Trotz idealer Voraussetzungen - massiv gesunkene Renditen und frische Liquidität zum Monatsbeginn - gelang den Börsen am Freitag nur eine Minimalerholung. Zwar zogen die US-Investoren gegen Börsenschluss die Indizes noch ein wenig nach oben. Aber dieses Phänomen ist an einem Freitag nach einer schwachen Handelswoche oft zu beobachten und hat wenig Aussagekraft. Positiv könnte argumentiert werden, dass der Zinsrückgang seine Ursache in nachlassenden Inflationssorgen hat. Skeptiker sehen das anders und vermuten Rezessionsängste als Treiber. Europa startet wegen des Nachholeffekts der späten US-Erholung ein wenig höher. Gefragt sind defensive Sektoren wie Telefondienste, Nahrung und Gesundheit, vor allem aber Energiewerte (NYSE:XLE). Dahinter steht die Erwartung steigender Ölpreise wegen politischer Unruhen in Libyen und dem drohenden Streik der Öl- und Gasarbeiter in Norwegen. Interessant ein Bericht der Financial Times, der berichtet, die EZB erwäge, die Zinsvorteile des für Banken lukrativen TLTRO-Geschäfts zu kappen. Vor allem italienische und französische Banken nutzen das Instrument intensiv. Wir lösen heute den antizyklischen 10% Zukauf von Ende Juni, den wir in Erwartung eines festen Übergangs in das neue Börsenhalbjahr getätigt hatten, wieder auf. Trotzdem ist natürlich zu beachten, dass die Rallye der Bondmärkte einen stützenden Boden für die Aktienbörsen vorbereitet. So bringt der anhaltende Renditerückgang der 10y US-Treasuries auf 2,89% einen weiteren Pluspunkt im apano-Stimmungsindex. Die asiatischen Börsen tendierten stabil. Auch Chinas Börsen legten zu, obwohl mit Shimao Corp erneut ein Immobilienentwickler meldet, dass er Zins- und Tilgungsdienst nicht leisten kann. Unter Druck zudem Ganfeng (HK:1772) Lithium wegen des Verdachts auf angeblichen Insiderhandel mit A-Aktien. Zu beobachten: offenbar entwickelt sich in der Großregion des ökonomisch äußerst bedeutsamen Jangtse-Flussdeltas ein neues Covid-Epizentrum. Bloomberg legt die offiziellen Werte des ersten Halbjahres 2022 vor: der MSCI All-Country World Index hat 21% verloren, das ist der höchste Rückgang seit mindestens 1988. Der Bloomberg Global Aggregate Index von Anleihen mit Investment-Grade verlor 14% - der heftigste Verlust seit Beginn der Berechnungen 1990. Mit anderen Worten: hinter uns Investoren liegt das schwärzeste Halbjahr seit den 80er Jahren! Kein Wunder, dass bei einer solchen Abschmelzung der Risikobudgets die Anleger vor dem Beginn der Berichtssaison keine Lust auf mutige Engagements haben. Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.