Extrem nervös starten die globalen Börsen in den neuen Monat. Unter erheblichem Abgabedruck standen heute früh Japans Indizes. Gestern war die Entscheidung der Bank of Japan noch gefeiert worden, bevor dann aber der Yen mächtig anzog und Sorgen bei den Exporteuren auslöste. Dies verstärkte sich über Nacht und belastete heute wegen des gestiegenen Zinsniveaus u.a. auch die Immobilienwerte. Noch sind Finanzierungen in Japan extrem günstig, aber die Rendite von 5jährigen Staatsanleihen ist seit Ende Juli von 0,58% auf 0,66% geklettert, einjährige Titel von 0,10% Mitte Juli auf 0,29% heute früh. Die prozentuale Veränderung ist also enorm, zusammen mit dem massiv gestiegenen Yen eine Bedrohung für das internationale Carry Trade - refinanziert über Yen-Kredite - über das ich hier mehrfach gesprochen habe. Der damit verbundene (beginnende?) Liquiditätsentzug könnte ein möglicher Grund sein für den heutigen Fehlstart in den August.
Die Vorgaben aus den USA waren exzellent. Zwar hatte Microsoft (NASDAQ:MSFT) die Erwartungen nicht erfüllt, wohl aber Advanced Micro Devices (NASDAQ:AMD), was den Halbleiterwerten zu einer hausseartigen Erholung verhalf: Nvidia (NASDAQ:NVDA) und Broadcom (NASDAQ:AVGO) +12%, Taiwan Semiconductors +7%. Das befeuerte den Nasdaq, mit ihm kletterte der S&P 500. Gestern Abend nach Börsenschluss legte Meta (NASDAQ:META) nach, der Kursanstieg beläuft sich momentan auf 7,3%. Auch die US-Notenbank lieferte positiven Input: Jerome Powell signalisierte, dass die Fed im September die Zinsen senken wird, insofern die bis dahin hereinkommenden Daten keine böse Überraschung liefern. CME Group`s Fed Watch Tool preist laut CNBC aktuell mit 88% Wahrscheinlichkeit einen 0,25%-Schritt im September ein. Trotzdem zeichnet sich auch bei den US-Futures heute früh nach festem Start inzwischen eine deutliche Abkühlung ab, was wohl neben Japans schwacher Vorgabe ein weiterer Grund ist, warum Europa heute so schwach eröffnet.
Hier schockt die britische Arm Holdings (NASDAQ:ARM) – der Chiphersteller gehört mehrheitlich der japanischen Softbank (TYO:9434) - mit schwachen Zahlen (-11%). Unter hohem Abgabedruck stehen aber auch die Automobilwerte. Die Zahlen von Daimler Truck (ETR:DTGGe) wurden mit Enttäuschung aufgenommen, ebenso zeugt die bei BMW (ETR:BMWG) weiter gesunkene Gewinnmarge von nur noch 8,4 Prozent (erwartet 8,7) von anhaltend hohem Kostendruck der Branche. Ganz schwach entwickelt sich unter den STXE-Branchen der Bankensektor mit -2,5%. So verlieren Soc Generale 7%, da die Q2-Zahlen zum Inlandsgeschäft mit Enttäuschung aufgenommen werden. HSBC (LON:HSBA) steht mit -3,8% am Ende des STXE 50. An den Märkten wird auch mit Sorge auf die geopolitische Entwicklung in Nahost hingewiesen. Die gestiegene Wahrscheinlichkeit einer Eskalation hat bereits gestern den Goldpreis haussieren lassen. Zudem warten die Marktteilnehmer gespannt auf die Entscheidung der Bank of England, die heute Mittag ansteht. Die Investoren erwarten mit knapper Mehrheit (57%), dass die britische Notenbank einen 0,25%-Zinssenkungsschritt vornehmen wird.
China lässt es heute ruhig angehen, gestern gab es kräftige Zugewinne. Die Aktivität des verarbeitenden Gewerbes ist im Juli in den beiden wichtigsten asiatischen Volkswirtschaften gesunken: sowohl in Japan als auch in China. Südkorea vermeldet eine Wachstumsabschwächung. Chinas Caixin-Index fiel auf 49,8 nach 51,8, erwartet war 51,5. Japans Jibun Bank Index ging von 50 auf 49,1 zurück.
Stark gesucht bleiben heute früh sichere Anlagen: so legen US-Staatsanleihen weiter zu, die Rendite der 10y US-Treasuries liegt aktuell bei nur noch 4,055%. Trotzdem klettert der US-Dollar. Diese Kombination ist selten und zusammen mit dem steigenden Ölpreis ein Hinweis darauf, dass sich die Anleger Sorgen um die Lage in Nahost machen.
APX – Achtung: alle Punktveränderungen traten bereits gestern ein. Gold -2, EM-Aktien +1, STXE 600 +2, Shanghai Composite +2.