Der US-Dollar profitiert von den steigenden Anleiherenditen. Seit Jahresbeginn haben sich die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen von 0,91% auf ein Jahreshoch von 1,56% erhöht. Dieser Trend setzte bereits zum Jahreswechsel ein, gewann aber in den letzten Wochen deutlich an Dynamik. Anfangs leisteten Devisen- und Aktienhändler Widerstand, da die Aktienmärkte auf Rekordhochs kletterten und der US-Dollar seine Talfahrt fortsetzte, doch gestern wachten die Anleger endlich auf und erkannten die Auswirkungen der steigenden Zinsen. Die US-Notenbanker zeigen sich zwar unbeeindruckt, aber der Anstieg der Renditen hat einen direkten Einfluss auf die Verbraucherpreise. Die Hypothekenzinsen zum Beispiel stiegen auf den höchsten Stand seit August, was dem Refinanzierungsboom ein Ende setzen könnte.
Grund für den Renditeanstieg ist die Zuversicht der Anleger. Sie sind der Meinung, dass ein starker, nachhaltiger Wirtschaftsaufschwung vor der Tür steht und die Preise steigen werden, sobald die Nachfrage wieder ansteigt. In einem solchen Umfeld sollten die Anleiherenditen unabhängig davon, ob die Fed die Zinssätze anhebt, höher liegen. Devisen reagieren besonders empfindlich auf die Entwicklung der Zinssätze, was auch erklärt, warum der US-Dollar so extrem auf den Anstieg der zehnjährigen Anleiherendite reagiert hat. Das Gleiche gilt für Aktien: steigende Renditen erhöhen die Finanzierungskosten und wirken sich auf das verfügbare Einkommen der Verbraucher aus. Ein Anstieg von 1% auf 1,5% ist zwar prozentual sehr viel, aber in absoluten Zahlen immer noch sehr gering. Es hat einige Zeit gedauert, bis der US-Dollar und die Aktienmärkte reagiert haben, aber wir könnten eine mehrtägige Rallye des Greenbacks und eine entsprechende Korrektur bei den Aktien sehen.
Nicht nur in den USA sind die Renditen gestiegen. Die Renditen zehnjähriger deutscher Bundesanleihen kletterten ebenfalls auf den höchsten Stand seit 11 Monaten. Im Gegensatz zur Federal Reserve beobachten die Vertreter der Europäischen Zentralbank die Entwicklung der langfristigen nominalen Anleiherenditen nach eigenen Angaben ganz genau. Sie werden sicherstellen, dass sie niedrig bleiben, so EZB-Mitglied François Villeroy. Da die EZB bei steigenden Zinsen aktionsfreudiger reagiert als die Fed, sollte der EUR/USD nach unten gehen. Im Gegensatz zu anderen Leitwährungen, die gestern stark gefallen waren, stagnierte EUR/USD, aber es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis auch die Gemeinschaftswährung nach unten dreht.
Den australischen Dollar belastete die Dollar-Stärke am schwersten, was nicht unbedingt ungewöhnlich ist, da die Währung besonders empfindlich auf die Entwicklung des Aktienmarktes reagiert. Wann immer es eine größere Korrektur gibt, sehen wir typischerweise einen Ausverkauf bei AUD/USD und AUD/JPY. Der neuseeländische Dollar wurde ebenfalls aggressiv abverkauft, aber der Rückgang des NZD wurde von einem nach unten revidierten Verbrauchervertrauen begleitet. Der USD/CAD erlebte seine stärkste eintägige Kursrallye seit dem 27. Januar. Auf eine solche Bewegung sollte eine Fortsetzung folgen, aber die hohen Ölpreise halten das Paar zurück.
Das Pfund Sterling rutschte indes zurück in Richtung 1,40 Dollar. Angesichts dessen, wie stark der GBP/USD in diesem Monat gestiegen ist, waren Gewinnmitnahmen nur noch eine Frage der Zeit. Da der GBP/USD eine trendfolgende Währung ist, ist nach dem größten eintägigen Rückgang seit Oktober eine Fortsetzung der Korrektur zu erwarten.