Das Risiko einer Reflation ist seit Monaten spürbar, und die jüngsten Wirtschaftsdaten zu den Dienstleistungspreisen haben diese Sorgen weiter angefacht. Der Anstieg der Renditen an den Anleihemärkten – insbesondere bei der 10-jährigen US-Staatsanleihe – zeigt, dass Investoren diese Risiken aufmerksam verfolgen.
Am Dienstag, dem 7. Januar, stieg der Referenzzinssatz für 10-jährige Anleihen laut Treasury.gov auf 4,67 % – der höchste Stand seit über acht Monaten. Gleichzeitig kletterte die Rendite 2-jähriger Treasuries, die besonders sensibel auf geldpolitische Veränderungen reagiert, auf 4,30 %. Das ist der höchste Wert seit August und liegt nun auf Augenhöhe mit dem aktuellen Leitzins der US-Notenbank, der sich in einer Spanne von 4,25 % bis 4,50 % bewegt. Das Besondere: Zum ersten Mal seit fast zwei Jahren handelt die 2-jährige Rendite nicht mehr unterhalb des Fed-Zielkorridors.
Die Botschaft des Anleihemarktes
Die Entwicklungen am Anleihemarkt sind selten zufällig – sie senden ein Signal. Ein Blick auf die Renditekurven zeigt: Der Zins tendiert seit Monaten nach oben. Der Anstieg des 50-Tage-Durchschnitts über den 200-Tage-Durchschnitt deutet darauf hin, dass dieser Trend nicht so bald endet.
Besonders aufschlussreich ist die Entwicklung bei den 2-jährigen Treasuries, die als Indikator für die Erwartungen an die Fed-Politik gelten. Der aktuelle Gleichlauf mit dem Leitzins signalisiert, dass Zinssenkungen vorerst nicht mehr vom Markt erwartet werden.
Stattdessen scheint sich die Einschätzung zu verfestigen, dass die Zinsen für längere Zeit hoch bleiben könnten.
Was steckt dahinter?
Ein wesentlicher Treiber der aktuellen Marktentwicklung sind Sorgen um anhaltenden Inflationsdruck. Der ISM-Dienstleistungspreisindex für Dezember erreichte den höchsten Wert seit Januar 2024 und verstärkte die Befürchtungen, dass die Preise im Dienstleistungssektor weiter steigen könnten.
Hinzu kommt Unsicherheit über potenzielle politische Maßnahmen der neuen Trump-Administration, die das wirtschaftliche Umfeld beeinflussen könnten. „Wir sehen eine Neukalibrierung der Inflationserwartungen und der Zinspolitik-Erwartungen“, erklärt Tom Hainlin, Senior Investment Strategist bei der US Bank Asset Management Group.
Was bedeutet das für die Geldpolitik?
Ob die aktuelle Fed-Politik ausreicht, um einer potenziellen Reflation entgegenzuwirken, bleibt offen. Zinssenkungen scheinen jedoch vorerst vom Tisch zu sein, und es ist nicht ausgeschlossen, dass in den kommenden Monaten sogar weitere Zinserhöhungen diskutiert werden. Die Zentralbank wird sich weiterhin auf aktuelle Daten stützen müssen, um zu beurteilen, ob der Preisdruck nur vorübergehend ist oder eine größere Wende signalisiert.
Eins ist klar: Der Treasury-Markt preist inzwischen eine höhere Risikoprämie ein, um sich gegen den Fall abzusichern, dass die Fed zu früh nachgiebig wird und der Inflation zu viel Spielraum lässt.