse weiter zulegen konnten – und das scheinbar sogar in einem angemessenen Ausmaß. Denn vom 31. Januar bis gestern konnte der S&P 500 um +5,54 % zulegen. Das entspricht in etwa den Prozentpunkten, um die sich das Gewinnwachstum erhöht hat.
Allerdings gilt es dabei zu beachten, dass die Gewinnerwartungen zum 4. Quartal 2023 am 21. November auch schon bei +5,6 % lagen, wie folgende Grafik aus der damaligen Börse-Intern-Ausgabe verrät.
(Quelle: LSEG, Börse-Intern vom 21.11.2023)
Und seitdem hat der S&P 500 sogar um 12,69 % zugelegt.
Der Kursanstieg kann also nicht allein mit dem höheren Gewinnwachstum des 4. Quartals 2023 erklärt werden. Stattdessen müssten auch die Zukunftsperspektiven deutlich rosiger erscheinen. Doch das ist mit Blick auf die aktuellen Daten von LSEG nicht der Fall.
(Quelle: LSEG-Daten vom 15.03.2024)
Stattdessen fallen die Gewinnerwartungen für das gesamte Jahr 2024 schlechter aus als am 21. November (siehe Tabelle oben). Gegenüber den Prognosen aus der Börse-Intern vom 31. Januar (siehe folgende Tabelle) fällt der Vergleich zwar besser aus, die moderaten Differenzen können den Kursanstieg aber nur begrenzt begründen.
(Quelle: LSEG, Börse-Intern vom 31.01.2024)
Im Wesentlichen ist der Kursanstieg des S&P 500 somit auf eine Ausweitung der Bewertung zurückzuführen. Und das belegt auch die folgende Grafik von LSEG, die einen kontinuierlichen Anstieg der Price-Earnings-Ratio (P/E Ratio), also des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) zeigt.
(Quelle: LSEG)
Der S&P 500 ist also nicht nur stärker charttechnisch überkauft, sondern auch fundamental zunehmend höher bewertet.
Angesichts der steigenden Unternehmensumsätze und -gewinne ist zwar die grundlegende Tendenz des Kursanstiegs gerechtfertigt, nicht jedoch das Ausmaß bzw. die Geschwindigkeit. Zu diesem Fazit komme ich bereits seit einiger Zeit. Und so dürfte es nicht verwundern, dass ich bei meiner skeptischen Haltung bezüglich der US-Märkte bleibe. Ich mag dadurch zwar Rendite liegen lassen, aber vielleicht hole ich das ja bald mit Short-Positionen wieder auf, die ich derzeit eindeutig bevorzuge, wenn es um die US-Indizes geht.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
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