Nach einem rasanten Renditeanstieg in der vergangenen Woche stabilisierten sich die US-Treasuries am Montag. Die Rendite der maßgeblichen 10-jährigen US-Staatsanleihe sank von fast 1,46% am Freitag auf etwa 1,43%, nachdem sie zuvor über 1,5% gestiegen war. Die Rendite der fünfjährigen Anleihe fiel auf unter 0,72% von 0,775% am Freitag.
Ein außerplanmäßiger Kauf von Anleihen in Höhe von 3 Mrd. AUD (2,33 Mrd. US-Dollar) durch die Reserve Bank of Australia am Freitag führten die Marktteilnehmer als Indiz dafür an, dass die Zentralbanken jeden unerwünschten Anstieg der Anleiherenditen begrenzen könnten und dies auch tun werden.
Am Montag teilte die australische Zentralbank mit, dass sie ihre täglichen Anleihekäufe auf 4 Mrd. AUD verdoppeln wird. Die Rendite von 10-jährigen Staatsanleihen sank daraufhin um etwa 25 Basispunkte auf 1,67%.
Mit Spannung warteten die Investoren darauf, ob das Gremium der RBA bei der Sitzung am Dienstag den Umfang des gesamten Anleihekaufprogramms von derzeit 200 Mrd. AUD erhöhen würde.
In den USA erholten sich die Aktienkurse zu Wochenbeginn wieder, während sich die Lage am Anleihemarkt entspannte. Denn einige Investoren fragen sich inzwischen, ob der Ausverkauf am Rentenmarkt in der letzten Woche nicht doch etwas übertrieben war. Ein Auftritt des Notenbankchefs Jerome Powell am Donnerstag dürfte deshalb genau auf Hinweise zu den Absichten der Fed hin beobachtet werden.
Powell bekräftigte letzte Woche, dass die Fed die ultralaxe Geldpolitik noch für eine lange Zeit beibehalten wird, weshalb die Marktteilnehmer gespannt sind, ob er dem Beispiel der RBA folgt und gegebenenfalls eine Erhöhung der Treasury-Käufe andeutet, um den Anstieg der Anleiherenditen zu bremsen.
RBA als Blaupause für die Absichten der globalen Zentralbanken?
Nach Einschätzung der Analysten könnte der Schritt der RBA ein wichtiges Indiz für die Absichten der globalen Zentralbanken sein. Der französische Notenbankgouverneur François Villeroy de Galhau, Mitglied des Rates der Europäischen Zentralbank, sagte am Montag, dass die EZB in ihrem Anleihekaufprogramm flexibel sein müsse, um einem unangemessenen Anstieg der Renditen entgegenzuwirken.
Die Renditen der Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren fielen am Montag auf minus 0,35%, nachdem sie am Donnerstag fast minus 0,2% erreicht hatten. Entsprechend haben sich die Kurse der EU-Staatsanleihen erholt.
Die Fed-Vertreter waren in der vergangenen Woche damit beschäftigt, Inflationsängste zu dämpfen, und hielten sich dabei an Powells Aussage in der Kongressanhörung, dass die Wirtschaft weit davon entfernt sei, die Wachstums- und Beschäftigungsziele zu erreichen, die zu einem Anstieg der Inflation führen würden.
Aber der Renditeanstieg der letzten Woche hat die Marktteilnehmer bereits verunsichert. Die Investorenlegende Warren Buffett prophezeite eine Durststrecke für Anleiheinvestoren, da steigende Zinsen die Kurse nach unten drücken. Anleihen seien nicht der richtige Ort, schrieb er in seinem viel gelesenen jährlichen Aktionärsbrief.
Der Präsident der Richmond Fed, Thomas Barkin, wiederholte Powells Worte am Montag und erklärte, dass der Anstieg der Renditen einen verbesserten wirtschaftlichen Ausblick widerspiegelt und alles andere eine Enttäuschung wäre. Er erwartet einen Anstieg der Inflation, glaubt aber nicht, dass dies ein Problem darstellen wird.
Die Marktkräfte überrollten diese Beteuerungen letzte Woche und nun besteht die Gefahr, dass sich die Glaubwürdigkeitslücke noch weiter vergrößert, falls die Fed-Vertreter weiter die Augen vor dem Problem verschließen.
Aus historischer Sicht könnten die Fed-Verantwortlichen Recht haben. Was den Anlegern unter den Nägeln brennt, ist die Tatsache, dass wir uns in einer beispiellosen Situation nach fast einem Jahr der Pandemie und des Lockdowns befinden. Was die Anleger wollen, ist eine gewisse Rückversicherung, dass die Zentralbanken flexibel genug sind, um mit unerwarteten Entwicklungen umzugehen.
Das ist der Grund, warum die RBA-Aktion so viel Aufsehen erregt. Die Hoffnung ist, dass andere Zentralbanken ebenso entschlossen handeln werden.